Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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ihres Landes durch Anbau ein und hat mit ihrem 
Grundstück Rabaul am Simpsonhafen mit Anpflanzen 
von Kokosnüssen begonnen. Bei den Eingeborenen 
wurde mit Zwang bis jetzt nur in einem Falle vor- 
gegangen. Die immer noch nicht zum Erlöschen ge- 
kommene Dysenterie legt Schonung und langsames 
Arbeiten nahe. Gleichwohl ist wahrzunehmen, daß 
die jungen Kokosbestände gerade auf der Nordküste 
erheblich zugenommen haben. 
Der Handel hat räumlich eine Ausdehnung er- 
fahren. Die Admiralitäts-Inseln sind wieder in 
Angriff genommen worden. Im Innern, an der 
Ostküste der Gazelle-Halbinsel, am Weberhafen wurden 
Niederlassungen errichtet, auf allen Gebieten schoben 
sich im Wettbewerbe neue Plätze ein. 
An der Blanchebucht entstand neu in Kabakaul 
die Niederlassung des Kaufmannes Johann Mat- 
thias Rondahl, Theilhaber der offenen Handels- 
gesellschaft O. Mouton & Co. 
In Choiseul und Bougainville sind die Versuche, 
mit Niederlassungen festen Fuß zu fassen, gescheitert 
an der Wildheit der Eingeborenen und der Konkurrenz 
fremder dort ohne Erlaubniß Handel treibender Schiffe. 
Die Trepanggewinnung hat sich auf erfreulicher 
Höhe gehalten. Viel hat hierzu der Handel nach 
den Admiralitäts-Inseln beigetragen. 
Das Ergebniß der Perlsischerei hat sich, wie 
sicher zu sein scheint, gehoben, besonders in den 
werthvollen Muschelarten (Goldlippen= und Schwarz= 
lippen-Schalen). Eine wirkliche Ausbeutung der 
Bänke im Süden der Westküste Neu-Pommerns und 
in den Admiralitäts-Inseln ist nur mit gut besetzten 
und mit großen Booten und Mannschaft ausgerüsteten 
Stationen oder Schiffen möglich. 
Die Gesundheitsverhältnisse bei der weißen und 
Halbblutbevölkerung waren normale; sie wurde, von 
zwei vernachlässigten Fällen abgesehen, auch von der 
Dysenterie verschont. 
Unter den Eingeborenen des Nordens der Gazelle- 
Halbinsel und der nördlichen Hälfte von Neu- 
Mecklenburg trat die Dysenterie verheerend auf. 
Das wirksamste Vorbengungsmittel scheint die Er- 
bauung gesunder, geräumiger, regendichter Häuser, 
die im Innern mit Matten belegt sind. Das Bei- 
spoiel hierzu gaben seit Langem die samoanischen 
Missionslehrer. Unter dem Druck der Seuche ent- 
standen auch viele neue bessere Wohnhäuser. Das 
ursprüngliche Eingeborenenhaus ist unglaublich elend 
und erbärmlich. 
Seit Einreichung der Tabelle zum Schlusse des 
Jahres 1897 haben sich nennenswerthe Aenderungen 
nicht ergeben. 
Der Handel hat sich allgemeiner Beobachtung 
nach auf der Höhe des Vorjahres gehalten. Da 
die Kaufleute es ablehnen, zahlenmäßige Nachweise 
zu geben, so kann eine Zusammenstellung und Ver- 
gleichung nicht erfolgen. 
Der Bau von Wegen hat während der Regen- 
zeit folgende Förderung erfahren: 
  
1. Es wurde mit dem Baue eines Weges durch 
Eingeborene und Gefangene nach Taui von Kabakaul 
begonnen. Fertiggestellt sind etwa 3 ½ km; die 
bisherigen Kosten belaufen sich auf: 
10,5 Pfund Tradetabak, 
10 Faden Tabu. 
2. Durch die Truppe wurde ein Theil der 
Strecke Ende Ralumpflanzung—Raluana verlegt. 
3. Im Innern der Blanchebucht ist der Weg 
fertig gebaut bis zur Landschaft Kerawien und in 
der ganzen Landschaft Dawaon. In Kerawien ist 
zur Zeit wegen der Dysenteriegefahr eine Arbeit 
nicht möglich. . 
4. Auf der Nordküste zieht ein guter und viel 
benutzter Verkehrsweg von Nonga bis Kurakakaul. 
Für künftigen Fuhrwerksverkehr müßten einzelne 
Brücken gebaut und stellenweise eine Verbreiterung 
durchgeführt werden. 
5. Der Weg nach dem Varzin ist im Rohbau 
bis zur Grenze nach Tamanairiki hergestellt. In 
der kommenden Passatzeit ist der Ausbau zur fahr- 
baren Straße auch auf der Höhe zu vollenden. Der 
Bau hat mit erheblichen Geländeschwierigkeiten zu 
kämpfen. Die höchste erreichte Höhe ist — nach 
ungenauer Messung — 420 m. 
An Kosten sind seit der letzten Berichterstattung 
erwachsen: 
20 Faden Tabu. . . . — 40 Mark 
11,54 Pfund Tradetabak — 18,.46 Mark. 
Auf der Rhede von Herbertshöh liefen ein und 
aus: 105 Schiffe, und zwar 83 Segelschifee. 
22 Dampfsschifse mit einem Gesammtgehalt von 
49 477 Tons. 
verzeichniß der in Raiser Wilhelmsland thätigen 
Firmen und Erwerbsgesellschaften nach dem Stande am 
1. Jannar 1399. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Z Händler und 
Faktoreien und Nieder= sonstige farbige 
.. beschäftigte 
Firma lassungen Personen 
j g 
Ort Zahl w. s. ZBus. 
Bezirk Berlinhafen: 
Neu-Guinea-z Arrvo 11—6 6 
CompagnieLemieng 1 8 
in Berlin. Muschu. .. .. 12 2 
Rabuiim . 111 4 5 
Sel KKoa 1414 18 
Tarawai-Valise 1 — 6 6 
Bezirk Friedrich Wilhelmshafen: 
Maraga. . . . . 11 313 
Zusammen 1 5 43 48 
  
 
	        
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