Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

überall allen Anforderungen, die man billigerweise. 
stellen kann, meist sind dle Wohnungen sogar besser, 
als die Leute es von ihrer Helmath her gewöhnt 
sind. Weitere Revisionen werden aber auch in Be- 
treff dieses Punktes ab und zu anzustellen sein, 
damit die jetzt guten Verhältnisse auch dauernd so 
bleiben. Dabei wird besonders auch darauf zu achten 
sein, daß die Wohnungen in sauberem und reinlichem 
Zustande gehalten werden; nicht nur außen, sondern 
ganz besonders auch im Innern. Die Plantagen- 
leiter selbst müßten hierauf aufmerksam gemacht 
werden, sie hätten auch ihre Arbeiter dazu anzuhalten, 
kleine nöthig werdende Reparaturen an den Hütten 
stets sofort selbst vorzunehmen. Es liegt doch 
schließlich nur im eigenen Interesse der Plantagen, 
wenn ihre Leute gut und gesund wohnen. Kitanden 
oder ähnliche Bettgestelle können sich die Arbeiter 
wohl selbst beschaffen oder selber bauen. Wollene 
Decken wurden früher auf einzelnen Plantagen den 
Arbeitern geliefert, man kam wieder davon ab, da 
die Decken meist bald verkauft wurden. Auf diese 
Erfahrung hin wird man von den Plantagenleitungen 
kaum verlangen können, auch fernerhin noch wollene 
Decken umsonst auszugeben; doch muß den Arbeitern 
die Möglichkeit geboten werden, Decken auf der 
Plantage selbst zu billigen Preisen kaufen zu können, 
und zwar auf Wunsch auch auf Vorschuß. Meist 
geschieht dies ja bereits. Doch müßte bei Neuab- 
schließung von Kontrakten dies den Arbeitern noch 
besonders bekannt gegeben werden. 
Alte Reis= und Kaffeesäcke, die ja nur einen 
ganz geringen Werth haben, würden eventuell auf 
Wunsch umsonst zu verabfolgen sein; für die Wasa- 
kumas und sonstige Waschentis sind diese wohl auch 
vollkommen ausreichend. Was die Krankenbehandlung 
betrifft, so wird bei leichteren. Erkrankungen der 
Plantagenleiter wohl immer selbst genöthigt sein, 
helfen zu müssen. Bei schwierigeren Fällen, speziell 
plötzlichen Unglücksfällen, ist auf den meisten Plan- 
tagen ärztliche Hülfe nur schwer und sehr verspätet 
zu erlangen. Die in der Nähe von Tanga oder 
Pangani gelegenen Plantagen können ihre Kranken 
in die Polikliniken schicken oder die dort stationirten 
Verzte holen; die übrigen Plantagen sind auf 
Dr. Heyn angewiesen, der zur Zeit in Aguelo 
wohnt und freilich bei seiner vielen Beschäftigung 
und den weiten Entfernungen bisweilen nicht mit 
der wünschenswerthen Beschleunigung den an ihn 
gelangten Requisitionen Folge leisten kann. Durch 
weiteren Ausbau und gute Instandhaltung der vor- 
handenen Verbindungswege, Anlage der nöthigen 
Brücken 2c. würde man aber viel dazu beitragen 
können, demselben die Reisen nach den einzelnen 
Plantagen zu erleichtern und deren Dauer abzukürzen. 
Im Großen und Ganzen kann als festgestellt 
gelten, daß man sich überall Mühe zu geben scheint, 
für das leibliche Wohl der Arbeiter gut zu sorgen, 
was ja schließlich auch nur im eigenen Interesse der 
Plantagen liegen kann. · 
  
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Der Rautschukexport von Lindi.“) 
Der Kautschukexport des Bezirkes Lindi ist nach 
demjenigen des Bezirkes Kilwa der größte unseres 
deutsch-ostafrikanischen Schutzgebietes; er betrug im 
Jahre 1893 42 282 Dollar (bei einem Gesammt- 
Kautschukexport Deutsch-Ostafrikas von 232 598 Doll.), 
1894 66 103 Doll. (bei einem Gesammtexport von 
247 470 Doll.). Der in Lindi als Pflanzer ansässige 
Herr B. Perrot macht in elnem Begleitschreiben 
von eingesandten Kautschukproben aus jener Gegend 
folgende auch für weitere Kreise interessante Angaben. 
„An Kautschuksorten unterscheidet man in 
Lindi drei Sorten: 
1. Mpira hya kimusra, d. h. Muêsrakaut- 
schuk, der von den Wamuesra und angrenzenden 
Völkern gewonnen wird, es sind aus Kautschukfäden 
zusammengesponnene Kugeln, freilich häufig durch 
Sand= und Holzthellchen verunreinigt. 
2. Matschembakautschuk, den die Wakonde 
hauptsächlich bereiten; der Struktur nach unterscheldet 
sich der Matschembakautschuk besonders dadurch von 
ersterem, daß er nicht aus Fäden zusammengedreht 
ist, sondern aus einer Masse besteht. 
3. Wurzelkautschuk, im europäischen Handel 
auch Delgadokautschuk genannt; die Handels- 
bezeichnung dleser Sorte in Lindi ist mpira ya 
kuponda, d. h. Stampfkautschuk; die Eingeborenen 
gewinnen dies Produkt nämlich dadurch, daß sie die 
Lianenwurzeln in großen Holzmörsern stampfen und 
die gestampfte Masse dann auskochen. 
In den letzten Jahren hat der Kautschukexport 
dieser Gegenden sehr nachgelassen. Zwar erhofft 
die Regierung einen Ausschwung dieses Produktes 
durch das Verbot der Ausfuhr von Wurzelkautschuk, 
aber das Ausrauben des Busches hat doch schon zu 
lange angedauert. Jedenfalls wird der Kautschuk- 
export von Lindi in dem gegenwärtigen Zolljahr 
bedeutend demjenigen von Mikindani nachstehen, und 
zwar hat dies folgende Bewandtniß: In dem letzt- 
genannten Ort ist wegen der Nähe des portugiesischen 
Gebietes der Export von Wurzelkautschuk erlaubt 
gewesen, während er für Lindi verboten war. Dessen- 
ungeachtet machten die Leute im Hinterlande von 
Lindi dennoch Wurzelkautschuk, brachten ihn aber 
mitsammt dem guten nach Mikindani, denn ein Tage- 
marsch mehr oder weniger zählt bei dem Neger nicht. 
Da infolge des Vorgehens der portugiesischen Re- 
gierung der Ausnahmezustand für Milindani hinfällig 
wurde, so ist jetzt die Ausfuhr von Wurzelkautschuk 
an der ganzen Küste verboten, was aber nicht hin- 
dert, daß die Eingeborenen Wurzelbälle mit guten 
Fäden bespinnen, und auf diese Weise ein minder- 
werthiges Produkt zu Betrugszwecken herstellen.“ 
  
  
*) Der „Zeitschrift für tropische Landwirtschaft" Nr. 3 
entnommen. , .«.,-.
	        
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