Verwaltung im Sangagebiet wird sich zur Herstellung
von Formularen der Missionsdruckerei bedienen. Am
15. passirten wir die Regierungsstation Yombi, wo sich
ein großes Soldatenlager — camp d’instruction —
befindet und man eine ganze Anzahl Europäer am
Ufer bemerkte. Von hier aus durchquerte der Dampfer
den Fluß in dreistündiger Fahrt und erreichte bei der
Mündung des Alimaflusses das französische Ufer.
Nachts lagerte die Expedition in dem französischen
Dorf Nkunda. Am nächsten Morgen Einfahrt in
den Sanga, nachmittags 2 Uhr Ankunft in Bonga,
wo sich Faktoreien der S. A. B. und des hollän-
dischen Hauses befinden und ich außerdem einen
Theil der Expedition Fourneau unter Dr. Spier
antraf.
Während uns auf dem Kongo täglich stromab
fahrende Dampfer begegnet waren, hört nun der
Schiffsverkehr auf; statt dessen treiben große Herden
von Flußpferden, nach obenhin immer zahlreicher
werdend, ihr Wesen; die Sandbänke und Ufer sind
von Krokodilen, Enten, Reihern, Pelikanen und den
verschiedenartigsten Wasservögeln belebt, Büffel und
Antilopen treten morgens und abends an den Fluß,
in den Uferwaldungen hört man das Rufen und
Plappern zahlreicher Affenfamilien, unter denen sich
Herden von Schimpansen unterscheiden lassen; Ele-
fantenspuren sind häufig, obwohl ich am unteren
Sanga bei der eiligen Fahrt die Thiere selbst nicht
zu Gesicht bekommen habe. Am oberen Sanga und
ganz besonders am Mgoko sollen noch große Mengen
vorhanden sein, eine Thatsache, welche durch das
tonnenweise von dort herkommende frische Elfenbein
bestätigt wird. Schon ein so flüchtiger Besuch des
Sanga, wie der meine, zeigt deutlich, daß hier ein
wahres Eldorado für den Jäger fast noch uner-
schlossen vor uns liegt. Flüchtig sollte mein Besuch
leider nur werden und ein schnelleres Ende finden,
als ich erwartet und gehofft hatte.
Am 17. Januar verließ „La France"“ Bongo,
um sich in dem immer seichter werdenden Fahrwasser
durch endlose Sandbänke hindurchzuquälen, bis wir
am 21, auf einer durch den ganzen Fluß hingela-
gerten Sandbank, deren tiefste Stelle nur 3½ Fuß
Wasser aufwies, festkamen und zur Umkehr gezwungen
waren, da die „La France“ selbst ohne Ladung vier
Fuß tief liegt und der Fluß bekanntermaßen weiter
oberhalb noch flacher wird. Der Zeitpunkt war für
die Fahrt auf dem Sanga unglücklich gewählt; in-
folge der in den Wintermonaten am oberen Lauf
des Flusses herrschenden Trockenzeit fällt das sonst
reichliche Wasser derartig, daß nur Dampfer und
Fahrzeuge mit einem Tiefgange von nicht über zwei
Fuß ungehindert passiren können; in der Hochwasser-
zeit, etwa sechs Monate im Jahr, sind die durchweg
flachen und mit Wald bestandenen Ufer überschwemmt,
und die Schifffahrt selbst für tiefer gehende Fahr-
zeuge ohne Schwierigkeit. Ein hinreichend flach
gehendes Dampfboot stand mir nicht zur Verfügung,
war auch in absehbarer Zeit nicht zu erwarten; ich
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mußte mich daher, um ein allzulanges Fernbleiben
von meinem Amtssitz, wie es eine monatelange Kanu-
fahrt mit sich gebracht haben würde, zu vermeiden,
dazu entschließen, meine Absicht aufzugeben, die Ex-
pedition persönlich an Ort und Stelle zu führen und
die ersten Einrichtungen selbst zu treffen. Ich war
vielmehr genöthigt, mich darauf zu beschränken, der
Expedition durch Verhandlungen mit den Regierungen
des Kongostaates und des Congo Frangais die Wege
zu ebnen und Dr. Plehn, mit den erforderlichen
Instruktionen versehen, möglichst beschleunigt den
Anschluß an seine Vorhut erreichen und dann seinen
Weg allein fortsetzen zu lassen. Ich ergriff daher
die einzige diesem Zweck dienliche Maßregel, indem
ich den bei mir befindlichen Theil der Expedition
unter Aufsicht des Sergeanten Gruschka in Bonga
zurückließ und selbst mit dem leeren Dampfer unver-
züglich nach Kinshassa zurückkehrte, wo ich nach schneller
Fahrt am 26. d. Mtsd. eintraf.
Hier hatte sich inzwischen in den Dampferverhält-
nissen nichts geändert. Zwar fand ich ein Schreiben
des Generalgouverneurs a. i. Fuchs aus Boma vor,
in dem mir Letzterer auf meine dringende Bitte hin
einen der kleineren Staatsdampfer für den Transport
der Expedition auf dem Sanga anbot. Eine Anfrage
und persönliche Rücksprache in Leopoldville ergab
jedoch, daß ein solcher eben nicht vorhanden, sondern
der einzige für den Zweck in Frage kommende Dampfer
gerade einer mehrwöchentlichen Reparatur unterzogen
wurde. Es blieb nur ein Mittel, um ein weiteres
nutzloses und immerhin kostspieliges Umherliegen der
Expedition zu verhüten. Ich traf sofort die nöthigen
Abmachungen mit Dr. Briart, und so hat Dr. Plehn
mit dem Rest der Expedition unter Zurücklassung
einer Anzahl Lasten die durch die Sociésté Anonyme
Belge bei nächster Gelegenheit nachgesandt werden,
heute morgen mit dem Dampfer „La France“ die
Fahrt stromauf angetreten. In Bonga habe ich durch
Besorgung von Kanus, Booten und Zubehör Alles
derartig vorbereitet, daß Plehn mit der gesammten
Expedition ungesäumt die Reise fortsetzen kann, die
ohne Hülfe eines geeigneten Dampfers für die Strecke
Bonga—lesso etwa einen Monat in Anspruch nehmen
wird, im Uebrigen dann aber keine Schwierigkeiten
und Hindernisse mehr bietet.
Ich selbst werde in den nächsten Tagen von hier
abreisen und mich auf dem kürzesten Wege nach
Kamerun begeben.
Bericht über die Verhältnisse auf den einzelnen Stationen.
Das Kaiserliche Gouvernement in Kamerun be-
richtet über die Verhältnisse auf den einzelnen Stationen
des Schutzgebietes während des Jahres 1898 das
Folgende:
I. Station Rio del Rey.
Durch Errichtung von Zollposten in Okobo und
Nkuan ist es gelungen, den Schmuggel auf den