karawanenzeit, mehr als tausend, ausschließlich für
die Haussaländer bestimmte, Kola tragende, aus
Nord-Aschanti kommende Lastthiere. Bedenkt man,
daß eine Reihe verschiedener Routen von Aschanti
nach dem Osten führt, daß auch die nördlichen
Länder des Nigergebietes, bis Timbuktu und weiter,
sich theilweise von diesem Centrum aus versorgen,
daß ferner viele Millionen Nüsse nach den Küsten-
plätzen der Goldküste geschafft werden, um von dort,
hrößtentheils nach Lagos, exportirt zu werden, so
erhält man eine Vorstellung von dem Umfange dieses
Handels.
Was das nördliche Kolacentrum betrifft, so
liefern die französischen Distrikte Koba und Sakata
allein schon 600 Tonnen, wovon z. B. in Melli-
corce, einer der besten Kolakulturdistrikte, die Tonne
bei guten Sorten mit 5000 Francs bezahlt wird.
Der Durchschnitt des Kolaexportes der Sierra
Leone-Küste wird in den letzten Jahren auf
ca. 50 000 Kilo angegeben. Es handelt sich hierbei
so gut wie ausschließlich um frische Nüsse; die
getrockneten, die bei uns zu Präparaten ganz gut
verwendbar sind, spielen im Sudan keine Rolle, und
man greift zu ihnen nur im Nothfalle.
Bedenken wir nun, daß das Togogebiet kaum
20 geographische Meilen von jenem Hauptkultur-
centrum der Konsumkola entfernt liegt, und daß
die klimatischen und sonstigen Verhältnisse denen
Aschantis sehr ähnlich sind, so entsteht unwillkürlich
die Frage: Läßt sich diese Kultur nicht auch in unser
Schutzgebiet verpflanzen, und kann damit nicht eine
große Quelle des Reichthums erschlossen werden?
Der Werth der frischen Kolanüsse dieser guten
Qualitäten ist durchaus kein so unbedeutender; z. B.
kostet in Sierra Leone, also im Produktionsgebiet,
das Kilogramm frischer Nüsse 1 bis 2½ Mark, in
Gambia und Goree sogar schon 2 bis 4½" Mark.
Es ist also durchaus nicht unwahrscheinlich, daß die
Kolanuß des afrikanischen Konsums sich in be-
günstigten Gegenden sogar für Plantagenkultur
eignen dürfte. Man darf nur nicht diese feinen
Sorten des afrikanischen Konsums mit den billigeren
nach Europa gehenden Qualitäten zusammenwerfen.
In der letzten Ausfuhrstatistik Kameruns wurde das
Kilo z. B. auf nur 87 Pfennig bewerthet; da offen-
bar getrocknete Nüsse gemeint sind, dürften die
frischen demmach kaum mehr als 50 Pfennig
per Kilo erzielen. Diese Sorten zu kultiviren, kann
erst dann in Frage kommen, wenn der Konsum in
Europa ein vielfach größerer geworden ist; die
Kultur der ersteren hingegen ist ein Experiment,
von dem man sich nur wundern kann, daß es noch
nicht gemacht ist.
.Gerade das Togolond scheint zur Kultur fein-
klassiger Kola gut geeignet zu sein; z. B. ist nach
dem letzten offiziellen Johresbericht des Schutzgebietes
der Baum in Tappa, einer kleinen Landschaft in
Buêm, vorgefunden worden, und wenn die Nüsse
von dort nach einem so großen Kolahandelsplatz wie
142
Kete auf den Markl gebracht werden, so ist cs ein
Zeichen, daß es keine inferiore Qualität ist. Wie
wir zu unserer Freude durch den erwähnten Bericht
ersahren, sind jetzt auch von Seiten der Regierung
Versuche gemacht, die Kultur etwas auszudehnen;
z. B. haben die Tappaleute dem Wanderlehrer
Woeckel versprochen, ihre Bestände durch Neu-
anpflanzungen zu vermehren; ferner sind in Bis-
marckburg, wo schon 200 Bäume stehen, 400 Nüsse
in Saatbeete gelegt, in Misahöhe 3500, in
Amedschovhe 1500, in Worawora 1000, die vor-
züglich aufgegangen sind und demnächst verpflanzt
werden sollen.
So beachtenswerth diese Anfänge auch sind, so
darf man sich doch noch nicht damit begnügen; es
handelt sich hier um eine der wichtigsten Fragen
für die Zukunft Togos. Da darf man diese
Anpflanzungen nicht dauernd und ausschließlich den
Launen und dem mangelnden Verständniß der Ein-
geborenen überlassen oder den Wechselsällen und
Zufälligkeiten der großentheils politische und gou-
vernementale Ziele verfolgenden Stationen; auch der
doch nur in sehr unregelmäßigen Intervallen
mögliche Besuch des Wanderlehrers dürfte jedenfalls
nicht genügen. Es muß Jemand da sein, der diese
Kulturen unter seine ganz spezielle und fachmännische
Obhut nimmt und sie demgemäß auch beträchtlich
vergrößert. Bisher wissen wir über die Kultur der
Kolanuß noch außerordentlich wenig und über die
klimatischen Bedingungen, Boden, Kultur und Ernte-
bereitung dieser speziellen Kola des afrikanischen
Konsums so gut wie gar nichts; eine Exkursion in
die echten Koladistrikte wird schon manche Finger-
zeige geben. Das Auspflanzen ist das Leichteste,
die dauernde Pflege und Instandhaltung der
Pflanzungen ist viel schwieriger; namentlich handelt
es sich aber auch um genaue Kosten- und später um
Ertragsberechnungen, denn nur wenn diese vorliegen,
wird es möglich sein, das Kapital zur Anlegung
von Kolaplantagen zu interessiren, und das muß
unser Ziel und Streben sein. Ein tüchtiger Pflanzer,
möglichst von einem Gärtner unterstützt, ist demnach
unerläßlich; Pflanzungen müßten natürlich mehrere
angelegt werden, vor Allem auf einer Zwischen-
station zwischen Misahöhe und Bismarckburg resp.
Kete, d. h. etwa bei 7° 307, entsprechend dem
Centrum der Kolakultur Aschantis; hler müßte der
Pflanzer residiren und von dort auch die nörd-
lichsten Punkte der muthmaßlichen Kolakultur
periodisch besuchen, während der Gärtner der
Station Misahöhe beigegeben werden könnte, wo er
gleichzeitig den Grund zu einer allgemeinen Ver-
suchsplantage legen könnte, die dermaleinst ebenso
fruchtbringend für die Landwirthschaft wirken dürfte
wie Victoria für Kamerun. Der Pflanzer würde
natürlich auch die Eingeborenen zur Kolakultur
anzuregen haben; sehen letztere, daß die Weißen
keine Kosten scheuen, selbst mit gutem Beispiel
voranzugehen, so werden sie auch direkte Befehle