Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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in brackigem Wasser vor. Die Hauptfundstellen 
jedoch, an denen man sie besonders suchen muß, sind 
die Seen, Teiche, Tümpel, Cisternen und Bäche. 
Die Kolonien — die bisher bekannten Süßwasser- 
Bryozoen sind alle koloniebildend — bilden dort 
entweder massige Klumpen, welche Schilfrohr, 
Pflanzenzweige, abgestorbene Holzäste und ähnliche 
vom Wasser umspülte Gegenstände, sogar lebende 
Sumpfschnecken (Paludina) umwachsen, oder sie 
sitzen in Form von hirschgeweihartig verzweigten 
Verästelungen auf der dem Lichte abewandten Seite 
von Wasserpflanzenblättern, besonders großen See- 
rosenblätter (Nymphaeaceae), Steinen, todten 
Muschelschalen und dergleichen. Andere bilden rasen- 
artige Bedeckungen auf mancherlei Unterlage oder 
erheben sich aufrecht, baumartig verästelt von ihrem 
Ansatzkörper. Die Kolonien einer besonderen Gattung 
bilden sogar längliche, raupenartig aussehende Polster 
auf Rohrstengeln und anderen Gegenständen. 
Beim Suchen nach Bryozoen kommt es also 
hauptsächlich darauf an, die im Wasser liegenden 
Gegenstände auf etwaigen Bewuchs zu untersuchen, 
ebenso versäume man nicht, einige Stengel heraus- 
gerissenen Schilfrohrs daraufhin zu prüsen. Ob nun 
der Bewuchs eine Bryozoe ist, läßt sich nur fest- 
stellen, wenn man den Fund mit Unterlage in ein 
flaches Gefäß mit Wasser bringt und ihn nach 
einiger Zeit mit einer schwachen Lupenvergrößerung 
besichtigt. Dann haben sich nämlich die kleinen 
Einzelthiere, die durch das Herausnehmen aus dem 
Wasser beunruhigt wurden und sich in ihre röhren- 
förmigen Gehäuse zurückgezogen hatten, wieder aus- 
gestreckt, und man sieht das muntere Wimperspiel 
ihrer Tentakel. Zur Konservirung genügt ein ein- 
saches Einsetzen des Stückes in Alkohol, der jedoch 
besonders bei den massigen Formen öfters erneuert 
werden muß. Man versäume jedoch nie, den Theil 
der Unterlage, auf dem die Thiere festgewachsen sind, 
mit zu konserviren. Auch ist eine ausführliche An- 
gabe des Fundortes mit Datum, der Temperatur 
und Tiefe des Wassers wichtig, sowie jede biologische 
Notiz hoch willkommen. 
Ein in Alkohol aufbewahrter Bryozoenstock ge- 
nügt allen Ansprüchen der wissenschaftlichen Unter- 
suchung, aber auch trockene Kolonien, die man in 
etwa eingetrockneten Pfützen, Lachen, Bachrinnen 2c. 
als Ueberzüge auf Steinen, Muscheln und dergleichen 
findet, lassen sich oft noch determiniren, und ist des- 
halb das Sammeln solcher Stücke zu empfehlen. 
Da für die Bestimmung vieler Bryozoen, neben 
anderen Charakteren, auch die Form der für einen 
Theil dieser Gruppe charakteristischen Fortpflanzungs- 
körper, der sogenannten Statoblasten, wichtig ist, so 
empfiehlt es sich, daß der Sammler auch auf diese 
Statoblasten sein Augenmerk richtet, da oftmals ein 
erbeuteter Statoblast schon gestattet, auf das Vor- 
kommen einer betreffenden Gattung, wenn nicht Art 
zu schließen. Diese Fortpflanzungskörperchen sind 
lleine, stecknadelknopfgroße, linsenförmige, meist dunkel- 
  
braungefärbte Körnchen, die im Wasser flottirend 
getroffen oder am Rande der Gewässer angeschwemmt 
gefunden werden. Manchmal treten diese Körper 
so zahlreich auf, daß der ganze Rand des betreffenden 
Teiches rc. damit bedeckt ist. Oft sind sie auch auf 
Konchylienschalen festgeklebt. In diesem Falle nimmt 
man die Schale trocken oder in Spiritus mit. Die 
freischwimmenden Statoblasten werden in kleinen 
Gläschen in Spiritus konservirt. 
12. Würmer 
von Ant. Collin. 
1. Land= und Süßwasserwürmer. 
a) Regen würmer leben in feuchtem Boden, 
an Bachufern, in Wiesen= und Gartenerde, unter 
modernden Blättern, in hohlen Baumstämmen, an 
diesen auch zwischen den Rissen der Rinde. Sie 
müssen durch Umgraben der Erde gesammelt werden. 
Wichtig ist es, solche Thiere zu sammeln, welche 
einen möglichst entwickelten Gürtel (Clitellum) 
besitzen, d. h. eine auffallend gefärbte angeschwollene 
Körperpartie in der Nähe des Vorderendes; denn 
oft ist es nur in diesem Falle möglich, das Thier 
zu bestimmen oder zu beschreiben. 
b) Blutegel. Sie leben in Bächen und Teichen, 
bisweilen auch (in den Tropen und gemäßigten 
Zonen) auf dem Lande in feuchtem Laub und unter 
Holz. Oft sitzen sie als Schmarotzer an Fischen oder 
in den Schalen und an den Kiemen von Muscheln 
und Schnecken. 
c) Landplanarien. Langgestreckte Würmer, 
oft schön und auffallend gefärbt, 1 bis 20 cm lang, 
sind besonders in der heißen Zone weit verbreitet. Sie 
leben in Wäldern an feuchten Stellen, in abgefallenem 
Laub, unter moderndem Holz, auch auf Sträuchern 
an der Unterseite der Blätter, in Blüthen und an 
Pilzen; besonders nachts kommen sie aus ihren Schlupf- 
winkeln hervor. Sie sind sehr empfindlich, zerbrechen 
leicht und müssen daher vorsichtig behandelt werden. 
4) Kleine Würmer des Süßwassers. Man 
entnimmt einem Teich, Bach oder Sumpf eine Schlamm- 
probe mit Algen, Blättern und faulen Holzstücken und 
bringt sie in eine Schüssel oder Glasschale. Nach 
einiger Zeit kommen dunkle Süßwasserplanarien, hell 
oder rosa gefärbte kleine Borstenwürmer u. dergl. zum 
Vorschein. Wenn man die Glasschale auf eine weiße 
oder schwarze Unterlage stellt, werden die kleinen 
dunklen oder hellen Thiere besser sichtbar. Auch der 
Bodensatz ist nach Würmern zu untersuchen, welche 
oft nur einen Theil ihres Körpers aus dem Schlamm 
herausstrecken oder sich ganz darin verbergen. 
e) Eingeweidewürmer. Es ist eine genaue 
Angabe erforderlich, in welchem Thier und in welchem 
Organ desselben die Würmer gefunden sind. Band- 
würmer müssen besonders vorsichtig herausgenommen 
werden, damit der oft sehr kleine, an der Darm- 
schleimhaut festsitzende Kopf nicht abgerissen wird. 
Eingeweidewürmer (also Spul= und Fadenwürmer,
	        
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