Wohnung und Kleidung werden gereinigt, und an
das Festgewand der Täuflinge wird die letzte ord-
nende Hand gelegt. Die Schulmädchen schmücken
unter Leitung ihres Lehrers das Gotteshaus. In
freudigem Eifer regen sich viele fleißige Hände, und
fröhlicher Gesang begleitet das muntere Schaffen.
So geht's bis zur Dämmerung; die Abendandacht in
jeder Hütte macht den Abschluß; dem arbeitsvollen
Sonnabend folgt der schönste Festtag des Jahres.
Während ihn Glockenklang einläutet, sammeln sich im
Missionshaus die Täuflinge. Geleitet von den Kirchen-
ältesten folgt die Schaar dann dem Missionar zum
Gotteshause, dessen Glocken heute doppelt hell über
das Thal dahintönen. Von der bereits versammelten
Gemeinde werden die Eintretenden mit einem Lob-
lied begrüßt; vor dem Altar lassen sie sich nieder.
Nun beginnt der Gottesdienst, dessen Verlauf sich
von unseren heimathlichen Einsegnungsgottesdiensten
nur dadurch, aber dadurch auch sehr wesentlich unter-
scheidet, daß an die Stelle der Handauflegung durch
den Geistlichen die Taufe tritt, welche an jedem
Einzelnen vollzogen wird.
Ueber Mittag sind die neuen Gemeindeglieder bei
einem einfachen Mahl die Gäste des Missionars.
Lange bleibt man beisammen, sie können nicht genug
zu hören bekommen, wenn der geliebte Lehrer aus
seiner deutschen Heimath erzählt. Mit einem Dank-
gottesdienst gegen Abend schließt der unvergeßliche
Festtag.
Außer dem Tauftag bilden die Abendmahlsfeiern
rechte Höhepunkte im gottesdienstlichen Leben der
Missionsgemeinde.
Die Feier findet immer erst des Abends statt,
nicht nur weil sie, an den Predigtgottesdienst ange-
schlossen, gerade in die Gluthhitze des Mittags fallen
würde, sondern auch um der Nachzügler willen, die
von den Weideplätzen draußen noch vormittags ein-
treffen. Das hell erleuchtete Kirchlein kann dann
die Zahl der Besucher kaum fassen.
In den letzten Jahren haben die Missionare
schwere, drangsalsvolle Zeiten überstehen müssen, da
ein blutiger Bürgerkrieg das Land durchtobte und
den fruchtbaren Norden desselben zur Einöde machte.
Mehrere Missionsstationen, darunter unser gesegnetes
Gibeon, mußten aufgegeben werden. Nun aber herrscht,
dank dem Eingreifen der deutschen Regierung, wieder
Friede; die verlassenen Stationen haben sich wieder
bevölkert und blühen von Neuem auf; für die wei-
tere Ausbreitung der Mission darf man das Beste
hoffen. Gott gebe, daß dies deutsche Land bald ein
ganz christliches Land werde!
Wie die Zeitschrift des Afrikavereins deutscher
Katholiken in „Gott will es“ meldet, erzielt die
St. Benediktus-Missionsgenossenschaft mit
dem Mutterhause zu St. Ottilien in Bayern,
welche gegenwärtig schon über 200 Mitglieder zählt,
und welcher als Arbeitsfeld die apostolische Präfektur
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Südsansibar in Deutsch-Ostafrika anvertraut ist, dort
fortdauernd sehr schöne Erfolge. Einem vom Mis-
sionshause zu St. Ottilien herausgegebenen Jahres-
bericht, welcher den Zeitraum vom 1. Juli 1895
bis 1. Juli 1896 umfaßt, entnehmen wir Folgendes:
Die St. Benediktusgenossenschaft für auswärtige
Missionen zählte im Berichtsjahre zwei Doppel-
stationen zu Dar-es-Saläm und Lukuledi und eine
einfache Station (Männerabtheilung) zu Kollasini.
Zur Station Lukuledi gehören zwei Außenstationen,
die eine in Chukukwe, die andere umfaßt die Dörfer
der Häuptlinge Tu-Kutun und Mwananchekenje.
Die Stationen waren besetzt mit 6 Priestern,
1 Lehrer, 7 Brüdern und 14 Schwestern.
I. Dar-es-Saläm. Die klteste Niederlassung
der Genossenschaft ist Dar-zes-Saläm, wo zugleich
ein Männerkloster gegründet wurde, beide mit dem
vornehmlichsten Zwecke, heidnische Kinder, die durch
Loskauf oder gerichtliche Entscheidung ihre Freiheit
erhalten hatten, zu erziehen. Im Jahre 1894
wurde die Knabenabtheilung aus Darzes-Saläm nach
Kollasini (fünfzig Minuten von der Stadt entfernt)
verlegt. Gegenwärtig ist im Männerkloster zu
Dar-es-Saläm ein Priester, welcher die Seelsorge
der hier wohnenden (europkischen, asiatischen und
schwarzen) Christen versieht; außer ihm befindet sich
dortselbst ein Bruder zur Besorgumg der Geschäfte
der Mission und vier Knaben zur Bedienung, welch
letztere in den gewöhnlichen Schulfächern unterrichtet
werden.
Das Schwesternkloster in Dar-zes-Saläm unter-
hält ein Internat für schwarze Mädchen nebst einem
Hospital und Asyl für die Farbigen. Am 1. Juli
1896 zählte das Internat 73 Mädchen; eine größere
Anzahl war im Laufe des Berichtsjahres aus der
Mission entlassen worden und hat sich mit christ-
lichen Männern aus der Mission verheirathet. Das
Hauptaugenmerk bei der Erziehung wird darauf ver-
wendet, die Mädchen für die Arbeit zu erziehen und
sie an Reinlichkeit, Ordnung, geregelte Thätigkeit
und christliche Sitte zu gewöhnen. Der nicht un-
geräumige, aber für die vielen Kinder doch zu kleine
Garten der Schwestern bietet zur Feldarbeit Ge-
legenheit; dazu besorgen die Kinder noch den Fried-
hof, machen allwöchentlich Spaziergänge, die nebst
der Erholung auch mit irgend einer Arbeit, die in
der Stadt nicht ausgeführt werden kann, verbunden
sind. Neben dieser vor Allem ins Auge gefaßten
Gewöhnung der Mädchen an geregelte Arbeit, die
ihnen für ihre spätere Lebensstellung am nöthigsten
ist, wird aber auch der Schulunterricht wohl gepflegt.
Bis gegen Ende des Berichtsjahres war die Mädchen=
schule einklassig, und wurden alle Kinder von einer
Lehrerin in folgenden Fächern unterrichtet: Religion,
Lesen, Schreiben, Rechnen, Gesang. Jetzt steht die
Schule unter zwel Lehrerinnen und ist in zwel Ab-
theilungen getheilt; dem Unterrichtsplane der oberen
Abtheilung ist Erlernung der deutschen Sprache
hinzugefügt. Mit Vorliebe wird von den Kindern