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VBerschiedene Mittheilungen.
Errichtung einer deutschen Rolonialschule.
Zu Witzenhausen an der Werra ist eine deutsche
Kolonialschule errichtet worden.
Die deutsche Kolonialschule will in erster Linie
praktische Wirthschafts= und Plantagenbeamte,
Pflanzer, Landwirthe, Viehzüchter und Kauf-
leute für die deutschen Kolonien und überseeischen
Ansiedelungsgebiete tüchtig und vielseitig vorbereiten,
damit sie möglichst in allen Sätteln gerecht werden.
Die Schule soll mit dieser praktischen Vorberei-
tung für überseeische Arbeit neben den Landwirthen,
Gärtnern und Kaufleuten (ohne Unterschied der Kon-
fession) auch evangelischen Missionsanwärtern, Missio-
naren und Beamten dienen.
Die Anstalt umfaßt die eigens zu diesem Zweck
hergerichtete Domäne Witzenhausen a. d. Werra. Ihre
Gebäude grenzen unmittelbar an den Fluß. Das
Hauptgebäude wird hergerichtet als Lehr= und Ver-
pflegungsanstalt für zunächst 40 Schüler. Die
Domänen= und hinzugekommenen Pachtländereien
ermöglichen den Betrieb vielseitiger Land= und Vieh-
wirthschaft. Handwerkstätten mit Wasserkraftsbetrieb,
Gärtnerei, Obstplantagen, Weinberge und die um-
liegenden Staatsforsten bieten weitere Bildungsmittel,
und durch Einrichtung eines eigenen naturwissenschaft-
lichen Instituts innerhalb der Anstalt wird auch
weitgehenden Ansprüchen an den theoretischen land-
wirthschaftlichen Unterricht Genüge geleistet. Tabak-
und Konservenfabriken in Witzenhausen, die Forst-
akademie Münden, die Bildungsstätten Kassels und
das landwirthschaftliche Institut in Göttingen sowie
die Universität ermöglichen in leicht erreichbarer Weise
jede wünschenswerthe Ergänzung der Bildungsmittel
der Anstalt.
Schüler im Alter von 17 bis 25 Jahren finden
zu Beginn jedes Halbjahres Aufnahme zu einem
jährlichen Lehr= und Pensionspreis von 800 bis
1200 Mark. Die Anstalt bietet Wohnung, Kost,
Feuerung und Licht, Bettstelle und Matratze. Für
Wäsche haben die Schüler selbst zu sorgen oder be-
sondere Vergütung zu zahlen.
Gäste, die nur abgekürzte Kurse durchmachen
wollen, finden Privatwohnung außerhalb der Anstalt
und haben für Unterricht und Uebungen 200 bis
400 Mark jährlich zu zahlen.
Bei Anmeldungen zur Aufnahme sind vorzulegen:
1. Geburts= und Taufschein; 2. Impfschein: 3. Schul-
entlassungszeugniß; 4. Kurzer Lebenslauf; 5. Zeug-
nisse der Lehr= oder Dienstherren, falls der Aufzu-
nehmende schon eine Lehr= oder Berufsstelle innegehabt
hat; 6. Nachweis über etwaigen Militärdienst oder
Angabe, ob Berechtigung zum einjährigen Dienst
vorhanden; 7. polizeiliches Führungszeugniß.
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Anleitung zum Lammeln, Nonserviren und Derpacken
von Thieren für die zoologische Lammlung des Museums
für Katurkunde in Berlin.
(Schluß.)
10. Mantelthiere (Tunikaten)
von Ant. Collin.
Die im Ozean freischwimmenden, oft schön leuch-
tenden, glashellen oder lebhaft gefärbten Mantel-
thiere (Salpen und Pyrosomen) müssen mit einem
Oberflächennetz gefischt werden.
Die festsitzenden Mantelthiere leben entweder als
Einzelthiere oder als Thierkolonien in allen Meeres-
tiefen und in der Strandregion; sie sitzen an Holz,
Steinen 2c. auf sandigem, steinigem oder schlammigem
Boden. Oft bilden sie farbige Ueberzüge auf ihrer
Unterlage. Um die Thiere nicht zu verletzen, kon-
servirt man sie am zweckmäßigsten zugleich mit dieser.
Man sammelt die Thiere entweder bei Ebbe am
Strande oder im tieferen Wasser mit dem Schlepp-
netz. Zur Konservirung ist starker Alkohol zu
empfehlen, welcher gleich von Anfang in Anwendung
gebracht werden muß, da der Körper der Mantel-
thiere sehr viel Wasser enthält. Auch muß der Al-
kohol später erneuert werden.
11. Moosthiere (Bryozoen)
von M. Meißner.
1. Meeres-Bryozoen.
Die Kolonien der marinen Moosthierchen zeigen
mannigfache Gestaltung. Sie bilden bald rinden-
oder moosförmige Ueberzüge über allerlei Unterlagen
oder erheben sich mit einem Stiele baums= oder strauch-
artig auf fremden Gegenständen. Letztere Formen
haben eine äußerliche Aehnlichkeit mit kleinen Korallen-
stöcken, die durch ihre meist sehr lebhafte Färbung
noch erhöht wird. "
Die Stöckchen kann man sowohl trocken als in
Spiritus konserviren, doch empfiehlt es sich, den
Theil der Unterlage, auf dem sie festgewachsen sind,
oder den sie überziehen, mit zu konserviren. Bei
großen Stücken muß der Alkohol, der nicht sauer
(wegen des Kalkgerüstes) sein darf, öfter gewechselt
werden. Die Verpackung erfolgt wie bei den
Korallenstöcken. Genaue Angabe des Fundorts, der
Temperatur, Tiefe, Bodenbeschaffenheit der Fundstelle,
Farbe des lebenden Thieres, Name bei den En-
geborenen, biologische Notizen sind wichtig und
dankenswerth.
2. Süßwasser-Bryozoen.“)
Die Süßwasser-Bryozoen findet man an schat-
tigen Stellen, in dem klaren, seichten Wasser der
Seen und Teiche. Sie kommen auch, jedoch relativ
selten, in fließenden Bächen und Strömen und selbst
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“) Mit einigen Veränderungen abgedruckt aus: „Die
Thierwelt Ostafrikas“. Mooothiere von M. Meißner,
Berlin, Dietrich Reimer 1895.