Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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die weit billigeren Frauen- und Kinderhände ausge— 
führt werden kann und nur die schwereren Arbeiten 
den theureren Männern zufallen, so würde, so lange 
in unseren Kolonien nur Männer zur Arbeit heran- 
gezogen werden können, schon hierdurch die Arbeits- 
leistung wesentlich mehr kosten. Dazu ist in Indien 
und Ceylon der Arbeitslohn bedeutend niedriger als 
wie in den betreffenden deutschen Kolonien. 
Anders werden sich die Verhältnisse gestalten, 
sobald in Kamerun die Küste mit dem Hinterland, 
das Kamerun= und Bakossygebirge mit dem so stark 
bevölkerten Baliland durch eine Bahn, und sei die- 
selbe noch so primitiv und der Verkehr noch so 
langsam, verbunden wird. Schnell wird der Farbige, 
wie dies auch in anderen Ländern der Fall war, 
sich an dies bequeme Besörderungsmittel gewöhnen, 
und im Bakossygebirge wird man, deß bin ich ganz 
gewiß, nicht nur durch niedrigere Arbeitslöhne für 
Männer, sondern auch, gleich Indien und Ceylon, 
durch Frauen= und Kinderhände die Produktions= 
kosten verringern können. Haben wir dieses erreicht, 
so können wir in diesen Distrikten sicherlich mit In- 
dien konkurriren. Denn gerade die Bakossygebirge 
dürften sich vorzüglich für die Theekultur eignen. 
Doch noch eine andere Frage ist hier zu berück- 
sichtigen. Bei der gewaltigen Ausdehnung der Thee- 
kultur in Indien und Ceylon macht sich bereits eine 
Ueberproduktion fühlbar, und schon glaubt man, die 
Pflanzer mahnen zu müssen, die Theeproduktion ein- 
zuschränken bezw. nicht mehr weiter anzupflanzen, da 
anderenfalls ein weiteres Fallen der Theepreise nich 
zu verhindern und die Rentabilität der Pflanzungen 
in Frage kommen könne. Diese Mahnung bezieht 
sich aber auf den Quantitätsthee, das ist auf den 
billigen Thee der niederen Lagen. Von dem Anbau 
derartiger Thees in unseren Kolonien würde ich aber 
überhaupt abrathen. Die Theegärten der höheren 
Lagen, die bei geringer Ausbeute pro Hektar ein 
besseres Produkt in den Markt senden, arbeiten auch 
heute noch mit gutem Nutzen. Und nur die höheren 
Lagen kämen in unseren Kolonien für die Theekultur 
in Betracht, zumal in den betreffenden Niederungen 
der Kakao ganz vorzüglich gedeiht. 
Für Indien und ganz besonders für Ceylon 
dürfte die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sein, daß, 
gleichwie einst die Hemileia vastatrix die Kaffee- 
kultur Ceylons zu Grunde richtete, auf dem armen 
Boden mancher Theedistrikte auch der Theestrauch 
sein üppiges Wachsthum einstellen wird und daß 
derselbe alsdann, durch Mangel an Nahrung ent- 
kräftigt, den Schädlingen keinen genügenden Wider- 
stand mehr leisten kann. Hierdurch würden der 
weiteren Ausdehnung der Theekultur die natürlichen 
Grenzen gezogen werden. 
Wenn nun auch aus obigen Gründen von der 
Anlage größerer Theepflanzungen vorläufig abzu- 
rathen ist, so würde ich aber auch unter anderen 
Verhältuissen nicht eher dazu rathen, bis die Thee- 
kultur in der betreffenden Kolonie praktisch als lohn- 
  
bringend erwiesen ist. Denn bevor man eine größ 
Pflanzung anlegt, zumal wenn es sich um eine Dau 
kultur handelt, deren Rentabilität erst nach mehrer 
Jahren erwiesen werden kann, muß zunächst du 
praktische Versuche der Beweis erbracht werden, d 
1. die betreffende Kultur bezw. Pflanze gut gedei 
2. die Produktionskosten nicht zu groß find u 
3. ein lohnendes Absatzgebiet vorhanden ist. D 
sind die Kardinalfragen, die bei Einführung eir 
neuen Kultur zunächst gelöst werden müssen. 
halte es deshalb für äußerst wichtig, daß in unser 
Kolonien und vor Allem in Kamerun, wo die V. 
bedingungen, so weit es Klima und Boden betrir 
äußerst günstig sind, möglichst bald eine kleine Th 
versuchspflanzung angelegt wird. Denn es daut 
fünf bis acht Jahre, diese Frage praktisch zu er 
scheiden. Im Laufe dieser Jahre werden sich ? 
Arbeiterverhältnisse in Kamerun hoffentlich der- 
geändert haben, daß, wenn die Versuche günst 
ausfallen, was ich sicher glaube annehmen zu dürfe 
man nicht länger säumen wird, größere Theepfla 
zungen anzulegen. 
Da sich aber die Arbeiterverhältnisse nur dar 
günstig gestalten können, wenn das Hinterland leic 
zu erreichen ist, so ist auch hier die erste Vorbed# 
gung eine Bahn ins Hinterland von Kamerun.“ 
—————————zbxb 
Titteratur. 
Dr. E. Esch: Der Vulkan Etinde in Kamerun un 
seine Gesteine. (Sitzungsberichte der Königli 
Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 
Die Arbeit behandelt die Gesteine eines Vul 
kans, der, obwohl dicht an der Kamerunküste gelegen 
bisher von den Reisenden wenig beachtet ist. Ge 
legentlich der Reisen, die er im Auftrage der Koloniol 
Abtheilung des Auswärtigen Amtes in Kameru# 
unternommen hat, ist Dr. Esch der erste gewesen, den 
es geglückt ist, den Gipfel des Etinde zu erreichen. 
Archiv für Schiffs= und Tropen-Hygiene 
J. A. Barth, Leipzig. 
Das Maeiheft 1901 der bekannten Fachzeitschrif 
enthält außer einer Reihe von Besprechungen unt 
Litteraturangaben eine Originalabhandlung von 
Professor Dr. B. Fischer „Zur Frage der sogenannten 
remittirenden Fieber der wärmeren Länder“ und eine 
solche von Dr. J. H. F. Kohlbrügge: „Bemerkung zur 
Malaria-Mückentheorie in Bezug auf die lebten 
Mittheilungen von Eysell und Plehn.“ 
  
Oberleutnant A. v. Müller: Der Befreiungslame' 
der Buren 1900 bis 1901. I. Theil: Uebersich 
über die Kriegslage und über die beiderseitiger 
Streitkräfte, September-Oktober 1900. Die vor 
bereitenden Kämpfe und der Uebergang zur Offen
	        
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