Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

zu erhalten. Er hat die Steuern einzutreiben und 
etwaigenfalls Uebelthäter in Tabora zur Anzeige zu 
bringen. Dadurch fällt für die Missionare manche 
unangenehme Arbeit weg. Um alle Gerechtigkeit zu 
erfüllen, wurden die Missionare sogar gebeten, für 
die Benutzung des Weidelandes in der Umgebung 
der Station an Kaswika jährlich eine kleine Ab- 
gabe (einen Bullen und zwei Kälber) zu entrichten. 
Noch fügt Br. Stern einem Schreiben die 
Notiz bei, daß zwischen der Küste und Tabora ver- 
schiedene Lagerhütten oder Rasthäuser errichtet seien, 
in denen Karawanen in Zukunft nächtigen könnten. 
Auch sollen Märkte in deren Nähe aufgeschlagen 
werden, auf denen dann die eingeborenen Träger und 
die Europäer ihre Einkäufe machen und ihren Lebens- 
mittelbedarf decken sollen. Geschenke dagegen von den 
Dorfschulzen anzunehmen oder gar dieselben im 
Einzelhandel zu übervortheilen, sei nicht gestattet. — 
Diese Erleichterungen werden nun unsere beiden neu 
nach Urambo berufenen Brüder, H. Rapparlie 
und Max Brauer, auf ihrem Marsche genießen, 
die, wie wir hoffen, im Dezember in Urambo 
eintreffen werden. 
Nach dem „Evangelisch-lutherischen Missionsblatt“ 
hat die Ostafrikanische Missionsgesellschaft 
(Berlin III) am 18. November zwei Missionare 
abgeordnet, von denen der eine, Pastor Boche, das 
1897 in Kisserawe gegründete Lehrerseminar über- 
nehmen soll, das nach Hohenfriedeberg verlegt und 
mit der dort schon bestehenden ähnlichen Anstalt ver- 
einigt werden wird. 
Der „Steyler Herz Jesu-Bote“ bringt einen 
Brief des Missionspaters Erdweg aus Neu- 
Guinea, worin die Abreise des erkrankten P. 
Spölgen, des Leiters der Station Regina Angelorum 
an der Lemingküste, nach Sydney erwähnt wird. 
Im Gegensatz zu dem männlichen Missionspersonal 
erfreuten sich die Schwestern guter Gesundbeit. 
Ueber das Fortschreiten des Missionswerkes äußert 
sich P. Erdweg: 
„Die Arbeiten in der Mission gehen langsam, 
aber stetig vorwärts. Viele, die meiste Freude macht 
uns noch immer die Schule. Manche der Kinder 
lesen und schreiben schon recht gut: ich werde bald 
eine Probe schicken. 
Den Katechismus in der Tumleosprache haben 
wir im Anfange dieses Jahres vollendet. Auch haben 
wir schon ein kleines Gebetbuch und 15 Lieder in 
der Tumleosprache. Das Tumleo Wörterbuch, welches 
wir aufstellten, mag wohl schon 3500 Wörter zählen. 
P. W. Schmidt, dem wir dasselbe nach St. Gabriel 
schickten, möchte es drucken lassen. Das wäre für 
uns eine große Erleichterung, denn es ist wirklich 
mühselig, Katechismus, Schulfibel, Wörterbuch und 
alles Andere nur durch Abschreiben zu vervielfältigen. 
Unsere Brüder haben mit unserem Bootsmann, 
einem deutschen Matrosen, der nun leider auch weg- 
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geht, eine Landungsbrücke für unsere Boote gemacht. 
Das Werk hat viele Arbeit gekostet, aber es wird 
uns auch große Dienste leisten, da wir jetzt, wenn 
die eingeladenen Waaren gelöscht werden, die Boote 
nicht mehr in der Brandung auf den Sand auflaufen 
zu lassen brauchen. Auch haben wir nicht mehr zu 
fürchten, daß uns noch Kisten ins Meer fallen.“ 
Dasselbe Blatt theilt die Gründung einer Station 
der Steyler Mission in Atakpame (Togo) mit: 
„Während unsere Missionare in Togo bisher 
ausschließlich an der Küste des Togolandes gewirkt 
hatten, sind sie im verflossenen Jahre auch ins Innere 
vorgedrungen und haben eine Missionsstation in der 
Stadt Atakpame, sechs Tagereisen von der Küste, 
gegründet. 
Schon früher, als die dortige Gegend noch nicht 
unter deutscher Schutzherrschaft stand, hatte Atakpame 
schon eine Mission, die von Missionaren des Lyoner 
7 Seminars für afrikanische Missionene geleitet wurde. 
Im August 1900 wurden es gerade 13 Jahre, daß 
die Niederlassung von den Heiden zerstört und die 
zwei französischen Missionare vergistet wurden. Der 
eine, P. Moreau, starb an der Vergiftung und liegt 
in Atakpame unter einem großen Baume begraben; 
Der andere Missionar wurde schwer erkrankt zur 
Küste gebracht, erholte sich aber wieder. 
Atakpame, welches auch Sitz der Keiserlichen 
Regierung ist, mag mit den ihm zugehörigen Farm- 
dörfern etwa 10 000 Einwohner zählen, wovon jedoch 
höchstens 2000 in Atakpame selbst leben. Drei 
Fünftel der Bevölkerung sind Frauen und nur zwei 
Fünftel Männer und Kinder. Die Stadt ist, wie 
P. Müller schreibt, eine Fremdenstadt, insofern sie 
der Knotenpunkt der hier sich kreuzenden Karawanen= 
straßen aus Nordost und Nordwest ist. Bringt sie 
dadurch eine große Unstetigkeit der Bevölkerung mit 
sich, so kann doch wieder daraus der Mission Segen 
erwachsen, denn durch die Karawanen kann die Kunde 
von dem Liebeswirken der Missionare in ihrer Re- 
ligion in weite Ferne getragen werden, wodurch sie 
anderwärts umso eher Fuß fassen können. 
Am 17. Mai 1900 machten sich der Präfekt der 
Mission, P. Bücking, P. Müller und Br. Jakobus 
auf den Weg nach Atakpame und langten am 23. Mai 
dort an. Am folgenden Tage, dem Feste Christi 
Himmelfahrt, wurde die Mission eröffnet. Sie wurde 
dem hl. Arnold geweiht. 
Die Errichtung des Stationsgebäudes wurde als- 
bald in Angriff genommen; am 19. Juli, dem St. 
Arnoldstage, waren die Vorarbeiten soweit gediehen, 
daß der Grundstein zu dem neuen Missionshause 
gelegt werden konnte. 
Das einstöckige Haus wurde auf einer etwa 80 m 
hohen Anhöhe ganz aus einheimischem Material er- 
baut und mittelst Fachwerk und Lehm hochgeführt. 
Die ziemlich hohe Lage des Gebäudes läßt erhoffen, 
daß seine künftigen Bewohner nicht so vom Klima 
hergenommen werden wie die Gründer der Station.
	        
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