Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

scheint, hat ihnen der Aufenthalt in den Bergen gut 
gethan. Br. Häfner kommt Mitte Oktober nach 
Rungue herauf. Br. Stolz hat sein erstes Fieber 
überstanden. Schw. Stolz ist gesund. Br. Richard 
hat die Oberleitung und baut jetzt ein zweites pro- 
visorisches Wohnhaus. Das alte, in welchem wir 
(Geschw. Meyer) seiner Zeit wohnten, kann plötzlich 
einmal einfallen, da es ganz zerfressen ist. Außer- 
dem hat Br. Richaord die Holzarbeiten für die 
Ziegelküche übernommen, die auch noch nicht fertig 
ist. Br. Häfner hat die Ziegelei und das Mauern 
unter sich. Br. Stolz stellt Versuche mit Pflan- 
zungen an. — Wie in Rutenganio und Rungue, so 
drängen sich auch hier die Leute zum Anbau auf 
dem Missionsgrundstück. Es müssen aber oft An- 
fragen zurückgewiesen werden, weil viel unlautere 
Elemente unter den Bittenden sind, die, wenn man 
ihnen einmal prüfungsweise keine Arbeit giebt, herum- 
lungern und im Wege stehen. 
Von der in Aussicht genommenen neuen Stations- 
gründung können wir heut leider nur sagen, daß sie 
auf der allgemeinen Missionskonferenz in Rungue 
beschlossen, von der Direktion genehmigt und von 
Br. Meyer vorbereitet worden ist. Letzterer unter- 
nahm eine Untersuchungsreise ins Nyika-(Nika-#land, 
das man ins Auge gefaßt hat. Aus einigen wenigen 
Zeilen vom 28. November geht hervor, daß er auch 
im volkreichen Bundaligebirge einen zur Niederlassung 
geeigneten Landstrich ausfindig gemacht hat: „Vor- 
gestern bin ich von meiner Reise ins Bundali-, 
Bulambia= und Nikaland zurückgekehrt. Die Reise 
dauerte vom 7. bis 26. November. Gott sei Dank 
durfte ich gesund bleiben, trotz der großen Hitze in 
Nika. In Bundali habe ich Land für unsere Mission 
gekauft. Die Gründe schreibe ich später ausführlich. 
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Das Nikaland habe ich sehr leer gefunden, im Ver- 
gleich zum Bundali und zum Land hiesiger Be- 
völkerung. Die neue Station wird — ich habe die 
darauf passende Kartenskizze noch nicht vollendet — 
vermuthlich zwei Tagereisen weit nördlich von Chitete 
zu liegen kommen, weil in dortiger Gegend der 
Haupttheil der Bevölkerung sitzt.“ 
In Kamerun starb am 4. Oktober v. Is. der 
— — — — 
katholische Missionar Bruder Büning, ihm folgte 
am 30. November Bruder Franz Seidel und diesem 
am 6. Januar Bruder Paul Reis, Beide in Kribi. 
Nach „Mittheilung des Monatsblatts der Nord- 
deutschen Mission“ lösen Missionar Oßwald und 
seine Frau den Missionar Däuble und seine Frau 
in Lome ab. Frau Oßwald ist 1889 zum ersten 
Mal hinausgegangen, und es sind noch vier andere 
Frauen, die so lange wie sie und länger mit dieser 
Mission verbunden sind, und Missionar Oßwald 
wurde 1885 ausgesandt, und es sind außer ihm noch 
fünf Missionare, die über zehn Jahre in der Arbeit 
stehen, und zwar drei von ihnen länger als Oßwald. 
Unter Oßwalds Schutz kehren zwei junge Erhes, 
Teofil Asieni und Gebhard Mensa, wieder in ihr 
Vaterland zurück. Sie sind beide gebürtig aus dem 
Pekithal und 20= und 19jährig. Im Sommer 
werden es vier Jahre, daß sie nach Deutschland 
kamen. Von dieser Zeit haben sie drei Jahre bei 
Herrn Pfarrer Binder in Westheim gelernt, und 
in dem letzten halben Jahre hat Asieni das Buch- 
binden und Mensa das Drucken gelernt. Die Mission 
hofft beide bei Einrichtung einer Druckerei und Buch- 
binderei im Ephelande beschäftigen zu können. 
  
Ueber die Lage der Mission in Neu-Guinea 
theilen die „Berichte der Rheinischen Mission“ das 
Folgende mit: 
Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, daß 
die Erwachsenen der Predigt des Evangeliums fast 
vollständig ablehnend gegenüberstehen. Und wo hier 
und da, vielleicht unter dem Reiz anfänglicher Neu- 
heit oder unter dem Druck äußerer Noth und Ge- 
fahren wie bei jenem Bombardement eines deutschen 
Kriegsschisses die Herzen aufzuwachen schienen, da 
sind „die Blüthen, die sich zeigen wollten, immer 
wieder abgefallen und haben die Hoffnungen getäuscht.“ 
„Unsere Papua begnügen sich damit,“ schreibt Miss. 
Kunze, „die Wahrheit des Evangeliums, soweit sie 
dieselbe bis jetzt gehört haben, zu ignoriren, oder sie 
stellen geflissentlich den geschichtlichen Inhalt der 
Predigt ihren eigenen väterlichen Ueberlieferungen 
gleich und ersticken damit jedes Verlangen, nach dem, 
was das Evangelium bietet.“ Dr. Frobenius, der 
Arzt, geht mit seiner Frau unermüdlich in die Dörfer, 
behandelt die Kranken, wo er nur immer kann, und 
redet an der Hand der biblischen Bilder, die er bei 
sich hat, mit einzelnen oder mit mehreren. Die ärztliche 
Hülfe wird wie ein Raub hingenommen, die Wort- 
verkündigung findet in weitaus den meisten Fällen 
taube Ohren. Ja es kommt oft genug vor, daß sich 
die Leute davonmachen, sobald sie nur wittern, es 
möchte über „Jefus-Dinge“ geredet werden. Man 
will eben im alten Schlendrian weiter leben, und 
nur der ist ihr Freund, der sie darin möglichst wenig 
beunruhigt und stört. 
Miss. Helmich erzählt von Siar: „Zu Anfang 
des Jahres 1898 hatte Manches in der Missions- 
arbeit auf Siar einen guten Schein. Der Tod hatte 
an verschiedenen Thüren angeklopft und äußerlich 
wenigstens Stille geboten. Da kamen die Jünglinge 
auch zu Gottes Wort! Aber schon seit einem halben 
Jahre ist das Alles wieder vorbei. Denn nachdem 
die übliche Trauerzeit abgelaufen war, suchte man sich 
für die vorangegangene Stille kräftig zu entschädigen. 
Erst brachte der Geheimkult wieder Alles aus Rand 
und Band; danach wurde bis jetzt Tag und Nacht 
getanzt, so daß die armen Leute gar nicht zur Be- 
sinnung kommen. Für Gottes Wort sucht man dann 
vergeblich Gehör. Den Missionar braucht man dann 
nur für materielle Bedürfnisse. Und kann man aus 
erzieherischen Gründen dieselben nicht immer befrie- 
digen, so ist man ein tamol salun (schlechter Mensch)
	        
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