Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

führte sie in vier Tagemärschen auf der Handels- 
straße über Quamikrum, Akrosso, Otinsu aus. Etwa 
1½ Stunden vor Kratschi merkte ich an dem Be- 
ginne einer vorzüglich angelegten Straße, daß ich 
mich in der Nähe der deutschen Station befand. 
Ich besichtigte sogleich nach meiner Ankunft die 
Stadt Kete. 
Am nächsten Morgen fanden sich die sämmtlichen 
Haussachiefs zu meiner Begrüßung in ihren farben- 
prächtigen Gewändern und auf reichgeschmückten 
Rossen in der Station ein, als wir plötlich eine 
Flammensäule aus Kete aufsteigen sahen. Im Mo- 
ment waren die sonst so ceremonlellen Haussas ohne 
Abschied auf ihren Pferden und eilten nach der Stadt. 
Wir folgten dem Stationsassistenten Rosenhagen, 
der sich sofort mit Soldaten und Arbeitern an die 
Brandstälte begab, nach, sahen aber bald ein, daß 
bei dem starken Winde und dem Baumaterial der 
Hütten nichts zu machen war. Auch die Faktorei 
von C. Goedelt fiel dem plötzlich ausgebrochenen 
Brande zum Opfer, und binnen wenigen Stunden 
waren drei Viertel der sämmtlichen Strohhäuser bis 
auf den Grund ausgebrannt. Menschenleben dürften 
nicht zu beklagen sein. Ueber die Entstehung des 
Brandes war nichts bekannt. 
Meine Absicht, die Rückreise mit Kanus auf dem 
Volta bis Kpandu auszuführen, wurde durch den 
Mangel an kundigen Kanuleuten vereitelt. So trat 
ich nach nur eintägigem Aufenthalte in Kete den 
Rückmarsch auf demselben Wege an und gelangte in 
drei scharfen Tagemärschen wieder in Kpandu an, 
von wo ich mich noch an demselben Nachmittag nach 
Nkami begab, um wenigstens den Volta von hier 
bis zum Hafen von Botoku kennen zu lernen. In 
zehnstündiger ununterbrochener Kanufahrt erreichte ich 
diesen Hafen, vereinigte mich in Botoku wieder mit 
dem Gros meiner Expedition und ging über Woadse, 
Kpeve, Akrofu, Sokode, Ho, Abuadi, Waya, Solo- 
Diolo, Noeppe in vier starken Tagemärschen zur 
Küste zurück. 
DBus dem Brreiche der Wisstonen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Das Baplistenmissions-Komitee hat den Missionar 
L. H. Schwarz in Begleitung eines hier ausgebil- 
deten, aus Kamerun gebürtigen 19 Jahre alten 
Gehülfen nach Kamerun entsandt. 
  
Dem zwelundachtzigsten Jahresbericht der evan- 
gelischen Missionsgesellschaft zu Basel, erstattet am 
30. Juni 1897 von Inspektor Oehler, entnehmen 
wir Folgendes: 
Die Geschichte unserer Mission in der Heimath 
bietet diesmal etwas Neues, nämlich den ersten 
missionswissenschaftlichen Kursus hauptsächlich für 
Theologen, der von unserem Sekretär Herrn Pfarrer 
490 
  
Würz im Bund mit einigen Missionsmännern im 
Palmenwald bei Freudenstadt unter sehr zahlreicher 
Betheiligung und zu großer Befriedigung der Theil- 
nehmer gehalten wurde. 
Nach den vielen Todesfällen in der ersten Hälfte 
des Jahres 1896 in Afrika verlief die zweite Jahres- 
hälfte für Afrika leichter, doch fiel in dieselbe der 
durch ein Brandunglück verursachte Tod unseres 
Bruders Unger in Bonaberi in Kamerun am 16. 
August, und der Tod unseres Missionskaufmanns 
Hermann Gölz von der Goldküste, der am 3. No- 
vember in der Heimath bei den Seinigen abgerufen 
wurde. Wrr hatten gehofft, diese beiden Todesfälle 
würden die einzigen in Afrika sein, die dieser Bericht 
zu erwähnen hat, da kam noch letzten Montag die 
telegraphische Nachricht vom Tode der jungen Frau 
Walburga Walker geb. Schmid in Kamerun. An 
viel schwerer Krankheitsnoth hat es daneben in Afrika 
auch nicht gefehlt. 
Die bedeutendsten Erelgnisse auf der Goldküste 
sind der Beginn der Asantemission und das Vorgehen 
im Hinterland von Deutsch-Togo. Am meisten Ein- 
gang findet das Evangelium in Kpando mit seinem 
Kranz von Dörfern im deutschen Geblet gelegen. 
Der gute Eindruck, den Br. Martin schon früher 
von der Gemeinde Kpando bekommen hatte, bestätigte 
sich ihm bei seinen Besuchen in den Häusern. Neu 
besetzt wurden im deutschen Gebiet die Städte Botoku 
und die Hauptstadt von Bo#zm, Borada. 
Missionar Mischlich hat bei Bismarckburg in 
Ketschenke ein Haus gebaut, um theils in der Land- 
schaft Adele und den angrenzenden Gebieten zu ar- 
beiten, theils durch Reisen nach dem Innern ein 
weiteres Vordringen vorzubereiten. Er konnte eine 
kleine Schule in Adele gründen und bekam einige 
Taufbewerber, so daß wir hoffen, bald ein Gemeind- 
lein in Adele entstehen zu sehen. Im Juni und Juli 
machte er eine Reise in nördlicher und nordöstlicher 
Richtung nach Fasogu, Tschautscho und Tschamba. 
Freilich werden wir in diesen Ländern nicht mehr 
mittelst der Tschisprache arbeiten können, sondern eine 
Mission daselbst würde die Aufgabe mit sich bringen, 
eine neue Sprache zu erlernen und für die Zwecke 
der Mission zu bearbeiten. 
Darüber, wie ein weiteres Vordringen im Volta- 
gebiet einzurichten ist, haben uns besonders die Beob- 
achtungen und Vorschläge von Missionar Mohr 
Licht gegeben, der die Voltaländer bis Bo#m und 
Adele bereiste. Wir hoffen, die vielsprachige und 
doch dünn bevölkerte Gruppe von Landschaften bis 
über Krakye am Volta und über Adele hinaus noch 
mittelst der Tschisprache bedienen zu können, die dort 
noch bekannt ist und von Manchen gesprochen wird, 
indem wir sie zur Kirchen= und Schulsprache in 
diesem Gebict machen. Zugleich hoffen wir durch 
Begründung der Mission in diesem Gebiet eine Basis 
für das Vordringen tiefer ins Innere hinein und 
die nöthigen eingeborenen Hülfskräfte zu bekommen. 
Es ist daher neben der Niederlassung des Missionars
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.