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indeß befördert die Rhederei es unentgeltlich; Wasser
wird kostenfrei verabfolgt, doch müssen die Trink-
gefäße selbst beschafft werden; es genügen in dieser
Beziehung aus Sackleinwand hergestellte Tröge, die
von dem Verschiffer später weiter verwandt werden
können. Etwaige kleine Verschläge foll der Ver-
schiffer gleichfalls selbst anfertigen lassen. Bei dem
Ankauf von Wollschafen und Angora, namentlich bei
den ersten größeren Importen, sollte man thunlichst
nur das beste Material beschaffen, und zwar nicht
nur an männlichen Zuchtthieren, sondern auch an
Muttervieh. Zudem ist die Möglichkeit vorhanden,
daß infolge des jetzigen Kriegszustandes mancher
sein Vieh stark zu vermindern wünschen wird und
daher die Preise eher niedriger denn höher sein
werden, als die von mir angegebenen.
Außer der Besetzung einer Farm mit dem
nöthigen Viehstock kommen für einen rationellen Farm-
betrieb noch die Einzäunung, die Wasserversorgung
und vor Allem die Betriebsleitung in Frage.
Die Einzäunung einer Farm und die Durch-
theilung derselben durch Drahtzäune erhöht die ersten
Einrichtungskosten allerdings nicht unbedeutend, bringt
aber so viele Vortheile mit sich, daß man bei einem
größeren Unternehmen unter allen Umständen von
vornherein darauf Bedacht nehmen sollte. Es bedarf
keiner weiteren Erörterung, daß Straußenzucht ohne
Einfriedigung überhaupt undenkbar ist, aber auch
für die Schafzucht empfiehlt sie sich in hohem Maße.
Für letztere sind am empfehlenswerthesten Draht-
zäune, die von unten bis zu einer solchen Höhe auf-
wärts geflochten sind, daß Raubthiere nicht hinein-
dringen können, während oben starker Stacheldraht
ein etwaiges Hinüberspringen verhindert. Ein so
eingezäuntes Weidefeld macht das Hüten der Schafe
gänzlich überflüssig, wodurch erheblich an Lohn und
Unterhalt für Hirten gespart wird. Außerdem ge-
deihen die Schafe aber, wenn sie nicht über große
Flächen hin= und hergetrieben werden, viel besser
und können auch des Nachts draußen liegen,
was ungleich gesunder ist, als wenn sie in Kraalen
eng zusammengepfercht werden. Sie werden auf
diese Weise vor Uebertragung von Krankheiten aller
Art bewahrt. In der Kapbkolonie, im Freistaat und
vor Allem in Australien bewährt und rentirt sich
die Einfriedigung des Weidefeldes vorzüglich. Daß
auch das Uebertreten nachbarlichen oder durchge-
triebenen Viehes sowie die Verseuchung des Feldes
durch dasselbe auf diese Weise erfolgreich verhindert
wird, braucht nur angedeutet zu werden. Die Aus-
gaben werden reichliche Früchte tragen.
Dasselbe gilt von den auf die Wassererschließung
und Wasserversorgung verwandten Geldern. Wer
auch nur flüchtig die von mir oben bezeichneten
Länderstrecken durcheilt hat, bekommt bereits durch
die große Zahl von Windmotoren, Baggiespumpen,
kleineren Dämmen und sonstigen Stauanlagen ein
deutliches Bild davon, wie viel in dieser Beziehung
in Südafrika geschehen ist. Fast auf jeder größeren
Farm findet man ein bis zwei Windmotoren, hier
und da auch die vielfach sehr gerühmten Petroleum-
motoren und mehrere kleinere Dimme. Ein Beweis
dafür, wie sehr eine intensive Bewirthschaftung in
dieser Beziehung die Farm zu verbessern und eine
ergiebige Ausnutzung des Weidefeldes herbeizuführen
vermag, bilden wiederum die vorerwähnten Farmen
des July Jackson, auf denen sich zur Zeit ein
großer und 14 kleinere Dämme, ferner sechs Wind-
pumpen befinden, die fast sämmtlich erst von ihm
errichtet worden sind, während früher nur aus den
natürlichen, offenen, oft schmutziges Wasser ent-
haltenden Wasserstellen getränkt wurde. Nur ein
größerer Damm und eine Windpumpe mit drei-
zölligen Leitungsröhren wurde zur Frrigation, alle
übrigen zum Tränken des Viehes benützt. Dies
ermöglichte eine Erhöhung des Viehstockes auf etwa
das Doppelte und bewahrt außerdem den Besitzer
in sehr trocknen Jahren vor den sonst unvermeid-
lichen Verlusten. Nebenbei sei hier bemerkt, daß ein
Irrigationswindmotor an Ort und Stelle auf 70 T,
die kleineren mit ein= bis zweizölligen Röhren auf
40 & und weniger zu stehen kommen. Da die
Grundwasserverhältnisse in Deutsch-Südwestafrika im
Allgemeinen nicht schlechter, vielfach sogar bei Weitem
besser sind als in der Kapkolonie, so wird sich dort
bei systematischem Vorgehen dasselbe erreichen lassen.
Gute Tränkevorrichtungen aus Holz oder Cement,
die sich leicht reinhalten lassen, sind ebenfalls von
Wichtigkeit. Schließlich sollte bei jedem größeren
Betriebe von Kleinviehfarmen die Anlage einer
Vorrichtung zum Waschen des Viehes gegen die
in Deutsch-Südwestafrika unter den gewöhnlichen
Ziegen sehr grassirende Räude (scab) von vorn-
herein ins Auge gefaßt werden, da durch das sofortige
energische Eingreifen beim Auftreten dieser Krankheit
großen Verlusten vorgebeugt werden kann. Nach
mir gewordenen Mittheilungen sollen übrigens die
australischen Heerden von der Räude frei sein.
Bei größeren Farmunternehmungen, die nicht
von einem einzelnen Eigenthümer betrieben werden,
kommt schließlich Alles auf den Leiter derselben an;
nur wenn es gelingt, einen durchaus zuverlässigen,
praktisch erfahrenen und mit den südafrikanischen
Land= und Viehzuchtverhältnissen wohl vertrauten
Mann zu gewinnen, wird ein Erfolg gesichert sein.
Allerdings wird man tüchtige Kräfte auch ent-
sprechend bezahlen müssen. Nach den an ver-
schiedensten Stellen eingezogenen Erkundigungen sind
solche unter 10 000 Mk. per Jahr nicht zu ge-
winnen.
Deutsch-Ueu-Guinea.
Die Marianen.
Einem Bericht des Kaiserlichen Bezirksamtmanns
Fritz in Saipan entnehmen wir: