Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Einem Briefe des Bischofs Couppé in den 
„Marien-Monatsheften“ der Mission vom heiligen 
Herzen Jesu entnehmen wir Folgendes: 
Paparatava oder St. Josephsthal befindet sich in 
einer herrlichen Lage. Von dem Hause aus kann 
der Blick auf weite Entfernung hin nach allen Rich- 
tungen schweifen und sich der schönsten Aussicht er- 
freuen. Im Norden erblickt man die Weiße Bucht, 
den St. Georgs-Kanal und die Küste von Neumecklen- 
burg in einer Länge von 70 bis 80 Meilen. Im 
Westen erspäht man den ganzen Weberhafen, die 
Nordküste und die endlose Fläche des Oceans; auch 
im Osten erblickt man das Meer, jenseits einer grü- 
nenden Fläche, die eine Ausdehnung von 20 Meilen 
besitzt; im Süden dehnt sich die Kette der malerischen 
Bainingerberge aus, welche die Gazellehalbinsel von 
Osten nach Westen in ihrem breitesten Theile durch- 
zieht. Die Station thront auf einem Hügel, welcher 
durch einen gleichhohen Erddamm mit dem nächst- 
liegenden Hügel verbunden ist; auf allen Seiten senkt 
sich der Boden schroff zu zwei Engthälern hinab, 
welche zwei Bäche durchfließen, denen naheliegende 
Quellen das Wasser zuführen. Von dem Gipfel des 
Hügels bis zur Thalmulde mögen es an die 100 m 
sein. Es ist dies also, was das gemäßigte Klima 
anbetrifft, ein angenehmer Aufenthalt, wo fast den 
ganzen Tag ein frisches Lüftchen weht und wo die 
Kühle der Nacht sich bedeutend mehr als in den 
Stationen an der Küste fühlbar macht. 
Der Pater Schmitz befindet sich seit drei Wochen 
auf seiner Stelle. 
St. Otto ist bereits von Bruder Karl Pfeiffer 
bewohnt, der daselbst Alles eingerichtet hat und die 
Ankunft des Paters Eberlein erwartet, welchen das 
Fieber augenblicklich noch hier zurückhält. In einigen 
Tagen wird sich der Pater auf seinen Posten begeben. 
Auch die Station Vunatoro wird unter seiner Ver- 
waltung stehen. Es befinden sich daselbst schon an 
die 60 Neubekehrte, welche zu Villa-Maria (Takubar) 
unterrichtet und getauft worden sind. Auch diese 
Gegend ist sehr bewohnt, und die Einwohner scheinen 
in günstiger Stimmung, den Glauben anzunehmen. 
Nolu)dup oder St. Peter, welches wir früher 
Beridni (vom englischen Brittani) nannten, wird in 
drei bis vier Tagen von Pater Viegen besetzt werden. 
Morgen werden sich Bruder Andreas Reichmeyer, 
welcher daselbst sein Gefährte sein soll, und Bruder 
Thomas Geboers dorthin begeben, um Thüren und 
Fenster in das Haus einzusetzen und Alles für die 
Ankunft des Paters in Ordnung zu bringen. 
Außerdem wird dem Pater die Sorge für die 
Nebenstation Korere obliegen, welches sich in einer 
Entfernung von 1¼ Stunden von Nocn)dup befindet 
und auf dem Seewege erreicht wird. Daselbst be- 
finden sich noch an die 200 bis 300 Eingeborene, 
welche zur katholischen Religion übertreten wollen. 
St. Franziskus = Kaverius oder Vunakamkalm)bi 
ist auf unserem Grundbesitz an der Talelebucht ge- 
legen. Dort befindet sich eine Handelsniederlassung 
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des Herrn Dupré, welche die Mission sammt den 
übrigen Ländereien dieses Herrn, welche eine Fläche 
von 500 ha ausmachen, angekauft hat. Das Handels- 
haus haben wir einem Weißen verpachtet und in der 
Nähe desselben die Station errichtet. An diesem 
Orte wird alle drei Tage der besuchteste Markt der 
ganzen Gazellehalbinsel abgehalten, ausgenommen 
vielleicht der Markt von Karavia an der Weißen 
Bucht. Dem Pater Nollen ist diese Station über- 
tragen, und Bruder Franz Müller wird ihn dorthin 
begleiten. An Arbeit wird es nicht mangeln. Es 
befinden sich daselbst schon 500 Neubekehrte, welche 
zu Malaguna, und 500 andere, welche zu Wlawolo 
getauft worden sind; über 1000 andere Eingeborene 
haben die heilige Taufe noch nicht empfangen, ver- 
langen aber sehnlichst danach. 
Den „Blüthen und Früchten“, Berichten der 
Missionsgesellschaft der deutschen Baptisten, entneh- 
men wir Folgendes: 
Die Mission hat 1898 in Kamerun kein Mitglied 
verloren. Gleich im Anfange des Jahres erhielten 
wir durch die Schwester Steffens die Nachricht, 
daß Br. Süvern derart leidend sei, daß man einen 
bedenklichen Ausgang erwarte. Er wurde tele- 
graphisch benachrichtigt, seine Reise nach Deutschland 
sobald als möglich anzutreten. Er traf am 28. März 
in Hamburg ein. Mit ihm kam auch Schwester 
Steffens, die von Hamburg aus direkt nach Amerika 
fuhr. Am 28. Mai feierte er in Cincinnati O. 
(Amerika) mit Schwester Steffens seine Hochzeit. Die 
letzten Nachrichten, die wir von ihm aus Amerika 
erhalten haben, sind nicht erfreulicher Art, und es 
liegt die Befürchtung nahe, daß er einstweilen nicht 
wieder zurück nach Kamerun reisen kann. Seine 
Absicht ist, einen Katechismus, Glaubenslehre und 
Liederbuch in Dualla für unser Missionsfeld heraus- 
zugeben. Freunde in Amerika haben bereits die er- 
forderlichen Ausgaben gedeckt. 
Als Bruder Süvern und Schwester Steffens 
Kamerun verlassen hatten, waren nur noch Bruder 
Schwarz und Br. Dr. Schaufler als Vertreter aus 
Deutschland auf dem Missionsfelde. Br. Schwarz 
hatte seine volle Arbeit im Missionsgeschäft, und da 
Br. Schaufler der Sprache und des Missionswerkes 
noch unkundig war, so trat eine recht schwere Zeit 
für die Mission ein. 
Am 8. März fand in Berlin, im Kreise der 
Diakonissen, die Aussendungsfeier unserer Schwester 
Emilie Buchmann statt, der ersten Diakonissin für 
Afrika aus unserer Anstalt. Am 7. April kam sie 
nach einer 27 tägigen Fahrt glücklich in Kamerun an. 
Am 3. Januar d. Is. meldete sie: „Für die 
Mädchenschule haben sich schon 50 Mädchen gemeldet. 
Aber lieber Vater Scheve, wir müssen unbedingt 
zwei Schwestern noch hier haben, wenn etwas soll 
gemacht werden. Es liegen genügend Beweise vor, 
daß die Frauenmission in Afrika nicht allein dringend 
nothwendig, sondern auch reif zur Ernte ist.“
	        
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