RKamrrun.
Aus Ramerun.
Sowohl der Stationschef von Johann Albrechts-
höhe wie der Faktoreivorsteher der Jantzen & Thor=
mählenschen Faktorel zu Mundame hatten in letzter
Zeit dringende Klage geführt über Uebergriffe des
alten Fetischhäuptlings Makia von Mokonje, dessen
Leute kürzlich sogar einen thätlichen Angriff auf die
Person des Faktoristen Conrau-Mundame ausgeübt
haben sollten. Da die Sicherheit der Station be-
droht erschien, wurde der Kanzler Regierungsrath
Dr. Seitz mit einer Abtheilung von 30 Mann der
Schutztruppe in die beunruhigten Gegenden zur
Aufklärung des Sachverhalts gesandt.
us dem Bericht des Herrn Dr. Seitz ent-
nehmen wir Folgendes:
Meine Abreise nach Mundame erfolgte am
Sonntag, 1. August, vormittags 7 Uhr. Die
80 Mann Soldaten der Kalserlichen Schutztruppe
und die 12 Kru= und Weyiungen, welche mir bei-
gegeben waren, waren zum Theil im großen Bran-
dungsboot, zum Theil in zwei von der Firma
Jantzen & Thormählen zur Verfügung gestellten
Kanus untergebracht. Der ganze Zug wurde durch
die Dampfpinasse S. M. S. „Habicht“ geschleppt.
Schlechtes Wetter und ungünstige Wasserverhältnisse
— der Mungo war in den vorhergehenden Tagen
außerordentlich hoch gestiegen — verzögerten die
Reise, so daß ich erst am 4. August, mittags 1 Uhr,
vor Mundame ankam. Da ich unterwegs gehört
hatte, daß der Häuptling Makia von Mokonje, gegen
den sich die Beschwerden der Station Johann-
Albrechtshöhe und des Faktoristen Conrau richteten,
nach Mundame herabgekommen sei und sich dort
aufhalte, so ließ ich die Dampfpinasse mit den
übrigen Fahrzeugen etwa ½ Stunde unterhalb
Mundame, gedeckt durch eine vorspringende Ecke des
Ufers, anlegen und ging mit 15 Soldaten, geführt
durch den Faktorlsten Conrau, welcher mit mir
von Kamerun heraufgekommen war, über Land auf
einem Elefantenpfad nach der Faktorei Mundame,
um gegebenenfalls Makia dort sofort abfangen zu
können. Die Dampfpinasse mit dem Rest meiner
Leute sollte auf einen Signalschuß nach der Jantzen &
Thormählenschen Faktorei nachkommen. Als wir in
Mundame ankamen, berichteten die dort zurück-
gebliebenen Leute Conraus, Makka habe sich vor zwel
Tagen nach Johann-Albrechtshöhe begeben. Ich
schickte deshalb sofort einen Eilboten an den Stations-
leiter Conradt mit dem Auftrag, mir bis zum
nächsten Morgen Nachricht über den Aufenthalt
Makias zukommen zu lassen; da mir vor Allem daran
gelegen war, Makias selbst habhaft zu werden. Als
am nächsten Morgen (5. August) keine Nachricht ge-
kommen war, marschirte ich um ½8 Uhr auf dem
Wege nach Johann-Albrechtshöhe ab und begegnete
kurz hinter Mundame dem Assistenten Strauß von
Johann-Albrechtshöhe, welchen Conradt noch in der
694
Nacht mit einigen Weyjungen abgeschickt hatte, da
er fürchtete, daß ein einzelner Bote in den Sklaven-
dörfern Maktas aufgehalten werden würde. Strauß
meldete mir, daß Makta sich auf der Station frei-
willig gestellt und sich erboten habe, einen Ochsen
und einige Ziegen als Strafe für sein Verhalten
gegen den Faktoristen Conrau und seine Wider-
setzlichkeit gegen die Statlon zu zahlen. Ich schickte
den Strauß nach Mundame, um mit seinen Leuten
die Ladung für die Station Johann-Albrechtshöhe,
die ich mitgebracht hatte, nach der Statlon zu schaffen.
Ich selbst marschirte, von dem Faktoristen Conrau
begleitet, nach dem Sklavendorf Malende, das der
Hauptsitz des Widerstandes gegen die Station sein
sollte. Gleich beim Betreten des Dorfes gelang es
mir, in einer der ersten Hütten den Sklaven Ngale,
der bei dem Angriff auf Conrau eine Hauptrolle
gespielt und auf diesen das Gewehr angelegt hatte,
festzunehmen. Die übrigen Einwohner ergriffen die
Flucht und es gelang nur noch 4 weitere Sklaven,
zum Theil nach heftigem Widerstand, festzunehmen.
Ich ließ den Busch um Malende durch Soldaten
absuchen, aber vergebens. Da ich inzwischen gehört
hatte, daß sich die Mokonjeleute bei der Nachricht,
daß Soldaten angekommen seien, nach Barombi-
Bakang geflüchtet hätten, so schickte ich den schwarzen
Sergeanten James Palmas mit sechs Soldaten und
den Gefangenen und Trägern nach Johann-Albrechts-
höhe voraus, während ich selbst mit den übrigen
Soldaten nach Barombi-Bakang ging. Auch hier
lief bei meiner Ankunft Alles in den Busch, bis auf
einen kranken Mokonjemann. Bei Durchsuchung der
wenigen Hütten des Dorfes wurden über 20 Stein-
schloßflinten — beinahe alle englischen Ursprungs
und jedenfalls aus Calabar eingeführt — sechs Faß
Pulver und eine Menge Schrot gefunden. Das
Pulver konnte erst vor ganz kurzer Zeit angekommen
sein, denn es war noch in Lasten verpackt. Das
Pulver wurde verbrannt, die Gewehre der Station
Johann-Albrechtshöhe übergeben. Ich ließ durch
den zurückbleibenden Mokonjemann und einen Dualla,
der sich gerade zu Handelszwecken im Dorfe aufhielt,
die Bakang= und Mokonjeleute auf den nächsten Tag
nach der Station entbieten und marschirte über die
Sklavendörfer Maklas nach Johann-Albrechtshöhe,
wo ich um 5 Uhr abends eintraf. Am nächsten
Tage (6. August) führte ich in Gegenwart der auf
der Station erschienenen Barombi-Bakang-Mambanda-
und Cumbaleute die Untersuchung gegen Makia und
die übrigen Gefangenen und urtheilte dieselben ab.
Am Nachmittage besichtigte ich die Anlagen der
Station Johann-Albrechtshöhe. Das Stationshaus
liegt etwa 400 m hoch hart am Elefantensee. Der
Hügelkranz, welcher den See umgiebt, fällt nach der
Seeselte zu steil ab. Ueber 300 Stusen muß man
vom Stationshaus heruntersteigen, um an den See
zu gelangen. In der Richtung nach dem Mungo
fällt der Hügel, auf dem die Station gelegen ist,
sanft ab gegen den Bach zu, über welchem die alte