Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

urtheilen konnten, sehr schwer zu sprechen und zu 
schreiben ist. Wie bekannt, sind Massawa und Ra- 
mandu die einzigen bewohnten Orte an der Küste 
von Baining; man bedient sich dort noch der Sprache 
der Blanka- und Tälelebucht. Erst landeinwärts 
leben die Baininger, deren Sprache verschieden ist. 
P. Rascher begiebt sich öfters in der Woche 
nach dem fünf Viertelstunden entfernten Ramandu. 
Die dortigen Bewohner haben uns zur Errichtung 
einer Station ein Grundstück käuflich abgetreten #und 
selbst eine hübsche Kirche gebaut. Da dieser Ort 
neben Wunamkrita der einzige an der ganzen Küste 
ist, durch welchen man ins Innere gelangen kann, 
so habe ich beschlossen, dort eine Hauptstation zu 
gründen, die von P. van der A und einem Bruder 
versehen wird. In anderthalb Monaten ist diese 
wichtige, geplante Niederlassung schon eine vollendete 
Thatsache. Das Haus wurde bereits in Vuna Pope 
in einzelnen abgepaßten Theilen gefertigt, welche nur 
ineinandergefügt zu werden brauchen. Heute wurde 
mit dem Transport des Materlals mittels Nachen 
begonnen, so daß man die Aufstellung des Hauses 
etwa in 14 Tagen vornehmen kann. Alsdann hat 
P. Rascher einen Mitbruder in der Nähe und ist 
dadurch der langen und gefahrvollen Reise nach 
Wlawolo enthoben. 
Um die Verbindungen zwischen Vuna Pope und 
diesem 42 Seemeilen entfernten Gebiete von Baining 
zu erleichtern, sah ich mich gezwungen, in Sydney 
einen kleinen Dampfer von 16 Tonnen zu erwerben. 
Auf diese Weise wird eine rasche Verproviantirung 
aller Stationen ermöglicht und bleiben mir fernerhin 
die Beschwerden und der beträchtliche Zeitverlust er- 
spart, welche mit der Fahrt auf einem Segelschiffe 
oder Boote verbunden sind. Dieser Dampfer wird 
somit der Mission gute Dienste leisten; aber wie übel 
spielt sein Ankauf unserem armen Geldbeutel mit, 
und welche Auslagen erfordert alljährlich seine Unter- 
haltung! 
Wie Sie sehen, sollen die beiden letzten Grün- 
dungen in Wunamärita und Ramandu für die 
Mission ein neues Centrum bilden. 
Zum Schlusse sei diesem allgemeinen Ueberblick 
noch die Zahl der Taufen angefügt, welche vom 
1. August 1896 bis zum 1. April 1897 (meist Er- 
wachsenen) gespendet wurden: 1645. Die Gesammt- 
zahl unserer Katholiken beträgt gegenwärtig über 4000. 
  
Der General der Oblaten von der unbefleckten 
Empfängniß, P. Sonillier, ist gestorben. Derselbe 
war am 17. März 1826 in Meyniac in der Diözese 
Tulle geboren und war der Stifter der deutschen 
Ordensprovinz seines Ordens. Die Oblaten sind 
bekanntlich auch in Südwestafrika thätig. 
  
P. Loonus aus der Kongregation der Weißen 
Väter, früher in Marienthal (Luxemburg), zuletzt 
zwei Jahre in Bukumbi thätig, ist in Kilimatinde 
(Ostafrika) am Fieber gestorben. Er war zwei Jahre 
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– 
in Afrika thätig, wurde dann zur Wiederherstellung 
seiner Gesundheit nach Marienthal zurückbeordert, 
erreichte aber dieses Ziel nicht mehr. 
(Kreuz und Schwert.) 
In „Gott will es“ lesen wir: Eine neue Missions- 
karawane der Weißen Väter, welche am 11. Juli 
d. Is. Marseille verließ, um nach dem Innern 
Afrikas, zu den großen Seen zu ziehen, setzt sich 
zusammen aus zehn Priestern, den hochw. Herren: 
P. Brard, P. Martin, P. Bringuier, P. Esser, 
P. Lesbros, P. Schaeffer, P. Tommaselli, 
P. Buisson, P. Huwiler, P. Gracy und den vier 
Laienbrüdern Martin, Hermann, Maria und Ernst 
nebst zwei Schwestern, zusammen 16 Missionare. 
Die Karawane, welche die Küste Afrikas wohlbehalten 
erreichte, befindet sich gegenwärtig noch auf dem 
Marsche ins Innere, welcher mindestens vier Monate 
dauern wird, so daß die Missionare nicht vor Weih- 
nachten am Ufer des Nyanza ankommen dürften. 
  
Am 7. September schifften sich in Genua auf 
dem Dampfer „Prinz-Regent Luitpold“ (Norddeut- 
scher Lloyd) zehn Missionare vom heiligen Herzen 
Jesu und sechs Töchter U. L. Frau vom hl. Herzen 
ein: Drei Patres, drei Larenbrüder und die sechs 
Schwestern sind der Mission U. L. Frau im aposto- 
lischen Vikariate Melanesien (Britisch-Neu-Guinea) 
zugetheilt, die übrigen Patres und Laienbrüder be- 
geben sich in das neu errichtete apostolische Vikariat 
der Gilbert-Inseln. 
Am 25. September reisten mehrere Priester aus 
dem Oblatenorden von Hamburg nach Südwest- 
afrika ab. 
  
Ueber die Wesleyanische Mission in der 
Südsee berichten die „Evangelischen Missionen“ aus 
dem Bismarck-Archipel: Es sind Methodisten, die 
hier arbeiten, dieselbe Kirchengemeinschaft, durch welche 
die Bevölkerung der Fijünseln christlanisirt wurde. 
Früher kamen die Missionare von der Wesleyanischen 
Missionsgesellschaft in London. Jetzt bilden die 
Wesleyaner in Australien und Neuseeland einen selb- 
ständigen Kirchenkörper, der auch die sämmtlichen 
Wesleyanischen Missionen in der Südsee übernommen 
hat. Die Missionsgesellschaft („Australasiatische Wes- 
leyanische Methodisten-Missionsgesellschaft“ genannt) 
hat ihren Sitz in Sydney. Die erste Station auf 
diesem Gebiete hat Dr. Brown auf Neulauenburg 
angelegt und zugleich zahlreiche Außenstationen mit 
Südseelehrern besetzt. Einige kamen aus Tonga. 
Diese Hauptstation auf Neulauenburg ist der Sitz 
des Distriktsleiters. Von seinen 21 Kirchen liegen 
einige auch auf Neumecklenburg. Doch sind dort bis 
jetzt noch die wenigsten Erfolge zu verzeichnen. 
Die zweite Station befindet sich in Kabakada auf 
Neupommern. Sie liegt an der westlichen Küste der 
Gazelle-Halbinsel, an der Talilibai, so genannt nach
	        
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