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wohingegen ihre Eier einen sandigen Geschmack haben.
Regen fällt hier fast täglich, sehr heftig, aber von
kurzer Dauer, eine Treibhausluft hinterlassend. Ein
unvergeßlicher Anblick wird es mir stets bleiben, den
die in allem Glanze des tropischen Himmels in den
Ozean hinabgleitende Abendsonne gewährt. Ebenso
unvergeßlich die Nacht mit ihrem herrlichen Sternen-
himmel; das südliche Kreuz haben wir gerade vor
uns, und es ist mir immer, als ob der Himmel hier
Einem viel näher läge als in unserem lieben, aber
ach so kalten Deutschland.“
Deutscher Frauenverein für RNrankenpflege in den
Rolonien.
Im Namen des Gesammtvorstandes des Frauen-
vereins für Krankenpflege in den Kolonien veröffent-
lichen die Vorsitzende Gräfin v. Monts, geb.
v. Ingersleben, Berlin W., Schaperstraße 22, und
die Schriftführerin Clara Müseler, Berlin W.,
Lützowstraße 84 A, folgenden Aufruf:
An den unter dem Protektorat Ihrer Majestät
der Kaiserin und dem Ehrenpräsidium Ihrer Hoheit
der Herzogin Johann Albrecht zu Mecklenburg-
Schwerin stehenden Frauenverein für Krankenpflege in
den Kolonien sind im Laufe der Jahre zahlreiche An-
meldungen für den Pflegedienst in Deutsch-Afrika und
ebenso viele Anfragen wegen Erlernung desselben heran-
hetreten. Bisher ist der Vorstand immer noch in der
glücklichen Lage gewesen, für den stets wachsenden Bedarf
au Pflegepersonal die geeigneten tüchtigen Kräfte zur
Verfügung zu haben. Bei den mancherlei Unzuläng-
lichkeiten aber, die sich im Laufe der Jahre dadurch
herausgestellt haben, daß die Pflegekräfte aus ver-
schiedenen Krankenhäusern und Verbänden entnommen
werden mußten, und bei den immer dringlicher
werdenden Nachfragen nach den geeigneten Maß-
nahmen zur Erlernung der Krankenpflege für die
Kolonien muß der Vorstand sowohl auf eine Be-
grenzung seiner Bezugsquellen als auf eine Er-
weiterung und Vertiefung der Ausbildung bedacht sein.
Dem wohlwollenden Entgegenk deß Direktors
des Neuen Allgemeinen Krankenhauses zu Hamburg=
Eppendorf, Herrn Professor Dr. Rumpf, und der
Frau Oberin v. Schlichting hat es der Deutsche
Frauenverein zu danken, wenn dieses angestrebte,
höchst wünschenswerthe Ziel jetzt mit Gottes Hülfe
endgültig erreicht ist.
Das Eppendorfer Krankenhaus, welches durch die
Munificenz der Hamburger Behörden nach jeder
Richtung auf das Vorzüglichste ausgestattet ist und
in seinen Baulichkeiten zu gleicher Zeit etwa 1900
Kranken nebst 200 Schwestern und sonstigem Pflege-
personal Unterkunft zu gewähren vermag, dürfte die
bestgeeignete Lehrstätte für den Pflegedienst sein.
In warmem Interesse für die Förderung der
Krankenpflege in den Kolonien hat der Direktor des
Neuen Allgemeinen Krankenhauses dem Frauenverein
die Zusage gemacht, daß allen den vom Frauenverein
ihm zugewiesenen Lernschwestern während der
1½ jährigen Zeit ihrer Ausbildung nicht allein freie
Station, Wäsche und Kleidung gewährt, sondern auch
nach einer, zur Zufriedenheit bestandenen, vier-
wöchentlichen Probezeit ein Taschengeld von monat-
lich 15 Mark gezahlt werden soll. Auf diese Weise
wird es auch Töchtern aus gebildeten Kreisen, deren
äußere Verhältnisse eine Unterstützung von Hause
unmöglich machen, ohne wesentliche Kosten möglich,
die Krankenpflege zu erlernen und sich diesem Dienst
in den Kolonien zu widmen.
Die Ausbildung der Schwestern soll theoretisch
und praktisch im Pflegedienst und in der Kranlen-
küche erfolgen, mit besonderer Betonung der späteren
kolontalen Wirksamkeit. Eine derartige Ausbildung
dürfte unter allen Umständen für das spätere Leben
reichen Segen bringen.
Deshalb richtet der Vorstand an alle Töchter der
gebildeten Kreise, welche den patriotischen Drang in
sich fühlen, ihre Arbeitskraft der Krankenpflege in
Deutsch-Afrika zu widmen, die Aufforderung um
Meldung.
Daß für die Pflegearbeit in unseren jungen
Kolonien ein ganz besonders gediegener Charakter,
stark entwickeltes Pflichtgefühl und ernsteste Ent-
sagungskraft gefordert werden müssen, wolle jede
Bewerberin sich von vornherein klar machen. Die
Kolonien sind ein hartes Arbeitsfeld, auf dem
Abenteuerlust keine Stätte findet. Wer aber von
dem festen Vorsatz erfüllt ist, den Leidenden draußen
den besten Trost der deutschen Heimath, d. h. eine
treue, sorgsame und verständnißvolle Pflege an ihr
Schmerzenslager zu tragen, dem wird die Arbeit in
den Kolonien eine Wirksamkeit voll hoher Befriedi-
gung gewähren. ·
Alle Anfragen und Anmeldungen bittet der
Vorstand an die obenverzeichnete Vorsitzende oder
Schriftführerin richten zu wollen.
Titterakur.
Moritz Schanz: Ein Zug nach Osten. Zwei
Bände. Hamburg 1897. W. Mauke Söhne.
In zwei starken Bänden schildert der Verfasser
die Erlebnisse und Beobachtungen einer Reise, welche
ihn durch Indien, Birma, Ceylon, Singapore, Java,
Sl#am, China, Korea, Ostsibirien, Japan, Alaska und
Kanada geführt hat. Das Buch ist anregend ge-
schrieben und bietet nicht alleln eine mancherlei die
Kenntnisse des Lesers vielfach bereichernde Lektüre,
sondern ist auch allen Reisenden, welche die behan-
delten Länder besuchen, als praltisches Handbuch
warm zu empfehlen. Der Verfasser begleitet gegen-
wärtig die von den deutschen Industriellen nach
Ostasien entsandte Mission.