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umgangen und über die Schluchten werden Dämme und baut in ungeheuren Mengen Mtama und Sesam.
geführt. Die ganze Route Voi — Taweta — Moschi
ist jetzt durchweg fahrbar. Engländer haben vor
einigen Tagen den größten Theil dieser Strecke mit
dem Zweirad befahren. Hauptmann und Frau
Johannes kamen ebenfalls in einem kleinen Wagen
von Moschi am Berge an. Der Italiener Oicroce
hat jetzt drei Ochsenkarren und zehn kleinere Fuhr-
werke für Esel.
Durch diesen Wagewerkehr hat sich hier am
Berge gleich ein neuer, jetzt schon recht ausgedehnter
Handelszweig gebildet, nämlich der Handel mit rohen
Häuten. Bekanntlich giebt es hier am Kilimandjaro
eine Masse Groß= und Kleinvieh. Wegen Mangels
an geeigneten Transportmitteln lohnte es sich bis
jetzt nicht, die zahlreichen rohen Häute nach der
Küste zu bringen. Mit dem Wagenverkehr haben
sich die Verhältnisse auf einmal geändert, und es
werden jetzt Tausende roher Häute nach der Küste
befördert.“
Kleine Nachrichten (nach „Kreuzund Schwert“):
Vom Limburger Missionshause der Pallotiner ist am
12. Oktober wieder eine neue Expedition nach
Kamerun entsandt. Dieselbe bestand aus den Patres
Friedrich Münch und Karl Hoegen, nebst drei
Laienbrüdern: Br. Paul Woitscheck, Aug. Wensky
und Joh. Tenhaff. Auch der Schwarze Andreas
Toko, welcher seine Ausbildung im Missionshause
zu Ehrenbreitstein vollendet hat, kehrte wieder nach
Kamerun zurück. — Aus Tanga berichtet man den
unerwartet schnellen Tod der ehrw. Schwester
Theresia, Oberin der dort erst Anfang 1899 ge-
gründeten Niederlassung der Trappistinnen.
In „Gott will es“ veröffentlicht P. Maurus
Hartmann, apostolischer Präfekt in Südsansibar
(St. Benediktus-Missionsgenossenschaft), Folgendes:
Dar-es-Salm, den 22. August 1899.
Im Juli dieses Jahres machte ich eine Fir-
mungs= und Visitationsreise nach dem Süden der
Präfektur. Um unsere Mission in empfehlende Er-
innerung zu bringen, erlaube ich mir, Ew. Hoch-
würden einige Mittheilungen über unsere Mission
Lukuledi und den dortigen Bezirk zu übersenden.
Lukuledi war lange Jahre unser Schmerzens-
kind, und oft wurde berathen, ob man diese Station
nicht aufgeben sollte. Gleich im Gründungsjahre
(1895) blieb die Regenzeit aus; infolgedessen traten
schreckliche Hungersnoth und großer Wassermangel
ein. Die Leute zogen zum größten Theil aus der
Gegend fort. Ein Missionsbericht aus jenem Jahre
meldete, der ganze Bezirk zähle höchstens 300, ein
anderer Pater meinte, gar nur 130 Personen. Als
wieder Jahre mit normaler Regenzeit eintraten,
wurde das Bild rasch anders. Lukuledi zählt zu
den fruchtbarsten Bezirken im Hinterland von Lindi
Darum siedeln sich auch trotz der ungünstigen und
kaum zu bessernden Wasserwerhältnisse mit jedem
Jahr neue Leute an. Heute zählt die nächste Um-
gebung der Mission etwa 2000 Personen, der ganze
Missionsbezirk — das heißt die mit schwarzen Lehrern
besetzten und regelmäßig pastorirten Posten mit-
gerechnet — dürfte mit 3000 Personen nicht über-
schätzt sein. Die Mission selbst hat während ihres
beinahe fünfjährigen Bestehens eine sehr erfreuliche
Entwickelung genommen.
Gegenwärtig zählt man dort 450 Christen und
150 Katechumenen. Aber auch die Gesammtheit der
Bevölkerung ist der Mission und dem Christenthum
sehr günstig, und nicht Abneigung, sondern nur träge
Gleichgültigkeit hindert noch Manche am eifrigen
Besuch des Unterrichts. Die Schule zählt 30 Knaben;
40 Mädchen kommen zweimal wöchentlich zum Reli-
gionsunterricht. Ich brachte fünf Jünglinge mit,
welche in der Katechetenschule zu Kollasini einen
zweijährigen Kursus durchgemacht haben. Dieselben
werden in den umliegenden Dörfern als Lehrer auf-
gestellt, wodurch die Zahl der Schüler voraussichtlich
bedeutend steigen wird. .
Als wir die Mission gründeten, fehlte, mit Aus-
nahme der überall in Afrika zu findenden Hühner
und Ziegen, im ganzen Hinterland von Lindi jegliche
Viehzucht. Heute hat die Mission sehr schönes
Rindvieh, 19 Schweine, Ziegen, Hühner, Tauben in
großer Menge; die Missionare bauen fast alle Arten
von europäischem Gemüse, auch Reis gedeiht, Hunderte
von afrikanischen Fruchtbäumen bilden schöne Alleen
und versprechen schon für das nächste Jahr das erste
Erträgniß.
Bei meiner Ankunft waren 140 Neophyten auf
die heilige Firmung vorbereitet. Aber vor derselben
mußten noch endlose, fast durch zwei Tage sich hin-
ziehende Ehe-Schauri (Berathungen) gemacht werden.
Die Ehesachen bilden begreiflicherweise den schwierigsten
Theil der Negerseelsorge, und auch sonst recht gut
gesinnte Katechumenen und Neophyten könmen sich
nur langsam und schwer in die strengen Ehe-
vorschriften der katholischen Kirche hineinleben. Die-
selben stehen zu sehr im Widerspruch mit ihrer bis-
herigen Ungebundenheit. Wenn es ihnen auch
einleuchtet, daß Unkeuschheit und Ehebruch zu meiden
sei, so wollen sie doch nur schwer begreifen, daß sie
auch bei ihrem Weibe ausharren sollen, wenn der
eheliche Frieden arge Störungen erleidet oder andere
Nachtheile entstehen, zumal wenn es beiden Theilen
lieber wäre, man machte dem Zusammenleben ein
Ende.
Viele Schwierigkeiten machen den Wayao die
Schwiegermütter. In jener Gegend hat nämlich
nicht das Weib die Pflicht, dem Manne zu folgen
und sich bei ihm niederzulassen, sondern umgekehrt
muß der Mann sein Haus bei der Mutter seines
Weibes bauen und derselben bei ihren Feldarbeiten