Contents: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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bei sich habenden Knecht, mit ihrem Gewehr (d. h. Degen) und Pistolen versehen, 
alle zu Pferde sich in das Schloß begeben und bei den königlichen Landoffizieren 
ihre Beschwerden vorgebracht und derselben Abschaffung begehrt. Als nun der 
Obriste Burggraf Adam von Steinberg neben Herrn Poppeln, Kreuzherrn und 
Priorn bei Unser lieben Frauen, auf solches Begehren sich ziemlich akkommodiert, 
hingegen aber der Obriste Landhofrichter Wilhelm Slabata von Chlum und der 
Graf Martinitz Schmesanßky mit selbigen nicht einstimmen wollen, sondern sich 
den Ständen gar hart erzeiget, haben selbige vorige zween beiseits gerufen und 
unterdessen besagten Slabata und Schmesanßky beneben dessen Sekretario Mag. 
Philippo Fabricio aus der Kanzlei durch's Fenster hinab in den Graben, in 
Mänteln und Degen, wie sie gegangen und gestanden, gestürzet. Weil sie aber 
zu ihrem großen Glück auf einen Misthaufen gefallen, ist ihnen an dem Leben, 
wiewohl es bei 40 Ellen hoch hinunter gewesen, kein Schad geschehen, und ob- 
wohl auch von den anderen, nachdem sie vermerket, daß sie noch in dem Leben, 
etliche Pistolenschüsse nach ihnen geschehen, sind sie doch nicht getroffen worden, 
und haben sie sich indessen verkrochen und also der Gefahr entronnen. 
119. 
Die Tillysche Soldateska in Braunschweig-Wolfenbüttel. 
1625. 
Quelle: Schreiben des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel an den 
Kaiser Ferdinand II. 5. September 1625.7) 
Fundort: Zeitschrift des Historischen Bereins für Niedersachsen. 1873. S. 42—43. 
Obwohl der Generalleutnant Graf Johann von Tilly durchaus keine Ursach 
gehabt, mich und mein Fürstentum, Graf= und Herrschaften, daraus ihm so wenig 
als hiebevor kein Leid geschehen, sondern vielmehr durch anderthalbjährige Ein- 
quartierung und andere vielfältige verstattete Durchzüge stattlicher Vorschub wider- 
fahren, ich auch noch kurz vor seinem Einfall mich zu einem Merklichen anerboten, 
und wenn er so übel nicht gehauset, solches wohl hätte erfolgen können, so kann 
doch Euere kaiserliche Majestät alluntertänigst ich ungeklagt nicht lassen, welcher- 
gestalt gedachter General den 18. verwichenen Monats Juli alten Kalenders auf 
zweien Schiffbrücken bei meinem Städtlein Holzminden mit seinem Heere über die 
Weser gesetzet, sein Kriegsvolk alsbald meine armen Untertanen (die ohnehin die 
vorigen Jahre her ganz erschöpft) feindseliger Weise urplötzlich ungewarnter Weise 
und wie ein Wetter überfallen, die armen wehrlosen Leute überrascht, in ihren 
Häusern, auf den Wegen in Holz und Felde, mit Weib und Kindern erbärmlich 
niedergehauen, zermetschet, darunter der Sechswöchnerinnen, Kindbetterinnen und 
kleinen Kinder nicht verschonet, deren etliche den Müttern an den Brüsten ge- 
Bänden und ging später in den Besitz der Kupferstecher und Kunsthändlerfamilie Merian 
über, deren Mitglieder die Zeitschrift mit Kupferstichen versahen. Leider ging diese im 
Jahre 1718 ein, nachdem 21 Bände erschienen waren. 
1) Als der Dänenkönig Christian IV. die niedersächsische Grenze überschritten hatte, 
rückte Mitte Juli 1625 Tilly aus Hessen heran und wenig später (Ende September) 
Wallenstein. Die Länder des Herzogs Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel 
trugen schwer an den Bedrückungen der Tillyschen Soldateska. Der Kaiser forderte brieflich 
den Herzog auf, sein geworbenes Volk entweder zu entlassen oder es zu Tilly und 
Wallenstein stoßen zu lassen. In der Antwort (vom 5. September) beschwert sich der 
Herzog bitter über die Kriegführung der Tillyschen Scharen.
	        
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