Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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Weibchen oft sofort wieder sein Nest und beginnt zu 
legen, so daß zweimal im Jahre eine Brut von den- 
selben Eltern zu erlangen ist. Künstliche Brütung 
wird hier jetzt gar nicht mehr angewendet; es hat 
sich ergeben, daß so gebrütete Strauße schwächlich 
und selten voll ausgewachsen sind. Man hat sich 
früher auch für diesen Zweck nur solcher Eier bedient, 
die entweder außerhalb der Rester gefunden wurden 
oder wo die Henne das Nest verlassen hatte oder 
vielleicht getödtet wurde. Die Brutkästen, wie früher 
benutzt, hatten Raum für 25 Eier und kosteten zehn 
bis zwölf Pfund Sterling. 
Das Abnehmen der Federn geschieht bei Kücken, 
wenn dieselben acht bis neun Monate alt sind, und 
werden dieselben abgeschnitten. Sechs Wochen da- 
nach müssen die zurückgebliebenen Posentheile sorgfältig 
einzeln herausgezogen werden. 
Voll ausgewachsene Strauße werden jede neun 
oder zehn Monate gerupft, das heißt die langen 
Federn werden abgeschnitten und erst zwei bis drei 
Monate später, wenn man die alten Posenstücke her- 
ausnimmt, werden die kurzen schwarzen und grauen 
Federn entfernt. Ehe man mit dem Entfernen der 
alten Posenreste fortfährt, sollte man sich überzeugen, 
daß dieselben ganz ausgedörrt und todt sind; wenn 
nicht und noch irgend welcher Saft darin enthalten, 
muß das Ausziehen verzögert werden. Bei Kücken 
ist besonders darauf zu achten, daß das Fortnehmen 
der alten Posen nicht zu sehr verzögert, weil die 
neue Feder im Wachsen sich in dieselben drängt 
und beim Entnehmen die junge Feder leicht be- 
schädigt wird. 
Dies ist eine kurze Andeutung, wie hier bei der 
Straußenzucht verfahren wird. Eine feste Regel für 
Behandlung ist kaum festzustellen, da so Vieles von 
klimatischen Verhältnissen abhängt. Erfahrung wird 
ohne Zweifel viel lehren, doch ist dies gewiß die 
erste Regel, daß genügend Nahrung, hinlänglich Raum 
und allgemeine gute Aufsicht erste Bedingungen sind, 
die Straußenzucht zu einem einträglichen Unternehmen 
zu gestalten. 
Ramerun. 
Ueber die Station Bus#a 
berichtet der Kaiserliche Gonverneur von Kamerun, 
wie folgt: 
Das Stationsterraim liegt in einer Ausdehnung 
von etwa 25 ha auf einem hügeligen, von Schluchten 
durchzogenen und von dem Bucabach in Kaskaden 
durchströmten Gebirgsplateau in einer Höhe von 
900 bis 1000 m. Das Wohnhaus des Stations- 
chefs mit dem daranstoßenden Wirthschaftsflügel hat 
die Front nach Südosten, mit herrlicher Aussicht auf 
das Kameruubecken, den Kamerunfluß, die See. Bei 
klarem Wetter sieht man deutlich die Gebäude Ka- 
  
meruns mit den im Fluß verankerten Schiffen und 
die Zuflüsse des Beckens wie aus der Vogelperspektive. 
Im Rücken der Station, im Nordwesten, ragen die 
schroffen Hänge des Gebirges steil empor. Die Luft 
ist ungemein frisch und leicht, gleichviel ob Nebel den 
Berg umhüllen oder ob die heiße, immerhin tropische 
Mittagssonne aus blauem Himmel herniederstrahlt. 
Fast nie indessen ist die Luft hier oben ohne Wolken- 
bedeckung irgend welcher Art, so daß die Hitze wenig 
empfindlich ist. 
Die Durchschnittstemperatur beträgt etwa 21° C, 
während in kühlen Nächten das Thermometer nicht 
selten auf 10° C. sinkt. Zur Zeit, im Beginn der 
Trockenzeit, sind gegen Tagesanbruch durchschnittlich 
13° C. Auch Windstille ist selten; fast stets 
weht eine erfrischende Brise, sei es tagsüber von 
See her, oder nachts und morgens von den Berg- 
gipfeln hernieder. 
Daß unter diesen Umständen das Klima für 
Europäer außerordentlich günstig ist und wir hier 
in Buca die gegebene Gesundheitsstation haben, kann 
meines Ermessens keinem Zweifel mehr unterliegen. 
Die Basler Mission hat dies vollkommen richtig er- 
kaunt und dementsprechend auf dem ihr von dem 
Freiherrn v. Soden seiner Zeit abgetretenen Terrain 
nicht nur bereits ein vorzügliches, sehr geräumiges 
europäisches Wohnhaus erbaut, in dem mehrere 
Missionsfamilien wohnen und sich einschließlich der 
weiblichen Mitglieder dauernd der besten Gesundheit 
erfreuen, sondern sie beabsichtigt, demnächst mit dem 
Bau eines größeren Sanatoriums zu beginnen, in 
dem auch kranke Missionare von der Goldküste und 
Andere Aufnahme finden sollen. ç . 
Das Wohnhaus des Stationschefs ist ein kleines 
freundliches Gebäude mit vier Zimmern und breiter, 
umlanfender Veranda, auf Steinpfeilern aus Holz 
und Wellblech errichtet; die Zimmer sind inwendig 
mit gehobelten Brettern verschalt und mit Oelfarbe 
gestrichen. 
Da der Stationschef Leuschner, sehr zum Vor- 
theil der Station und des Wirthschaftsbetriebes, seine 
junge Frau mit herausgebracht hat, so habe ich ihm 
dies Haus als douernde Dienstwohnung üÜberlassen 
und auf der Rückseite des Stationshofes, an die 
Bergwand gelehnt, ein zweites Wohngebäude aus 
gleichem Material errichten lassen, welches soeben 
vollendet ist und zwei europäischen Unterbeamten, 
Stationsassistent und Bauaufseher, an Stelle des 
Letteren später Viehpfleger, zur Wohnung dient. 
Die Bergstraße Victorin— Busa ist bis über 
Boana hinaus fertiggestellt. Einige noch zu starke 
Steigungen werden allmählich durch Anlage von 
Serpentinwegen ersetzt werden. Die noch herzu- 
stellende kleinere Strecke Bonna—Busa wird in sechs 
bis acht Monaten vollendet sein. Der Wegebau 
bietet keine erheblichen Schwierigkeiten; auf Veran- 
lassung des Stationschefs von Buea haben die an- 
wohnenden Eingeborenendörfer die alte Wegstrecke, 
von der die neue Strecke nicht oder nur ganz un-
	        
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