Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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Folge häufig zur Arbeit, die sie als Sklavendieust 
verachten, gezwungen zu werden, und andererseits 
allmählich durch Zuzug von Europäern ihr Land 
zu verlieren. Sie meinten, jetzt seien zwei gekommen, 
bald würden wohl andere kommen und so würden 
sie. aus ihrem eigenen Lande und ihren seit jeher 
bebauten Schamben vertrieben werden. Infolge- 
dessen beschlossen sie, sich dem zu widersetzen, und 
wandten sich an die Waaruscha um Unterftützung, 
die ihnen aber jetzt und in den nächsten Tagen ver- 
weigert wurde. Am Mittag des 19. wurde über 
den Kauf des von der Mission besetzten Grundstücks 
verhandelt und gegen 6 Uhr abends der Kaufpreis 
von 25 Gora an den Häuptling Matunda bezahlt. 
Als den bisherigen Besitzern des von der Mission 
erworbenen Landes klar wurde, daß ihnen nun das 
Land nicht mehr gehören sollte, baten sie die schon 
erregten Krieger um Hülfe, und diese machten dann 
mit dem Aruscha-Elmorau am Abend desselben Tages 
ein neues Schauri wegen Unterstützung gegen die 
Europäer. Nachdem die Meruleute den Waaruscha, 
von welchen sie früher unlerworfen und in sklaven- 
ähnlicher Abhängigkeit waren, versprochen hatten, sie 
wollten, falls Aruscha sie unterstützte, wieder in dieses 
alte Verhältniß zu ihnen zurücktreten, und ihnen 
ferner vorgestellt hatten, daß der Cana Kuba mit 
noch einem Europäer, aber nur ganz wenig Askaris 
angekommen sei und die Gelegenheit günstig wäre, 
diese Kraft für immer zu brechen, wodurch sie dann 
später ungehindert überallhin Kriegszüge, wie früher, 
unternehmen könnten, versprach Aruscha seine Unter- 
stützung, und über 1000 Krieger machten sich sofort 
in der Nacht zum Ueberfall auf. Ein sehr kleiner 
Theil umstellte das Lager der Missionare, der große 
Rest umzingelte auf weiten Umwegen, gedeckt durch 
die Bananenschamben kommend, mein Lager. Mit 
welcher Uebermacht Letzteres überfallen werden sollte, 
geht daraus hervor, daß auf zwei Seiten des Lagers 
durch ungefähr 150 bis 200 Schuß 35 Gegner todt 
auf dem Platze geblieben und fünf im Laufe des 
Tages an ihren Wunden gestorben sein sollen. 
Nunmehr ist die Ruhe im Bezirk hergestellt bis 
auf die kleine Landschaft Ngasseni, östlich von Useri, 
wohin ich voraussichtlich Anfang nächsten Monats 
gehen werde. Die Kosten der Expedition sind durch 
das erbeutete Vieh und das bereits gezahlte Elfenbein 
vollkommen gedeckt.“ 
Ueber Straußenzucht in der Rapkolonie 
berichtet Konsul Dalldorf in Port Elizabeth, wie 
folgt: 
Im Allgemeinen ist Straußenzucht am vortheil- 
haftesten in Landdistrikten, die mit Busch oder Pflau- 
zen bedeckt sind von niederem Wachsthum, wie eben 
in Südafrika vorkommend, da Strauße die Blätter 
essen. Grasland ist nicht zu empfehlen, da Strauße 
eben Gras nur essen, wenn es zark und jung und 
  
noch ganz kurz ist. Altes trockenes und langes Gins 
wird der Vogel nicht anrühren und eher verhungern, 
als davon zu füttern. Wenn Grundstücke bewässert 
werden können, ist der Anban von Klee, „Luzerne", 
sehr zu empfehlen. Die Vögel pflücken von demselben 
die Blätter zur Nahrung, verschmähen jedoch die 
Stengel. Wird der Klee geschnitten und zur Fütte- 
rung verwandt, sollte derselbe sehr fein geschnitten 
werden. 
Im Falle Pflanzennahrung fehlt, ist Reis sehr 
als Futter zu empfehlen, und sollte Fütterung zwelmal 
des Tages stattfinden, morgens und abends, und die 
Vögel zugleich reichlich mit Trinkwasser versehen 
werden. Besonders vortheilhaft für das gute Ge- 
deihen der Strauße ist genügend Raum und Freiheit 
der Bewegung. Man sieht oft, daß ein Strauß 
ohne besondere Veranlassung ausbreitet und zwei 
oder drei Meilen weit läuft. 
Wie viele Strauße auf einem bestimmten Flächen- 
raum gehalten werden mögen, ist natürlich schwer zu 
bestimmen und ist durch die Güte und Zweckmäßig- 
keit defselben bedingt. 
Man giebt hier den Vögeln gewöhnlich so viel 
Freiheit wie möglich, wählt aus denselben die zur 
Brut best geeigneten, das heißt die kräftigsten und 
gesundesten derselben und bringt die einzelnen Paare 
in diese hergestellte Umzäunung in Größen von vier 
bis fünf Acker. Drahtzäune sind die vortheilhaftesten, 
vielleicht vier Fuß hoch, fünf bis sechs Drähte, durch- 
flochten mit Busch, damit die eingeschlossenen Vögel 
nicht mit solchen in der Nachbarumzäunung in Kampf 
gerathen und sich durch Schlagen gegenseitig be- 
schädigen. 
Die Hauptzeit des Paarens fällt gewöhnlich gegen 
Juli und vollzieht sich bis zu Ende des Jahres und 
vielleicht auch ausier dieser Zeit oder innerhalb der 
angegebenen Zeit, wenn klimatische Verhältnisse be- 
sonders günstig waren und das Feld in besonders 
gutem Zustande ist. Ein Weibchen legt 13 bis 
20 Eier. Sobald das letzte Ei gelegt ist, nimmt 
das Männchen Besitz vom Neste, brütet des 
Nachts und überläßt dem Weibchen dieses Geschäft 
während der Tageszeit. Das Männchen entfaltet in 
dieser Hinsicht die größte Sorgfalt und überwacht 
das Weibchen in der Ausübung seiner Brütepflichten. 
Das Nest sollte besonders beobachtet werden, nachdem 
das Männchen sechs Wochen am Brüten theilgenommen 
hat, da nach dieser Zeit die Kücken erscheinen. Da 
das jedoch sehr oft unregelmäßig geschieht, verlassen 
die kräftigen erstgeborenen Strauße das Nest und 
verlaufen sich, die Alten folgen und verlassen oder 
vernachlässigen das Nest, und so wird oft nur ein 
Theil der Eier ausgebrütet. Um diesem vorzubeugen, 
zieht man um das Nest, vielleicht fünf bis sechs Fuß 
entfernt, eine niedrige Buschhecke. 
Wenn die Kücken drei Monate alt sind, könmen die- 
selben von den alten Straußen entfernt werden, und 
wenn die Letzteren gesund und kräftig sind, baut das
	        
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