Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

furchtsame, verkniffene Merere, wie er noch Ende 
1897 gewesen war, war in dem sicher auftretenden, 
thatkräftig zugreifenden, sich offen und vergnügt 
gebenden Manne nicht wieder zu erkennen. 
Von Herrn Missionar Bunk traf Nachricht ein, 
daß er meine Bitte, mit mir in Mlangali zusammen- 
zutreffen, schon am selben Tage erfüllen würde. 
Ich zog daher am Nachmittage des 18. mit Lieute- 
nant v. der Marwitz auf direktem Wege nach 
Mlangali. 
Hier hatte Lieutenant v. der Marwitz, dem ich 
nur 30 Askari hatte geben können, sehr Erfreuliches 
geschafft. Zwar wohnten er und Pater Ambrosius 
noch in dem Hüttenlager, in dem die 3. Kompagnie 
monatelang gewesen war, aber statt des ebenfalls 
geerbten Stückchens nur fußhoch aus dem Boden 
ragender Grundmauer und 4000 lufttrockenen Ziegeln 
stand jetzt nach einer Bauthätigkeit von wenigen 
Wochen der ganze Unterstock des Steinhauses nach 
neuem, zweckentsprechend kleinem Plane im Rohbau 
fertig mit großem Backofen, während an 10 000 Ziegel 
gebrannt waren, mit denen die nöthigen Wölbungen 
gebaut waren. Alles ist reine Askariarbeit. Außer- 
dem war ein guter Viehstall für die 100 Stück 
schöner Stationsrinder ganz, die Askarikaserne zum 
Theil fertig. Es darf angenommen werden, daß 
Alles bis zur Regenzeit fertig sein wird. Ein neuer- 
dings angelegter Garten war in gutem Zustande. 
Nahe am Steinhaus hat Herr Pater Ambrosius 
eine provisorische Kapelle gebaut. Die über Er- 
warten starke Bevölkerung Mlangalis, größtentheils 
Wahehe, steht in sehr erfreulichem Verhältniß zum 
Lieutenant v. der Marwitz. 
In Ngomingi wurde mit dem Jumben Mam- 
banga das nöthige Schauri abgehalten. 
Der Mambanga ist absolut stationssicher, seine 
Leute haben Achtung vor ihm, sein Einfluß ist ein 
unverkennbar guter. Die Station wird daher be- 
strebt sein, seine Jumbenschaft zu einem kleinen 
Sultanate zu entwickeln, das zur dauernden Tren- 
nung der Wahehe Iringas von denen Mlangalis 
wirksam dienen wird. Dies ist um so wahrschein- 
licher zu erreichen, als seine Leute der Hauptsache 
nach Wazawira, Vigongo und Virongo sind, die 
eigentlich nicht als Wahehe gerechnet werden dürfen. 
Zwischen Alt-Iringa und der Station begegnete 
ich der neuangekommenen Oberin und einer Schwester. 
Meine Mahnung, so weite Wege nicht allein zu 
machen, wird wohl schwerlich befolgt werden. Ich 
glaube auch, daß nichts für sie zu befürchten ist. 
Nach meinen Wahrnehmungen auf der Reise 
habe ich durchaus den Eindruck gewonnen, daß das 
neugeschaffene Mererereich festbegründet ist, wenn auch, 
namentlich an der Süd= und Nordgrenze, nothge- 
drungen noch einige Zeit vergehen muß, um unter 
weiterer Hülfe der Station dauernde Verhältnisse 
herbeizuführen. Die ruhige und sichere Thätigkeit 
des Lieutenants v. der Marwitz sichert die weitere 
innere Erstarkung des Reiches, das in Bälde ein 
  
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kräftiges Gegengewicht zu den Wahehe bilden wird. 
Deshalb und wegen richtiger Durchführung der 
Elfenbein= und Steuergesetze ist das Bestehenbleiben 
des Postens in Mlangali — der ja fast kostenlos 
erbaut wird und gar keine weiteren Kosten verur- 
sachen wird — wünschenswerth. Späterhin wird 
unzweifelhaft ein Unteroffizier genügen, der bei zeit- 
weisem Europäermangel in Iringa wird eingezogen 
werden können. 
Die Folgen der Kriege von 1894 und 1896 
sowie des Aufstandes 1897/98 sind schwere, haben 
aber hauptsächlich das südlich der Straße Iringa— 
Idunda und das an dieser Straße selbst gelegene 
Land getroffen. Da wird lange Zeit vergehen, bis 
die Bevölkerungsziffer von etwa 1893 wieder er- 
reicht wird. Das Land nördlich der genannten 
Straße hat bezüglich Jrongos und Igongos schwer 
gelitten, ist aber, wieder unter Kultur gekommen, 
theilweise im Aufblühen begriffen. Die übrigen Ge- 
biete zeigen nur stellenweise noch Spuren des Kampfes, 
der alle Verhältnisse im alten Quawareiche um- 
gewälzt hat, in welchem jetzt unbedingter Friede 
herrscht. 
—— — —ffl„ 
RKamerun. 
Bericht des Premierlieutenants Dominik über eine 
Straferpedition gegen den Batschengastamm. 
Der Premierlieutenant Dominik meldet aus 
Sannaga unter dem 3. September über eine Straf- 
expedition gegen den Batschengastamm Folgendes: 
Seit dem 23. August halte ich mich mit dem 
Sergeanten Klein und 40 Mann im unteren 
Batschengagebiet (vier Stunden unterhalb der 
Nachtigalfälle), Häuptling Abanda, auf. Der Grund 
ist solgender: Schon seit längerer Zeit klagten die 
oberen Batschengas (ehemals Kule) über häufige 
Uebergrifse der unterhalb wohnenden Stammes- 
genossen, und Ende Juli hatten diese sich erdreistet, 
zwei Haussas, die von Ngutte kamen, auszuplündern. 
Infolgedessen ließ ich den Häuptling Abanda durch 
den Jaunde-Polizisten Obama vorladen. Abanda 
weigerte sich zu erscheinen. Darauphin sandte ich 
am 25. Juli die Gefreiten Siaker und Dada- 
madersar mit vier Mann nochmals zu Abanda, 
um diesen auf die Station zu entbieten. Der Häupt- 
ling weigerte sich auch dieses Mal, zu erscheinen. Als 
die Soldaten ihm hierauf erklärten, er solle ver- 
nünftig sein und freiwillig mitgehen, da sie sonst 
mit mehr Leuten wiederkommen würden, um ihn zu 
holen, rief Abanda seine Leute zusammen und sagte 
ihnen, die Soldaten hätten ihm gedroht, jetzt sollten 
sie ihrerseits die Soldaten fangen. Als die Patrouille 
hierauf ihre Gewehre lud, ließen die Batschengas sie 
ruhig abziehen, überfielen sie aber zwei Stunden später 
beim Uebersetzen über den Nfemba, der die Grenze 
der Abanda-Batschengas nach der Station zu bildet.
	        
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