Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

zu bleiben, mich selbst tröstete darüber, daß ich mehr- 
fach zu Fall kam, nur der Umstand, daß es auch dem 
Stationsleiter Romberg nicht besser erging und 
selbst die farbigen Soldaten ein über das andere Mal 
stürzten. Schon nach der Einnahme von Betika war 
es mir klar, daß ich mit den Ngolohäuptlingen nur 
dann zu erfolgreichen Verhandlungen kommen könnte, 
wenn ich längere Zeit im Lande selbst bliebe; dazu 
fehlte es mir aber vor Allem an Zeit, dann aber 
auch an der nothwendigen Ausrüstung. Da inzwischen 
auch einer der Führer dem Dolmetscher Otto im 
Gespräch erzählt hatte, wenn ich über das Gebirge 
hinüber wollte, so müsse ich über das Dorf Dibendja 
in das Batangaland gehen, dorthin führe der Han- 
delsweg, so entschloß ich mich, auf weitere Verhand- 
lungen mit den Ngolos zu verzichten, dagegen vor dem 
Marsch nach Dibendja noch einen Vorstoß nach Itoki 
zu machen, um den Ngolos jeden Grund zu der 
Annahme zu entziehen, daß ihre Drohungen mich am 
weiteren Vordringen in ihr Land gehindert hätten. 
Nachdem Itoki genommen, wurde in Betika Lager 
geschlagen und am nächsten Tage, 24. Juni, unter 
Mitnahme von drei Ngololeuten, von welchen zwei 
mit dem Gewehr in der Hand gefangen worden 
waren, der dritte als Führer mehrfach falsche An- 
gaben gemacht hatte, nach Dibendja marschirt und 
von dort auf dem durch das Batangaland nach 
Norden führenden Handelsweg in anstrengendem Marsch 
nach Ueberschreiten des reißenden Bergbaches Maidi, 
eines Nebenflusses des Mana, noch am gleichen Tage 
das Dorf Itadi (auch Itali, Metadi genannt) erreicht. 
Am nächsten Tage, 25. Juni, wurde von Itadi 
aus über Massaka und Bombonge nach Ndove mar- 
schirt, wo die Expedition von dem Häuptling Maroka, 
einem alten jovialen Herrn, freundlich empfangen 
wurde. Das kleine Dorf Mokuri, welches am 26. 
Juni nach einem äußerst anstrengenden Marsch durch 
zerklüstetes Bergland erreicht wurde, war von dem 
größten Theil seiner Einwohner verlassen, da sich 
dieselben gegen den bisherigen Häuptling aufgelehnt 
und ein neues Dorf zu bauen beschlossen hatten. 
Mit Hülfe eines in Mokuri angesessenen Accramannes, 
der eine kleine Buschfaktorei der Ambas Bay Trading 
Company verwoltet, gelang es, die Leute mit ihrem 
Häuptling wieder auszusöhnen, so daß abends ein 
Friedeusfest gefeiert wurde. Mokuri ist das letzte 
Batangadorf, das die Expedition berührte, der Marsch 
führte, nachdem wir eine weitere Einsenkung, welche 
durch das Thal des Tsoa gebildet wird, durch- 
schritten, in nordöstlicher Richtung nach dem Bakong- 
dorfe Baro, von wo der Weg nach Süden abbiegt. 
Während von Mokuri aus die Handelsprodukte auf 
dem Wege Ndore—-Itali—Vevoka—Ituka—Ndian 
nach dem Rio del Rey gebracht werden, handelt die 
Bevölkerung von Baro theils nach Norden mit 
Calabarleuten, die vom Croß-River kommen, theils 
auch über Likam nach Süden mit den bei Mundame 
befindlichen Faktoreien. Der Handel ist im Wesent- 
lichen auf Gummi und Elfenbein beschränkt. 
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Am 28. Juni wurde, nachdem der Tsoa zum 
zweiten Male, diesmal in südlicher Richtung, auf 
einer Hängebrücke überschritten war, Likam erreicht. 
Auf dem Wege wurden Kolanüsse in Menge, Kaut- 
schukbäume und zum ersten Male auch Palmkerne 
angetroffen. Die Kerne waren geerntet, zum Theil 
zu Oel verarbeitet, große Mengen aber lagen verfault 
bei den Oelmühlen, ein Zeichen ebensosehr für die 
Faulheit der Eingeborenen wie dafür, daß selbst weit 
im Innern schon die Preise für die Landesprodukte 
so hoch sind, daß die Eingeborenen es nicht für 
nöthig halten, ihren ganzen Vorrath von Körnern 
auszubeuten. Am nächsten Tage erreichte die Expe- 
dition Tatanien, wo die ersten handelnden Balileute 
angetroffen wurden. In Tatanien wurde am 
30. Juni ein Ruhetag gehalten. 
Der Marsch am 1. Juli, der bis Kumbane führen 
sollte, mußte leider frühzeitig unterbrochen werden. 
Die in Tatanien engagirten 25 Träger, die für den 
Weg bis Kumbane im Voraus bezahlt waren, warfen 
in dem Dorfe Ekokoboma plötzlich die sämmtlichen 
Lasten weg und liefen mit lautem Geschrei in den 
Busch. An ein Weiterkommen ohne Träger war nicht 
zu denken, da ein großer Theil der Duallaträger 
fußkrank war und höchstens 15 Mann derselben ganze 
Lasten zu tragen vermochten. Nachdem vergebens 
versucht war, die Leute durch den Dolmetscher zurück- 
rufen zu lassen, auch die ganze Bevölkerung von 
Ekokoboma davongelaufen war, so beauftragte ich 
Lieutenant v. Arnim, mit 20 Mann nach Tatanien 
zurückzugehen und die Träger zurückzuholen oder aber 
den Häuptling, der ein größeres Geschenk bekommen 
hatte, zur Rechenschaft zu ziehen. Den Stationsleiter 
Romberg schickte ich, während ich selbst mit zehn 
Soldaten und den fußkranken Trägern in Ekokoboma 
blieb, mit einem Theil der Lasten und Träger zum 
nächsten Dorfe Bona weiter, mit dem Auftrag, wo- 
möglich dort Träger anzuwerben. Romberg fand 
auch dieses Dorf verlassen, schickte jedoch die meisten 
Träger noch einmal zurück, so daß am Abend, nach- 
dem auch Lieutenant v. Arnim wieder bei mir ein- 
getroffen war, die ganze Expedition in Bona wieder 
zusammentraf. 
Der Weitermarsch nach Johann Albrechts-Höh 
führte über die Dörfer Kumbane, Bakundu-ba-Konje 
(am 2. Juli), Mbolo, Baduma, Ekiliwindi (3. Juli 
nach Kumba, wo am 4. Juli mittags 1 Uhr Lager 
geschlagen wurde. In Mbolo und Ekiliwindi be- 
sinden sich Faktoreien der Deutsch-Westafrikanischen 
Handelsgesellschaft und der Ambas Bay Trading Co, 
welche mit Weißen besetzt sind. Die Faktoreien sind 
merkwürdigerweise nicht von Kamerun und Victoria 
aus, sondern von Rio del Rey aus gegründet, auch 
werden die Produkte auf dem weiten Weg iber 
Kumba--Bajt nach dem Meme und von da nach dem 
Rio del Rey gebracht, obgleich von Mbolo aus in 
2 /, von Ekiliwindi aus in einem Tage der Mungo 
bei Mundame zu erreichen ist.
	        
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