Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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und den Plan bezũglich Einsetzmmg Mereres in und 
Fortschaffung der Wahehe aus Ubena ausführen 
konnte. Ich kündigte denn an, daß ich Merere in 
Ubena einsetzen würde, da Quawa nicht zur Ruhe 
kommen wolle, gab genauere Grenzen nicht an, deu- 
tete an, daß Idunda eine selbständige Jumbenschaft 
werden würde, und befahl sämmtlichen Wassagira, 
sich mit ihrem Gefolge zum 9. Dezember zum allge- 
meinen Schauri einzufinden. Manche mögen leise 
Hoffnungen gehegt haben, daß sie hierbei doch noch 
etwas erwischen würden, andere mögen sich ent- 
schlossen haben, sich bei Merere gut zu stellen, um 
wenigstens unter ihm ihre Stellen zu behalten; 
wieder andere wollten wohl den Wassangu trotzig 
imponiren; mehr oder minder wirkte wohl bei allen 
die dem Neger angeborene Neugier und Schaulust. 
Jedenfalls waren am 9. etwa 1000 waffenlose 
Wahehekrieger zur Stelle, als Merere ebenfalls mit 
etwa 800 Wassangukriegern mit Schild und Speer 
und einigen Hundert Weibern ankam. Dieser Tag 
wurde der Aufgabe gewidmet, Merere nochmals über 
die Bedingungen ganz klar zu machen. 
Merere ist kein sozusagen „europäisch kluger Kopf“ 
wie etwa Kiwanga und Mpangire. Er ist noch sehr 
negermäßig, besitzt aber eine ungeheure Vorstellung 
seiner Wichtigkeit und hat seine Wassangu, die noch 
unter dem Einflusse des strammen Regiments des 
alten, wirklich bedeutenden Merere stehen, fest in der 
Gewalt, Eigenschaften, die ihn vorzüglich zum 
Gegengewichte für den benachbarten Wahehesultan 
rauchbar machen. 
Ursprünglich hätte er in echter blinder Neger- 
habgler am llebsten das ganze Reich Quawas zu 
seinem alten Usasa geschlagen. Doch hatten ihm die 
Auseinandersetzungen des Lieutenants v. Stocki ein- 
geleuchtet, und er hatte begriffen, daß er, in Ubena 
residirend, genug zu thun haben würde, um seine 
Macht, die nur auf 1500 Wassangu beruht, selbst 
mit Hülfe der Station geltend zu machen. Er hatte 
auch sofort begriffen, daß er Usafa schon wegen des 
großen Poris nicht mit verwalten könne. Nur be- 
züglich seines Nachfolgers stellte er die absolut feste 
Bedingung, daß sein junger Bruder Sijawa dies 
würde und nicht etwa einer seiner älteren Brüder 
Manamhawi oder Kahemera. Demn diese haben von 
jeher gegen seine Stellung und sein Leben intriguirt. 
Sie haßte er deswegen ganz vorzüglich und er würde 
dlesem Hasse alle Vortheile opfern, selbst die Er- 
süllung des alten Traumes der Wassangu und des 
Mererehauses, in ihr angestammtes Land zurückzu- 
kehren und über die alten Erbfeinde, die Wahehe 
und das Quawahaus, zu triumphiren. Ich war 
um so mehr bereit, das zu befürworten, als Manam- 
hawi mir als unwirscher Trunkenbold bekannt ge- 
worden und deshalb von Herrn v. Eltz bei dem 
Tode des alten Merere übergangen wurde, während 
Kohemera bedeutungslos nur über wenige Anhänger 
verfügt. Während er früher selne Berufung nach 
Ubena als eine Gnade angesehen hatte, war er später 
  
zu dem Gedanken gekommen, auch die Station hätte 
ihren Nutzen davon, und suchte nun möglichst viel 
Nutzen herauszuschlagen, indem er eine Gebiets- 
erweiterung im Westen und Norden Ubenas jenseits 
des Ruaha verlangte. Schließlich versprach ich, dies 
beim Kaiserlichen Gouvernement zu befürworten, weil 
das erstere Stück bis zum Mkodijibache seine Ahnen- 
gräber enthält und wegen des Ahnenkultus ihm 
wirklich wichtig ist, und weil das zweite Stück im 
Norden, Niamniam und Umgebung, fast gar keine 
Einwohner hat und von einem Einflusse der Nachbar- 
statlonen zur Zeit gar keine Rede ist, so daß die 
hiesige Station auch zukünftig mit den Interessen 
Langenburgs oder Kilimatindes nicht kollidiren kann. 
In einem Punkte hatte er sich Hoffnungen gemacht, 
die ihm nicht erfüllt werden durften. Er hätte näm- 
lich am liebsten alle Wahehe mit sammt ihren Wassa- 
gira in Ubena beibehalten, denn der Gedanke, die 
alten Erbfeinde als Unterthanen zu haben, schmeichelte 
seiner Eitelkeit ganz eminent. 
Er begriff aber doch, daß er der Wahehe, die 
hier eigentlich weniger angesiedelt waren, als vielmehr 
Garnisonen darstellten, nie sicher sein würde, daß er 
deren Wassagira nicht in ihren Stellungen lassen 
könnte, weil seine eigenen Großen mit Recht dieselben 
verlangten. Selbst wenn er nur einigen ihre Wassa- 
giraschaften hätte lassen wollen, würde dies doch den 
Neid seiner eigenen Leute erregen und schließlich 
würde es ewig Streit geben. So war er am Abend 
über jeden einzelnen Punkt genau unterrichtet. Die 
Besprechung schloß ich mit dem ausdrücklichen Be- 
merken, daß, wenn ihm meine Bedingungen nicht 
paßten, es nicht meine Sache noch mein Wunsch sei, 
ihn zu seinem eigenen Vortheile zu zwingen, er 
brauche nur zurückzutreten, ein Stückchen Ubena würde 
ihm doch wohl aus Liebe zum alten Merere abfallen, 
im Uebrigen würde ich aber die Wabenawassagira 
selbständig unter der Station machen. Er sprach 
ofort unter Berücksichtigung der versprochenen Be- 
fürwortung in den angegebenen Punkten seine völlige 
Zufriedenheit aus. 
Am 10. morgens wurde ein entsprechender Ver- 
trag aufgesetzt und derselbe ihm in Gegenwart aller 
Offiziere der Schutztruppe, seiner Brüder, aller Großen 
der Wassangu und der Wahehe aufs Genaueste noch- 
mals erklärt und unterschrieben. Darauf zogen wir 
in feierlichem Aufzuge, Merere mit mir in der Mitte, 
rechts die Wassangu, links die Wahehe, aus der 
Stadt hinaus, wo sämmtliche Truppen aufgestellt 
waren. In feierlicher Weise wurde seine Installation 
als Sultan verkündet. Darauf marschirten wir an 
der Spitze der Expedition mit Musik nach Idunda 
hinein, wo ihm von dem erbeuteten Großvieh 
600 Stück überwiesen wurden, darunter 80 Stück 
zur Vertheilung an seine Brüder. Kaum waren die 
Salven und das rasende Schnellfeuer, das die Wahehe 
zum ersten Male mit Muße hatten betrachten können, 
verhallt, so zog ich die Wahehe zusammen und er- 
klärte ihnen, sie müßten das Land sofort räumen, 
 
	        
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