Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

hinderlich im Wege. Der Neger, der im Urwalde 
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die Landolphien ausbeutet, rechnet die dabei ge- 
brauchte Zeit, Arbeit und Nahrung nicht und schont 
auch die Pflanzen nicht. Geschieht das und ver- 
wendet man Lohnarbeiter, dann wird der Kautschuk 
zu theuer. 
Unter diesen Umständen empfiehlt Bourdarie 
Bepflanzung aller wüstliegenden Gegenden mit Kaut- 
schukgewächsen. Nach zehn Jahren solle man die 
neuen Wälder meistbietend verkaufen. Unter der 
Bedingung der Wiederanforstung könne der Käufer 
den Kautschuk gewinnen wie er wolle. 
Die Pflanzung von 25 000 Kautschukbäumen 
würde nach Bourdaries Rechnung nach zehn Jahren 
etwa 50 000 Frcs. kosten. Sie könnten für 62 500 
Frcs. verkauft werden. 
Gutachten über Raffee aus Cogo und Ramerun.“) 
Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee erhielt im 
Sommer vorigen Jahres von der Regierung eine 
Probe Liberia-Kaffee von Misahöhe im Togogebiet 
und zu Beginn dieses Jahres eine Probe arabischen 
Kaffees von Johann Albrechtshöhe in Kamerun zur 
Begutachtung. Die bekannten Kaffeefirmen J. A. 
Lutze und A. Zuntz sel. Wwe. sowie das deutsche 
Kolonialhaus Bruno Antelmann ertheilten fol- 
gende Gutachten: 
Liberia-Kaffee von Misahöhe (Togo). 
J. A. Lutze: Die mir zur Beurthellung über- 
gebene Probe Liberia-Kaffee habe ich heute geprüft 
und dabei gefunden, daß die Qualität des Kaffees 
derjenigen der mir öfter von Holland offerirten 
Liberia-Kaffees ungefähr gleichkommt. 
Die grünliche Farbe des mir vorliegenden Kaffees 
weicht indessen von derjenigen der holländischen Kaffees, 
welche im Allgemeinen gelb sind, ab. 
Liberia-Kaffees werden in Deutschland fast gar 
nicht oder nur sehr wenig gekauft, ich z. B. führe 
dieselben in meinem Geschäft gar nicht. 
Aus diesem Grunde kann ich auch eine genaue 
Preislage nicht abgeben, ungefähr halte ich den Kaffee 
für 40 bis 45 Pf. pro Pfund frei ab Hamburg 
ohne Zoll werth. 
A. Zuntz sel. Wwe.: Die mir dieser Tage über- 
sandte Probe Liberia-Kaffee aus Misahöhe, Togo, 
habe ich eingehend probirt und im Geschmack vor- 
züglich befunden. 
Der Kaffee nähert sich darin sehr den central- 
amerikanischen Sorten (Portorico) und dürfte nach 
heutiger Marktlage mit 66 bis 68 Pf. pro ½ kg 
zu bewerthen sein. 
Das Aussehen ist ja vorderhand noch kein schönes, 
doch zweifle ich nicht, daß sich der Kaffee bei ent- 
sprechender Behandlung auch nach dieser Richtung 
hin wesentlich verbessern wird. Sollte der Verkauf 
*) Aus dem „Tropenpflanzer“ Nr. 4, 1899. 
  
  
der diesjährigen Kolonialernte in Ihre Hände gelegt 
werden, so bitte mir die Muster der betreffenden 
Kaffees zugängig zu machen, da ich Nehmer zu den 
jeweiligen Tagespreisen bin. 
Bruno Antelmann: Der uns freundlichst über- 
lassene Liberia-Kaffee von Misahöhe (Togo) ist ge- 
fälliger für das Auge als der bis jetzt bekannte Togo- 
Kaffee, weil hier die Bohnen groß und egal und 
nicht so verkrüppelt als bei dem anderen find. Der 
Geschmack ist noch etwas scharf, das dürfte wohl aber 
namentlich dem frischen Zustand der Bohnen zuzu- 
schreiben sein, denn Sie haben mir eine noch grüne 
nicht genügend getrocknete Bohne zur Begutachtung 
überlassen. Ich glaube, daß der Preis an der Börse 
dem Liberia-Kaffee gleichgestellt wird, der wohl 
augenblicklich 30 bis 40 Pf. pro ½ kg unversteuert 
kosten dürfte. 
Ich wäre bereit, die Ernte, von der Sie sprachen, 
zu übernehmen, weil ich der Meinung bin, daß durch 
den Vertrieb durch das deutsche Kolonialhaus dieser 
Kaffee von Misahöhe am besten bei unseren Kolonial= 
freunden bekannt wird; denn bis dato ist in den 
breiteren Schichten kolonialer Kreise wenig über die 
Misahöhe-Pflanzungen bekannt geworden. 
Spricht man erst darüber, wie über den Usambara= 
Kaffee und den Kamerun-Kakao, dann werden sich 
auch Wiederverkäufer dafür interessiren müssen und 
ganz acceptable Preise gern an der Börse zahlen. 
Arabischer Kaffee von Johann Albrechts- 
höhe (Kamerun). 
J. A. Lutze: Höflichst Bezug nehmend auf die 
geehrten Schreiben vom 16. Februar und 3. März 
d. Is., erwidere ich in Abwesenheit meines Herrn 
Weber ganz ergebenst, daß eine maßgebende Be- 
urtheilung des Kaffees nach der Qualität leider 
nicht möglich ist, da bei den verschiedenen Versuchen 
sämmtliche Proben theils mehr, theils weniger einen 
unangenehmen „geilen“ Geschmack zeigten. Um aber 
den Kaffee dem Aeußeren nach richtig zu be- 
urtheilen, wäre eine fertig geschälte Probe noth- 
wendig, um das Verhältniß von dürren und beschä- 
digten Bohnen, die der Kaffee zu besitzen scheint, 
feststellen zu können. Nach dem bisher gewonnenen 
Bild hat der Kaffee — von der Provenienz abge- 
sehen — zu den heutigen gedrückten Notirungen 
keinen höheren Werth als 55 bis 58 Pf. pro ½ kg 
unverzollt ab Hamburg. 
A. Zuntz sel. Wwe.: Ich bestätige Ihnen den 
Empfang Ihres geehrten Gestrigen nebst einer Probe 
Kaffee aus Kamerun, die ich einer Untersuchung 
unterzogen habe. Nach dem Aussehen der Waare 
und deren Geschmack muß der Boden Kameruns für 
die Entwickelung des Kaffeegewächses günstig sein. 
Eine Degenerirung der Frucht, wie sie bei Neu- 
anpflanzungen im Anfange üblich ist, scheint bei diesem 
Produkte nicht eingetreten zu sein, was ein günstiges 
Zeichen ist. Der Kaffee hat einen absolut reinen 
Geschmack und ist auch sehr kräftig, nur fehlt ihm
	        
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