Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Mataku seine Wohnplätze angewiesen werden. Einige 
tausend Mann seines Stammes sind bereits bei 
Mopondas Dorf am Rovuma übergetreten, weitere 
folgen. Nach Kilwa zu ist eine Ansiedelung am 
Mbaranyandu, dem Grenzflusse des Bezirks, in Aus- 
sicht genommen, woselbst ein entlassener Sudanesen- 
askari eine Verpflegungsstation einrichten wird. Der 
Sitz der Station entwickelt sich in ruhiger und ge- 
sunder Weise weiter. 
Der Anbau sämmtlicher Negerkulturen ist außer- 
ordentlich ausgedehnt, die Bestellung der Felder wird 
von den Wangoni mit besonderer Sorgfalt ausgeführt. 
Angebaut werden Hirse und Mais als Hauptnah- 
rungsmittel, Ulesi (Pennisetum spicatum) zur 
Herstellung des Negerbieres, ferner Reis und von 
Gemüsen verschiedene Bohnen= und Erbsenarten. 
Hungersnoth oder auch nur Mangel ist unbekannt; 
selbst bei ausbleibender Regenzeit können die zahl- 
reichen fruchtbaren Thäler das ganze Jahr mit Er- 
folg bebaut werden. 
Von der Station wurde der Anbau von Kar- 
toffeln mit gutem Erfolg betrieben, ebenso liefert der 
Garten mannigfache Arten europäischen Gemüses. 
Von der Küste wurden Mangos, vom Nyassa ver- 
schiedene Apfelsinenarten, aus Manyua mehrere tau- 
send Bananenstauden eingeführt und angepflanzt. 
Mit Kaffee sollen im nächsten Jahre Versuche an 
anderer Stelle gemacht werden, ein Mißerfolg in 
diesem Jahre scheint auf falsche Anlage der Samen- 
beete zurückzuführen zu sein. Die Versuche mit 
Baumsamen wurden fortgeführt. Verschiedene Euka- 
lyptusarten und hartes Holz vom Himalaya scheinen 
gut zu gedeihen. 
Der Verkehr von der Küste hierher und weiter 
zum Nyassa wurde durch Träger vermittelt. Nach 
Kilwa ist ein näherer Weg, die sogenannte Myyni- 
straße, ohne nennenswerthe Geländeschwierigkeiten 
tracirt und wird in vier bis sechs Monaten bis zur 
Bezirksgrenze (Mbaranganduy fahrbar vollendet sein. 
Der Verkehr mit dem Mangua wird seitens der 
Station mittelst Wagen bewerkstelligt, ebenso wie 
alle Arbeiten auf der Station selbst mit Hülfe von 
Wagen ausgeführt werden. Der Karawanenverkehr 
war im Berichtsjahre recht rege. 
Die Hüttensteuer wurde in der zweiten Hälfte 
des Berichtsjahres eingeführt und ergab in bar 
1651 Rupien, in Naturalien 706 Rupien, in Arbeits- 
leistung 21 809 Rupien. Für dieses Jahr ist das 
Vier= bis Sechsfache zu erwarten. Die Eingeborenen 
zahlen die Steuern gern und willig; in Ungoni 
wurde zunächst nur Arbeit gefordert, während Küsten- 
leute und die mit Gummi gesegneten Landstriche 
grundsätzlich bar zahlen mußten. 
Die Eintheilung des Bezirks in Akidate, die im 
nächsten Jahre durchgeführt werden soll, wurde vor- 
bereitet, vorläufig wird die Verwaltung von der 
Centrale durch den Stationschef gehandhabt, dem 
ein ersahrener Wali zur Seite steht. Recht wurde 
  
ebenfalls nur durch den Bezirkschef gesprochen. Den 
einzelnen Häuptlingen ist lediglich die Befugniß jzur 
Schlichtung kleinerer bürgerlicher Rechtsstreitigkeiten 
übertragen, insbesondere solcher, bei denen die Ge- 
bräuche des Landes Berücksichtigung finden müssen. 
Die Sicherheit im Bezirk ist eine vollkommene. 
Strafexpeditionen waren nicht nothwendig; einige ab 
und zu vorkommende Fälle, in denen Erscheinen zum 
Schauri geweigert wurde, konnten durch entsandie 
Polizisten erledigt werden. Energisch eingeschritten 
wurde gegen Küstenleute, die besonders bei Shabruma 
saßen, dort sich als Beamte ausgaben und Er- 
pressungen verübten. 
Hissenschaftliche Lammlungen. 
Für die zoologische Sammlung des Berliner 
Königlichen Museums für Naturkunde ist eine von 
Dr. Stierling in Deutsch-Ostafrika zusammen- 
gebrachte Naturaliensammlung eingegangen. Eine 
vorläufige Durchsicht hat ergeben, daß sie folgende 
Thiere enthielt: 
4 Säugethierfelle, 5 Säugethiere in Alkobol. 
185 Vogelbälge, 23 Vogeleier, 8 Vogelnester, 4 Rev- 
tilien, 1 Fisch, 110 Schmetterlinge, 197 Käfer, 
6 Fliegen und Fliegenlarven, 106 Orthopteren und 
Rhynchoten, 28 Hymenopteren, 2 Myriapoden, 
7 Spinnenthiere und 8 Würmer. 
Die Thiere sind gut konservirt. Von den Säuge- 
thieren sind vier große Antilopenfelle zum Ausstopfen 
tauglich und deshalb sehr willkommen. Felle von 
ausgewachsenen Rappenantilopen waren bisher aus 
Deutsch-Ostafrika noch nicht hergelangt. Unter den 
Alkoholpräparaten befand sich der Embryo einer 
Duckerantilope, ein schönes Exemplar des Sieben- 
schläfers, eine Wühlratte und zwei Fledermäuse, die 
erst vor kurzer Zeit zum ersten Male für Deutsch- 
Ostafrika nachgewiesen worden sind. Die Bogel- 
sammlung ist sehr werthvoll. Sie enthält außer 
zahlreichen zoogeographisch wichtigen Arten eine neue 
Tremalie: Calamopastes stierlingi. Die gesandten 
Vogeleier waren bisher noch nicht bekannt. Der 
Fisch ist ein Brachyalestes rüpelli Gthr., den das 
Museum bisher nur in einem Exemplar aus dem 
Victoria-Nyanza besaß. Unter den Insekten sind 
viele brauchbare Exemplare. Interessant ist der 
Mageninhalt eines Ziegenmelkers, in dem sich am 
erhaltene Käferarten befanden. Die Dipteren sind 
für das Museum neu. 
Togr. 
Wissenschaftliche gammlungen. 
Von dem Oberleutnant Gaston Thierry traf 
im Königlichen Museum für Naturkunde zu Berlin
	        
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