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1895, somit vier Dampfschiffe von 7362 RegTons
weniger als im Vorjahre, was einerseits von der
im Juni 1895 erfolgten Einstellung der Fahrten
der Atlas-Linie, andererselts von der neuen Ver-
messung der Schiffe herrührt, insofern deren früherer
Tonnengehalt sich um annähernd ein Viertel ver-
minderte.
Die Woermann-Linieläßt seit September 1896
nun ebenso wie die Oldenburg-Linie, ihre einmal
monatlich ausgehenden Dampfschiffe Antwerpen und
die Barrenhäfen, Larache, Rabat, Saffi anlaufen,
so daß Marokko nunmehr ausgehend zweimal monat-
lich mit Hamburg und Antwerpen und heimgehend
dreimal monatlich mit Hamburg Verbindung hat.
Ertheilung von Erlaubnißscheinen für Feuerwaffen
in Britisch-Neu-Gnuinea.
Der Administrator von Britisch-Neu-Guinea hat
eine vom 28. Januar d. Is. datirte Verordnung über
Ertheilung von Erlaubnißscheinen für Feuerwafssen
erlassen, wonach Niemand Feuerwassen ohne einen
Erlaubnißschein in seinem Besitz haben darf. Auch
Eingeborenen kann eine solche Erlaubniß widerruflich
ertheilt werden.
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Titteratur.
Liebert, Generalmajor, Kaiserlicher Gouverneur von
Deutsch-Ostafrika: Neunzig Tage im Zelt.
Meine Reise nach Uhehe Juni bis September 1897.
Mit einer Seizze. Berlin 1897. Königliche Hof-
buchhandlung E. S. Mittler & Sohn.
Die kleine Schrift giebt die Eindrücke wieder,
die der Gouverneur auf seiner ersten längeren Reise
gewonnen hat. Von dem Drange beseelt, die wirth-
schaftliche Entwickelung der ihm unterstellten großen
Kolonie zu fördern und womöglich dem deutschen
Volke ein geeignetes Auswanderungsgebiet zu er-
schließen, hatte sich General Liebert Uhehe als
Reiseziel bereits erwählt, ehe die politischen Verhält-
nisse dort im Lande ihm besonderen Anlaß dazu
gaben. Bisher war man mit dem Hochland Uhehe
nur in kriegerische Berührung gekommen, und erst im
Sommer 1896 wurde eine deutsche Militärstation
(Neu-Iringa) dortselbst gegründet. Als nun Anfang
des Jahres 1897 ein erneuter Aufstand ausbrach,
entschloß sich der Gouverneur, General Liebert,
die von dem Hauptmann Prince erbetenen Ver-
stärkungen selbst nach der Station zu führen, um
dabei den kriegerischen Anhang des Quawa kennen
zu lernen, der allein noch die Waffen gegen die
Deutschen zu führen wagte. Die Schrift bletet einen
allgemeinen Ueberblick über die Landschaften, welche
der Gouverneur mit seinen Leuten durchzog; es
werden uns der Zug durch Usaramo und Khutu,
nach Uhehe, Alt= und Neu-Iringa, das Kriegsvolk
der Wahehe und Wabunga, der Quawa-Feldzug ge-
schildert. In einem besonderen Kapitel wird über
Uhehe und seine Zukunft berichtet, sowohl auf Grund
persönlicher Eindrücke als auf Grund der von Landes-
kundigen gemachten Beobachtungen. Das herrliche
Gebirgsland wird als zur Besiedelung durchaus ge-
eignet bezeichnet und soll dem deutschen Waldgebirge
an Schönheit gleichkommen. Das Land harrt nur
der fleißigen Hand und vor Allem des Pfluges;
bisher wurden dort Mais, Bohnen, Ulesi, Viasi,
Yams und Tabak gebaut, Versuche mit Weizen und
Kartoffeln werden empfohlen. Die Winke, welche in
diesem Kapitel hinsichtlich der Besiedelung des Landes
gegeben sind, werden die weiteste Beachtung verdienen.
A. T. Mahan: Der Einfluß der Seemacht auf
die Geschichte. 1788—1812. Die Zeit der
französischen Revolution und des Kaiserreichs.
Auf Veranlassung des Kaiserlichen Oberkommandos
der Marine übersetzt von Batsch, Vizeadmiral
à la suite des Seeoffizierkorps der Kaiserlichen
Marine. Erste Lieferung. Berlin 1897. König-
liche Hofbuchhandlung E. S. Mittler & Sohn.
Die breiten Schichten unseres Volkes beginnen
sich mit den großen internationalen Fragen der See-
und Landmacht, der Wechselwirkungen zwischen poli-
tischer und wirthschaftlicher Blüthe mehr und mehr
zu beschäftigen. Hierzu bietet ein Werk neue Ge-
sichtspunkte, das zum ersten Male und auf Grund
sorgsamster Forschung den Einfluß nachweist, den die
Macht zur See auf die Geschicke der Völker jederzeit
geübt hat, derart, daß Staaten, die sie entbehrten,
im Wettstreit stets unterlegen sind. Diesen wichtigen
Nachweis von der Bedeutung der Marine bringt das
Werk des amerikanischen Kapitäns Mahan: „Der
Einfluß der Seemacht auf die Geschichte.“
Seine Untersuchungen haben geradezu einer neuen
Auffassung über wichtige Fragen der Seekriegskunft
Geltung verschafft; weltgeschichtliche Ereignisse er-
scheinen in einem bisher unbeachteten Zusammenhange,
indem überall gleichmäßig die Kriegführung zu Lande
und zur See in ihrem Verlaufe und politischen
Werthe gewürdigt wird. Historiker, Wirthschafts-
bistoriker, Poliker und Volkswirthe schöpfen daher
aus Mahans Werk neue Belehrung. Eine deutsche
Uebersetzung, welche jetzt zu erscheinen beginnt, dürfte
daher gerechtfertigt sein. Man war gerade in Deutsch-
land gewöhnt, die großen welthistorischen Vorgänge
der letzten Jahrhunderte nur zu betrachten, insofern
Deutschland dabei unmittelbar in Frage kam; ent-
legenere Vorgänge, die in ihren Folgen mindestens
ebenso entscheidend für die Entwickelung im Vater-
lande waren, blieben leicht außer Acht; so ist z. B.
der Seekampf um das koloniale Weltreich im 17.
und 18. Jahrhundert mit seinem Gipfelpunkt in
Napoleons Kontinentalsperre uns nur wenig bekannt.
Es ist zu hoffen, daß das Mahansche Buch in wel-
testen Kreisen diesem Mangel abhelfen und dazu bei-