zu bleiben, mich selbst tröstete darüber, daß ich mehr-
fach zu Fall kam, nur der Umstand, daß es auch dem
Stationsleiter Romberg nicht besser erging und
selbst die farbigen Soldaten ein über das andere Mal
stürzten. Schon nach der Einnahme von Betika war
es mir klar, daß ich mit den Ngolohäuptlingen nur
dann zu erfolgreichen Verhandlungen kommen könnte,
wenn ich längere Zeit im Lande selbst bliebe; dazu
fehlte es mir aber vor Allem an Zeit, dann aber
auch an der nothwendigen Ausrüstung. Da inzwischen
auch einer der Führer dem Dolmetscher Otto im
Gespräch erzählt hatte, wenn ich über das Gebirge
hinüber wollte, so müsse ich über das Dorf Dibendja
in das Batangaland gehen, dorthin führe der Han-
delsweg, so entschloß ich mich, auf weitere Verhand-
lungen mit den Ngolos zu verzichten, dagegen vor dem
Marsch nach Dibendja noch einen Vorstoß nach Itoki
zu machen, um den Ngolos jeden Grund zu der
Annahme zu entziehen, daß ihre Drohungen mich am
weiteren Vordringen in ihr Land gehindert hätten.
Nachdem Itoki genommen, wurde in Betika Lager
geschlagen und am nächsten Tage, 24. Juni, unter
Mitnahme von drei Ngololeuten, von welchen zwei
mit dem Gewehr in der Hand gefangen worden
waren, der dritte als Führer mehrfach falsche An-
gaben gemacht hatte, nach Dibendja marschirt und
von dort auf dem durch das Batangaland nach
Norden führenden Handelsweg in anstrengendem Marsch
nach Ueberschreiten des reißenden Bergbaches Maidi,
eines Nebenflusses des Mana, noch am gleichen Tage
das Dorf Itadi (auch Itali, Metadi genannt) erreicht.
Am nächsten Tage, 25. Juni, wurde von Itadi
aus über Massaka und Bombonge nach Ndove mar-
schirt, wo die Expedition von dem Häuptling Maroka,
einem alten jovialen Herrn, freundlich empfangen
wurde. Das kleine Dorf Mokuri, welches am 26.
Juni nach einem äußerst anstrengenden Marsch durch
zerklüstetes Bergland erreicht wurde, war von dem
größten Theil seiner Einwohner verlassen, da sich
dieselben gegen den bisherigen Häuptling aufgelehnt
und ein neues Dorf zu bauen beschlossen hatten.
Mit Hülfe eines in Mokuri angesessenen Accramannes,
der eine kleine Buschfaktorei der Ambas Bay Trading
Company verwoltet, gelang es, die Leute mit ihrem
Häuptling wieder auszusöhnen, so daß abends ein
Friedeusfest gefeiert wurde. Mokuri ist das letzte
Batangadorf, das die Expedition berührte, der Marsch
führte, nachdem wir eine weitere Einsenkung, welche
durch das Thal des Tsoa gebildet wird, durch-
schritten, in nordöstlicher Richtung nach dem Bakong-
dorfe Baro, von wo der Weg nach Süden abbiegt.
Während von Mokuri aus die Handelsprodukte auf
dem Wege Ndore—-Itali—Vevoka—Ituka—Ndian
nach dem Rio del Rey gebracht werden, handelt die
Bevölkerung von Baro theils nach Norden mit
Calabarleuten, die vom Croß-River kommen, theils
auch über Likam nach Süden mit den bei Mundame
befindlichen Faktoreien. Der Handel ist im Wesent-
lichen auf Gummi und Elfenbein beschränkt.
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Am 28. Juni wurde, nachdem der Tsoa zum
zweiten Male, diesmal in südlicher Richtung, auf
einer Hängebrücke überschritten war, Likam erreicht.
Auf dem Wege wurden Kolanüsse in Menge, Kaut-
schukbäume und zum ersten Male auch Palmkerne
angetroffen. Die Kerne waren geerntet, zum Theil
zu Oel verarbeitet, große Mengen aber lagen verfault
bei den Oelmühlen, ein Zeichen ebensosehr für die
Faulheit der Eingeborenen wie dafür, daß selbst weit
im Innern schon die Preise für die Landesprodukte
so hoch sind, daß die Eingeborenen es nicht für
nöthig halten, ihren ganzen Vorrath von Körnern
auszubeuten. Am nächsten Tage erreichte die Expe-
dition Tatanien, wo die ersten handelnden Balileute
angetroffen wurden. In Tatanien wurde am
30. Juni ein Ruhetag gehalten.
Der Marsch am 1. Juli, der bis Kumbane führen
sollte, mußte leider frühzeitig unterbrochen werden.
Die in Tatanien engagirten 25 Träger, die für den
Weg bis Kumbane im Voraus bezahlt waren, warfen
in dem Dorfe Ekokoboma plötzlich die sämmtlichen
Lasten weg und liefen mit lautem Geschrei in den
Busch. An ein Weiterkommen ohne Träger war nicht
zu denken, da ein großer Theil der Duallaträger
fußkrank war und höchstens 15 Mann derselben ganze
Lasten zu tragen vermochten. Nachdem vergebens
versucht war, die Leute durch den Dolmetscher zurück-
rufen zu lassen, auch die ganze Bevölkerung von
Ekokoboma davongelaufen war, so beauftragte ich
Lieutenant v. Arnim, mit 20 Mann nach Tatanien
zurückzugehen und die Träger zurückzuholen oder aber
den Häuptling, der ein größeres Geschenk bekommen
hatte, zur Rechenschaft zu ziehen. Den Stationsleiter
Romberg schickte ich, während ich selbst mit zehn
Soldaten und den fußkranken Trägern in Ekokoboma
blieb, mit einem Theil der Lasten und Träger zum
nächsten Dorfe Bona weiter, mit dem Auftrag, wo-
möglich dort Träger anzuwerben. Romberg fand
auch dieses Dorf verlassen, schickte jedoch die meisten
Träger noch einmal zurück, so daß am Abend, nach-
dem auch Lieutenant v. Arnim wieder bei mir ein-
getroffen war, die ganze Expedition in Bona wieder
zusammentraf.
Der Weitermarsch nach Johann Albrechts-Höh
führte über die Dörfer Kumbane, Bakundu-ba-Konje
(am 2. Juli), Mbolo, Baduma, Ekiliwindi (3. Juli
nach Kumba, wo am 4. Juli mittags 1 Uhr Lager
geschlagen wurde. In Mbolo und Ekiliwindi be-
sinden sich Faktoreien der Deutsch-Westafrikanischen
Handelsgesellschaft und der Ambas Bay Trading Co,
welche mit Weißen besetzt sind. Die Faktoreien sind
merkwürdigerweise nicht von Kamerun und Victoria
aus, sondern von Rio del Rey aus gegründet, auch
werden die Produkte auf dem weiten Weg iber
Kumba--Bajt nach dem Meme und von da nach dem
Rio del Rey gebracht, obgleich von Mbolo aus in
2 /, von Ekiliwindi aus in einem Tage der Mungo
bei Mundame zu erreichen ist.