Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Verwaltung im Sangagebiet wird sich zur Herstellung 
von Formularen der Missionsdruckerei bedienen. Am 
15. passirten wir die Regierungsstation Yombi, wo sich 
ein großes Soldatenlager — camp d’instruction — 
befindet und man eine ganze Anzahl Europäer am 
Ufer bemerkte. Von hier aus durchquerte der Dampfer 
den Fluß in dreistündiger Fahrt und erreichte bei der 
Mündung des Alimaflusses das französische Ufer. 
Nachts lagerte die Expedition in dem französischen 
Dorf Nkunda. Am nächsten Morgen Einfahrt in 
den Sanga, nachmittags 2 Uhr Ankunft in Bonga, 
wo sich Faktoreien der S. A. B. und des hollän- 
dischen Hauses befinden und ich außerdem einen 
Theil der Expedition Fourneau unter Dr. Spier 
antraf. 
Während uns auf dem Kongo täglich stromab 
fahrende Dampfer begegnet waren, hört nun der 
Schiffsverkehr auf; statt dessen treiben große Herden 
von Flußpferden, nach obenhin immer zahlreicher 
werdend, ihr Wesen; die Sandbänke und Ufer sind 
von Krokodilen, Enten, Reihern, Pelikanen und den 
verschiedenartigsten Wasservögeln belebt, Büffel und 
Antilopen treten morgens und abends an den Fluß, 
in den Uferwaldungen hört man das Rufen und 
Plappern zahlreicher Affenfamilien, unter denen sich 
Herden von Schimpansen unterscheiden lassen; Ele- 
fantenspuren sind häufig, obwohl ich am unteren 
Sanga bei der eiligen Fahrt die Thiere selbst nicht 
zu Gesicht bekommen habe. Am oberen Sanga und 
ganz besonders am Mgoko sollen noch große Mengen 
vorhanden sein, eine Thatsache, welche durch das 
tonnenweise von dort herkommende frische Elfenbein 
bestätigt wird. Schon ein so flüchtiger Besuch des 
Sanga, wie der meine, zeigt deutlich, daß hier ein 
wahres Eldorado für den Jäger fast noch uner- 
schlossen vor uns liegt. Flüchtig sollte mein Besuch 
leider nur werden und ein schnelleres Ende finden, 
als ich erwartet und gehofft hatte. 
Am 17. Januar verließ „La France"“ Bongo, 
um sich in dem immer seichter werdenden Fahrwasser 
durch endlose Sandbänke hindurchzuquälen, bis wir 
am 21, auf einer durch den ganzen Fluß hingela- 
gerten Sandbank, deren tiefste Stelle nur 3½ Fuß 
Wasser aufwies, festkamen und zur Umkehr gezwungen 
waren, da die „La France“ selbst ohne Ladung vier 
Fuß tief liegt und der Fluß bekanntermaßen weiter 
oberhalb noch flacher wird. Der Zeitpunkt war für 
die Fahrt auf dem Sanga unglücklich gewählt; in- 
folge der in den Wintermonaten am oberen Lauf 
des Flusses herrschenden Trockenzeit fällt das sonst 
reichliche Wasser derartig, daß nur Dampfer und 
Fahrzeuge mit einem Tiefgange von nicht über zwei 
Fuß ungehindert passiren können; in der Hochwasser- 
zeit, etwa sechs Monate im Jahr, sind die durchweg 
flachen und mit Wald bestandenen Ufer überschwemmt, 
und die Schifffahrt selbst für tiefer gehende Fahr- 
zeuge ohne Schwierigkeit. Ein hinreichend flach 
gehendes Dampfboot stand mir nicht zur Verfügung, 
war auch in absehbarer Zeit nicht zu erwarten; ich 
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mußte mich daher, um ein allzulanges Fernbleiben 
von meinem Amtssitz, wie es eine monatelange Kanu- 
fahrt mit sich gebracht haben würde, zu vermeiden, 
dazu entschließen, meine Absicht aufzugeben, die Ex- 
pedition persönlich an Ort und Stelle zu führen und 
die ersten Einrichtungen selbst zu treffen. Ich war 
vielmehr genöthigt, mich darauf zu beschränken, der 
Expedition durch Verhandlungen mit den Regierungen 
des Kongostaates und des Congo Frangais die Wege 
zu ebnen und Dr. Plehn, mit den erforderlichen 
Instruktionen versehen, möglichst beschleunigt den 
Anschluß an seine Vorhut erreichen und dann seinen 
Weg allein fortsetzen zu lassen. Ich ergriff daher 
die einzige diesem Zweck dienliche Maßregel, indem 
ich den bei mir befindlichen Theil der Expedition 
unter Aufsicht des Sergeanten Gruschka in Bonga 
zurückließ und selbst mit dem leeren Dampfer unver- 
züglich nach Kinshassa zurückkehrte, wo ich nach schneller 
Fahrt am 26. d. Mtsd. eintraf. 
Hier hatte sich inzwischen in den Dampferverhält- 
nissen nichts geändert. Zwar fand ich ein Schreiben 
des Generalgouverneurs a. i. Fuchs aus Boma vor, 
in dem mir Letzterer auf meine dringende Bitte hin 
einen der kleineren Staatsdampfer für den Transport 
der Expedition auf dem Sanga anbot. Eine Anfrage 
und persönliche Rücksprache in Leopoldville ergab 
jedoch, daß ein solcher eben nicht vorhanden, sondern 
der einzige für den Zweck in Frage kommende Dampfer 
gerade einer mehrwöchentlichen Reparatur unterzogen 
wurde. Es blieb nur ein Mittel, um ein weiteres 
nutzloses und immerhin kostspieliges Umherliegen der 
Expedition zu verhüten. Ich traf sofort die nöthigen 
Abmachungen mit Dr. Briart, und so hat Dr. Plehn 
mit dem Rest der Expedition unter Zurücklassung 
einer Anzahl Lasten die durch die Sociésté Anonyme 
Belge bei nächster Gelegenheit nachgesandt werden, 
heute morgen mit dem Dampfer „La France“ die 
Fahrt stromauf angetreten. In Bonga habe ich durch 
Besorgung von Kanus, Booten und Zubehör Alles 
derartig vorbereitet, daß Plehn mit der gesammten 
Expedition ungesäumt die Reise fortsetzen kann, die 
ohne Hülfe eines geeigneten Dampfers für die Strecke 
Bonga—lesso etwa einen Monat in Anspruch nehmen 
wird, im Uebrigen dann aber keine Schwierigkeiten 
und Hindernisse mehr bietet. 
Ich selbst werde in den nächsten Tagen von hier 
abreisen und mich auf dem kürzesten Wege nach 
Kamerun begeben. 
Bericht über die Verhältnisse auf den einzelnen Stationen. 
Das Kaiserliche Gouvernement in Kamerun be- 
richtet über die Verhältnisse auf den einzelnen Stationen 
des Schutzgebietes während des Jahres 1898 das 
Folgende: 
I. Station Rio del Rey. 
Durch Errichtung von Zollposten in Okobo und 
Nkuan ist es gelungen, den Schmuggel auf den
	        
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