Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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sie im Interesse des Unterkommens ihrer Beamten 
und Offiziere an Orten, an denen sich sonst ein 
Hotel nicht würde halten können, Beihülfen an die 
Hotelbesitzer giebt. Dagegen übernehmen letztere die 
Verpflichtung, jederzeit für dienstlich reisende Beamte 
und Offiziere Zimmer bereit zu haben. Diese Bei— 
hülfen sollen an sehr viele Hotels in Java gezahlt 
werden. Beispielsweise erhält in dem Orte Bangil 
der Hotelhalter vom Gouvernement 100 Gulden 
monatlich Beihülfe. Noch höhere Zuschüsse werden 
bisweilen an Hotels gezahlt, welche gleichzeitig sani— 
tären Zwecken dienen. 
Besondere Erwähnung verdienen die Pasan— 
grahans. Es sind dies vom Gouvernement an 
solchen Orten, an denen keine Hotels bestehen, er- 
richtete einfache Gebäude, welche Beamten und Offi- 
zieren nöthigenfalls ein Unterkommen gewähren 
sollen. Die Pasangrahaus sind, sofern nicht ein 
besonderer weißer Aufseher dafür bestellt ist, einem 
farbigen, unter Aufsicht des Wedonos stehenden 
Beamten unterstellt. Bisweilen sind mit den Pasan- 
grahans Depots von Reitpferden und Wagen ver- 
bunden. Soweit die Pasangrahans nicht zu Dienst- 
zwecken gebraucht werden, können auch mit Erlaubniß 
des zuständigen Beamten Fremde darin Unterkunft 
und Verpflegung gegen Entgelt erhalten. 
Die gesundheitlichen Verhältnisse scheinen sich 
auch an solchen Orten, welche früher als ungesund 
bekannt waren, infolge zweckmäßiger sanitärer Ein- 
richtungen sehr gebessert zu haben. So macht Ba- 
tavia, früher das „Grab der Europäer“ genannt, 
in seinen neueren Stadttheilen jetzt Anspruch darauf, 
als gesunde Stadt zu gelten. Sorgfältige Auswahl 
des Terrains, zweckmäßiger Bau von Häusern und 
Straßen, gute Kanalisation und Wasserleitung scheinen 
im Wesentlichen diese Wandelung bewirkt zu haben. 
An den größeren Orten finden sich geräumige, 
anscheinend durchweg gut eingerichtete Hospitäler. 
Im ganzen Lande ist eine große Anzahl von Aerzten 
vorhanden. Ihre Bestellung findet gewöhnlich in 
der Weise statt, daß die Regierung ein mehr oder 
weniger hohes Gehalt gewährt; wogegen der Arzt 
die Beamten und Militärpersonen unentgeltlich zu 
behandeln hat. Daneben haben die Aerzte ihre 
Privatpraxis. 
Im Interesse der Wiederherstellung ihrer er- 
krankten Beamten und Offiziere hat die Regierung 
an verschiedenen hochgelegenen Orten Sanatorien 
errichtet. Das Klima der meisten höher gelegenen 
Ortschaften in Java scheint gesund zu sein. Die an 
der Küste und im Tieflande sehr zahlreich vorhan- 
denen Moskitos nehmen um so mehr ab, je höher 
man in das Gebirge hinaufkommt. Im Tengger- 
gebirge (Ostjava) scheinen von 650 m (Poespo) Höhe 
ab die Moskitos gänzlich zu fehlen, während sie in 
dem mehr im Binnenlande gelegenen Garoct, 710 m 
hoch, noch vereinzelt vorkommen. Die hoch gelegenen 
Orte im Tenggergebirge gelten als völlig fieberfrei, 
während in Garvct auch bei Ansässigen Fällc von 
  
Malaria beobachtet sein sollen. Neben der Einrich- 
tung eigener Sanatorien macht sich die Regierung 
gesund gelegene Hotels, welche sie entsprechend sub- 
ventionirt, als Gesundheitsstationen nutzbar. So 
gewährt sie an den Eigenthümer der beiden kleinen 
Hotels Poespo und Telogosari, beide unterhalb To- 
sari im Tenggergebirge gelegen, eine monatliche Bei- 
hülse von 500 Gulden. Der Hotelbesitzer hat 
dagegen die Verpflichtung, holländische Beamte und 
Militärpersonen, welche zur Wiederherstellung ihrer 
Gesundheit nach den betreffenden Kurorten beurlaubt 
werden, gegen einen geringen, nach Höhe des Ge- 
halts der Beamten abgestuften Satz aufzunehmen 
und zu verpflegen. 
Der bei Weitem größte Theil des von mir ge- 
sehenen Landes war mit Reis bebaut. Die Ein- 
geborenen entwickeln eine außerordentliche Kunst in 
der Anlage der Sawa (Reisfelder), welche terrassen- 
förmig übereinander gebaut sind, so daß das Wasser 
von dem höher gelegenen Felde auf das tiefer be- 
findliche herabrieselt. 
An Pflanzungen fallen die vielen Kaffeeplantagen 
auf. Während in den höher gelegenen Theilen, 
bisweilen bis hoch in das Gebirge hinauf, Java- 
kaffee gebaut wird, finden sich in den tiefer ge- 
legenen Gegenden, besonders in Westjava, zahlreiche 
Pflanzungen von Liberiakaffee. Charakteristisch für 
sämmtliche Kaffeepflanzungen — abgesehen von den 
hoch im Gebirge gelegenen — sind die Schatten- 
bäume, welche in regelmäßigen Reihen zwischen die 
Kaffeebäumchen gepflanzt sind. Hauptsächlich soll 
als Schattenbaum der schnell wachsende Dadapbaum, 
in seiner brauchbarsten Sorte in Solo heimisch, ver- 
wandt werden. 
Besondere Erwähnung verdienen die Kaffee- 
pflanzungen der Regierung, welche in den Gebirgen 
an solchen Stellen angelegt werden, welche nicht 
bereits anderweit bebaut sind. Im Tenggergebirge 
sind auf Anordnung der Regierung von den ein- 
zelnen Dorsfschaften weite Strecken Urwald abgcholzt 
und mit dem vom Gouvernement goelieferten Kafsce 
bepflanzt worden. Die Ernte des Kassces geschieht 
durch die Gemeinden, welche den gesammelten Kaffec 
gegen einen ein für allemal festgesetzten Preis, der 
etwa ein Viertel des höchsten europäischen Markt- 
preises betragen soll, an die Regierung abliefern. 
An diesem Kaffcebetrieb sind die eingeborenen Be- 
amten vom niedrigsten bis zum höchsten dadurch 
interessirt, daß ihnen erhebliche Prozente daraus 
zufließen. Em Mandri (eingeborener staatlicher 
Kassccaufseher) gab mir auf Befragen sein Einkommen 
aus den Kasfeeprozenten auf 100 Gulden jährlich an. 
Bei den höheren Beamten ist der Betrag der Kafsce- 
prozente natürlich bedeutend höher. Die Kaffecanlagen 
der Regierung sollen sich gut rentiren, doch sollen in 
letzter Zeit die Erträge daraus infolge mangelnder 
sachkundiger Pflege zurückgegangen sem. 
In Westjava, besonders in Preanger, besindet 
sich eine Neihe von Theepflanzungen, zum Theil von
	        
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