Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Gummiproduktion leisten. Es würden weiter die 
Kunabembe= und Baugauduleute, die meine Expedition 
nur streifte, da das linke Djahufer späteren Er- 
hebungen vorbehalten wurde, kurz dahin zu charak- 
terisiren sein, daß Erstere anscheinend einen vorge- 
schobenen Posten der nördlich der todten Zone am 
Bertuoweg sitzenden Stämme darstellen und vor- 
läufig nur wenig sich bemerklich machten, wenn der 
verstorbene Dr. Plehn bei seiner Flußexploration in 
Gagauga auch ein unbedeutendes Renkontre mit 
ihnen hatte. Ihre anscheinend verhältnißmäßig wenig 
bevölkerten Sitze scheinen sich im Bogen vom Djah 
bei Gagauga bis an den Bomba in die Gegend 
von Daugolo zu ziehen, und scheint aus dieser noch 
so gut wie unbekannten Region ein ziemlich verkehrs- 
reicher Weg nach Nord oder Nordwest die todte Zone 
zu passiren. Um jeglichen Verwickelungen vorzubeugen, 
werde ich bei Gelegenheit der für Ende des Monats 
geplanten Expedition diese Gegenden von rückwärts, 
also vom Grasland aus, aufzuschließen versuchen. 
Die Beschreibung der zweitgenannten Baugaudu, 
die ein in sich abgeschlossenes, anscheinend recht streb- 
sames Händlervolk mit besonderer Sprache sind und 
durch Gestellung von Trägern, Führern, einen recht 
viel versprechenden Handel r2c. schon mehrfach An- 
erkennenswerthes leisteten, möchte ich mir bis zu 
einem späteren Besuche des Volksstammes vorbe- 
halten, da meine Kenntnisse darüber vorläufig noch 
zu gering sind. 
Anders verhält es sich mit den Stämmen im 
Westen und Südwesten des Djah, die ich bei Ge- 
legenheit der Bombassaexpedition habe näher kennen 
lernen können. Die Flußmisanga sowohl wie die 
von diesen, wie unter sich durch mehr oder weniger 
breite todte Zonen getrennten Bakota im Südwesten, 
Bombassa im Westen und Nordwesten und Njima 
(Njem) im äpußersten erreichten Westen sprechen 
wenig verschiedene Dialekte, die für jeden Ngumba- 
mann — und ich habe mehrere davon unter dem 
Stationspersonal — ohne Weiteres verständlich sind 
und auch jedem meiner alten Lolodorf-Angestellten, 
die mich hierher begleiteten, jedem meiner Yaunde- 
rekruten und schließlich mir selbst sehr leicht fielen. 
Auch der Betrieb der Farmen, die Bauart der 
Dörfer, der Kultus, die Kriegführung, der Ge- 
sammteindruck der Bevölkerung, ihre Stellungnahme 
zu dem hier neu auftretenden Weißen mit seinem 
Handel sind von den Verhältnissen im Ngumba-= 
lande nur sehr wenig verschieden. 
Kurzum, diese Gesammtstämme sind weiter nichts 
als die durch den Paugwekeil am weitesten nach 
Osten gedrängten Unterstämme der Maka oder 
Makie, wie sie die Yaunde nennen, deren west- 
licheren Theil die Ngumba bei Lolodorf darstellen. 
Im Uebrigen besteht von den westlicheren dieser 
Stämme, anscheinend durch Zwischenhandel der 
weiterhin angrenzenden Bule= und Yengone-Häupt- 
linge, von denen ich den MYekomba-Oberhäuptling 
Lébandum in Allad zweifellos identifiziren konnte, 
  
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küste. Perlen, Zeuge, Gewehre, Armringe 2c., die 
mir aus meiner Lolodorsthätigkeit wohlbekannt waren, 
fanden sich je weiter nach Westen immer mehr, und 
fast in jedem Dorf waren Leute anzutreffen, die 
einen der Pangwedialekte, meist Yengone oder Ost- 
bule, verstanden. 
Als Schlußfolgerung dieses, meiner Auffassung 
nach völlig bewiesenen verwandtschaftlichen Zu- 
sammenhangs mit den Ngumba im Westen und aller 
dieser Stämme im Verwaltungsbezirk Sanga-Ngoko 
scheint die Hoffnung berechtigt, daß Letztere genau 
so wie ihre Vettern bei Lolodorf in kurzer Zeit 
europäischen Einflusses gewiegte Händler, gute 
Träger und verläßliche Arbeiter abgeben dürften. 
Schon jetzt sind gewisse Bombassa-Häuptlinge 
auf Grund der Expedition im Begriff, die Urwaldzone, 
die sie von den Flußmisanga trennt, zu durchschreiten 
und einige neue Ansiedlungen in den todten Regionen 
des Djah unterhalb seiner Schnellen anzulegen. 
Interessiren wird die übereinstimmende Erzählung 
mehrerer Bombassa= und Flußmisanga= Häuptlinge, 
daß vor etwa einer Generation sehr viele ihrer An- 
siedelungen in der Nähe der Schnellen bestanden, 
durch längere Kriege mit den Njima (Njemleute) 
aber verdrängt wurden, da Letztere damals zuerst 
Feuerwaffen verwenden konnten. Auch diese Er- 
zählungen würden auf die Zeit, in der der Pangwe- 
druck aus Westen erfolgte, einen Rückschluß erlauben. 
Deutsch-Hüdwerlkafrika. 
Die wirthschaftlichen Aussichten Deutsch-Lüdwestafrikas 
im Vergleich mit dem übrigen Südafrika. 
Interessante Winke für die wirthschaftliche Ent- 
wickelung Deutsch-Südwestafrikas enthält ein Bericht 
des Kaiserlich deutschen Generalkonsuls in Kapstadt, 
v. Lindequist, dem aus seiner früheren amtlichen 
Thätigkeit das deutsche Schutzgebiet genau bekannt 
ist. Herr v. Lindequist schreibt: 
Die vorjährige Dienstreise nach dem Osten der 
Kapkolonie, nach Natal, nach dem Freistaat und 
Kimberley hat bei mir den Eindruck, den ich im 
Jahre 1898 auf der Bereisung des nordwestlichen 
Theiles der Kolonie, insonderheit der Distrikte 
Upington, Kenhardt, Prieska, Britstown und de Aar 
von dem Werthe des deutsch-südwestafrikanischen 
Schutzgebietes im Vergleich mit der Kapkolonie und 
dem Freistaat gewonnen habe, nur bestätigt, nämlich 
dahingehend, daß Deutsch= Südwestafrika hinter 
dem übrigen Südafrika mit Ausnahme der 
Küstenregion an Güte des Bodens und der 
Weideverhältnisse nicht zurücksteht. Die 
Küstendistrikte von Malmesbury bis nach Natal sind 
dagegen sehr viel mehr durch Niederschläge begünstig 
und deshalb auch ohne Bewässerung für den Korn- 
und Weinbau geeigneter. Der Charakter der nord- 
westlichen Distrikte erinnert sehr an das deutsche 
eine recht bedeutende Ausfuhr nach der Süd-Kamerun- 
Groß-Namaland, der Freistaat und der Osten an
	        
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