Gutachten über die von Lagos eingesandten
Kautschukproben des chemischen Laboratoriums
für Handel und Industrie (Dr. Rob. Henriques),
Berlin.
Die von Herrn Schlechter am 1. März über-
sandten Proben, bestehend aus:
1. Milch einer Ficusart von Lagos,
2. daraus gewonnener Kautschuk, kalt koagulirt,
33. - - kochend -
4. kleine Probe Kickxia-Milch von Lagos,
habe ich mit folgendem Resultat untersucht:
Zu 1. Die Ficusmilch stellte eine dünne, leicht
bewegliche Flüssigkeit von spezifischem Gewicht 0,98
dar. Eingesandt waren 75 cem.
Die Milch koagulirt beim Ansäuern mit Essig-
oder Mineralsäure nicht in der Kälte, wohl aber
rasch in der Wärme, wobei sich der Kautschuk in
Form eines Klumpens im bräunlich gefärbten Serum
ausscheidet und aus diesem herausgenommen und
gewaschen werden kann. Es wurden so gewonnen
aus 50 ccm: 13,5 g feuchtes — 9,3 g trockenes
Rohprodukt.
Gehalt des trockenen Rohprodukts an Asche:
0,18 pCt.,
Gehalt des trockenen Rohprodukts an Kautschuk-
harzen: 22,6 péCt.
Der entharzte Ficuskautschuk war zwar kein erst-
klassiges Produkt, immerhin aber ein echter, mäßige
Elastizität zeigender Kautschuk. Die sogenannten
Kautschukharze bildeten eine weiße, anscheinend kristalli-
sirte, in heißem Aceton lösliche feste Masse.
Die Proben sul 2 und 3 ergaben:
Zu 2. Wasser 8,21 péCt.,
Asche. 1,70 =
Kautschukbharz 31,02
Zu 3. Wasser ., -
Asche.....1,04-
Kautfchukharz..23,09-
Die Probe 3 (kochend koagulirt) stimmte mithin
mit dem von mir aus der Milch erhaltenen Produkt
im Wesentlichen überein. Die Ficusmilch durch Ver-
dunstenlassen an der Luft zu koaguliren (wie Nr. 2)
empfiehlt sich mithin nicht. Der aus 2 und 3 ge-
wonnene entharzte Kautschuk stimmte unter sich und
mit dem aus der Milch gewonnenen völlig überein.
In Anbetracht dessen, daß das Entharzen eines
solchen Ficuskautschuks sich technisch sehr wohl aus-
führen läßt und daß das dann gewonnene Produkt
ein weit brauchbarerer Kautschuk ist als der aus
guten Flakes und derartigen Waaren herzustellende,
möchte ich den eventuellen Werth einer Rohwaare
wie Nr. 3 auf etwa 4,50 Mk. pro Kilo normiren.
Kautschukhändler und zfabrikanten werden ihn aber
wahrscheinlich etwas niedriger taxiren. Was die
Taxen von dieser Seite betrifft, so möchte ich noch
darauf hinweisen, daß größere Mengen von den Ein-
geborenen kaum so trocken hergestellt werden könnten,
wie diese kleinen von Herrn Schlechter koagulirten
Nasse Rohwaare von einem so großen
Mengen.
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Harzgehalt wie der vorliegende repräsentirt sich aber
sehr schlecht und wird vorerst recht niedrig bewerthet
werden.
Sollte sich diese Lagos-Ficus auch in unseren
Kolonien finden, so wären die Eingeborenen zu einem
fleißigen Sammeln und Verarbeiten des Saftes an-
zuhalten, der immer ein billiges, für Sekundawaaren
wohl verwendbares Produkt liefern würde. Einen
derartigen Baum aber plantagenmäßig anzupflanzen,
dazu könnte ich nicht rathen, selbst wenn die Ficus,
worüber wohl nichts bekannt ist, besonders rasch an-
zapfungsfähig wäre. Für Anbau und Kultur sollten
vorerst meines Erachtens nur solche Pflanzen in
Frage kommen, die ein gutes, elastisches, auch ohne
weitere Reinigung wenig Harz enthaltendes Produkt
eben.
6 Zu 4. Die mit eingeschickte kleine Probe Kickxia-
Milch reichte eben hin, um daraus etwas Kautschuk
zu koaguliren und mit dem der Preußschen Kickxia-
Milch von Kamernn zu vergleichen. Die Lagos-
und Kamerunmilch verhielten sich betreffend die Art
des Koagulirens völlig gleich, und auch die daraus
gefertigten Kautschukvroben waren von gleicher Vor-
züglichkeit.
Auszeichnung der Feldbahnfabrik Arthur Roppel.
Auf der diesjährigen Wanderausstellung der Deut-
schen Landwirthschaftsgesellschaft in Frankfurt a. M.
wurden die von der Feldbahnfabrik von Arthur
Koppel zu Berlin und Bochum ausgestellten Rollen-
lager von der aus verschiedenen landwirthschaftlichen
Autoritäten bestehenden Kommission geprüft, wobei
es sich durch Zugmessungsapparate ergab, daß die
Rollenlager gegen die Schalenlager eine Zugkrafts-
ersparniß von beinahe 55 pCt. zeigten.
Infolgedessen wurde der Firma für die Rollenlager
das Prädikat „Neu und beachtenswerth“ ertheilt.
Der Raffeehandel der Welt im Jahre 1898.
Der amerikanische Konsul in Santos giebt die
Weltproduktion von Kaffee im Jahre 1897/98 auf
15 574 000 Sack an und schätzt sie für das Jahr
1898/99 auf 12 410 000 Sack. Von Santos wurden
verschifft im Jahre
1897 5 620 572 Sack,
1898 5 706 6ö6 7
von Rio de Janeiro gelangten zur Verschiffung im
Jahre 1897 4 453 926 Sack,
1898 3 711 499 4
Den größten Kaffeeverbrauch der Welt haben die
Vereinigten Staaten aufzuweisen; in Europa steht
Deutschland an der Spitze mit cinem Kaffecverbrauch
von 125’.790 Tons im Jahre 1897 und 142 430
Tons im Jahre 1898.