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Mataku seine Wohnplätze angewiesen werden. Einige
tausend Mann seines Stammes sind bereits bei
Mopondas Dorf am Rovuma übergetreten, weitere
folgen. Nach Kilwa zu ist eine Ansiedelung am
Mbaranyandu, dem Grenzflusse des Bezirks, in Aus-
sicht genommen, woselbst ein entlassener Sudanesen-
askari eine Verpflegungsstation einrichten wird. Der
Sitz der Station entwickelt sich in ruhiger und ge-
sunder Weise weiter.
Der Anbau sämmtlicher Negerkulturen ist außer-
ordentlich ausgedehnt, die Bestellung der Felder wird
von den Wangoni mit besonderer Sorgfalt ausgeführt.
Angebaut werden Hirse und Mais als Hauptnah-
rungsmittel, Ulesi (Pennisetum spicatum) zur
Herstellung des Negerbieres, ferner Reis und von
Gemüsen verschiedene Bohnen= und Erbsenarten.
Hungersnoth oder auch nur Mangel ist unbekannt;
selbst bei ausbleibender Regenzeit können die zahl-
reichen fruchtbaren Thäler das ganze Jahr mit Er-
folg bebaut werden.
Von der Station wurde der Anbau von Kar-
toffeln mit gutem Erfolg betrieben, ebenso liefert der
Garten mannigfache Arten europäischen Gemüses.
Von der Küste wurden Mangos, vom Nyassa ver-
schiedene Apfelsinenarten, aus Manyua mehrere tau-
send Bananenstauden eingeführt und angepflanzt.
Mit Kaffee sollen im nächsten Jahre Versuche an
anderer Stelle gemacht werden, ein Mißerfolg in
diesem Jahre scheint auf falsche Anlage der Samen-
beete zurückzuführen zu sein. Die Versuche mit
Baumsamen wurden fortgeführt. Verschiedene Euka-
lyptusarten und hartes Holz vom Himalaya scheinen
gut zu gedeihen.
Der Verkehr von der Küste hierher und weiter
zum Nyassa wurde durch Träger vermittelt. Nach
Kilwa ist ein näherer Weg, die sogenannte Myyni-
straße, ohne nennenswerthe Geländeschwierigkeiten
tracirt und wird in vier bis sechs Monaten bis zur
Bezirksgrenze (Mbaranganduy fahrbar vollendet sein.
Der Verkehr mit dem Mangua wird seitens der
Station mittelst Wagen bewerkstelligt, ebenso wie
alle Arbeiten auf der Station selbst mit Hülfe von
Wagen ausgeführt werden. Der Karawanenverkehr
war im Berichtsjahre recht rege.
Die Hüttensteuer wurde in der zweiten Hälfte
des Berichtsjahres eingeführt und ergab in bar
1651 Rupien, in Naturalien 706 Rupien, in Arbeits-
leistung 21 809 Rupien. Für dieses Jahr ist das
Vier= bis Sechsfache zu erwarten. Die Eingeborenen
zahlen die Steuern gern und willig; in Ungoni
wurde zunächst nur Arbeit gefordert, während Küsten-
leute und die mit Gummi gesegneten Landstriche
grundsätzlich bar zahlen mußten.
Die Eintheilung des Bezirks in Akidate, die im
nächsten Jahre durchgeführt werden soll, wurde vor-
bereitet, vorläufig wird die Verwaltung von der
Centrale durch den Stationschef gehandhabt, dem
ein ersahrener Wali zur Seite steht. Recht wurde
ebenfalls nur durch den Bezirkschef gesprochen. Den
einzelnen Häuptlingen ist lediglich die Befugniß jzur
Schlichtung kleinerer bürgerlicher Rechtsstreitigkeiten
übertragen, insbesondere solcher, bei denen die Ge-
bräuche des Landes Berücksichtigung finden müssen.
Die Sicherheit im Bezirk ist eine vollkommene.
Strafexpeditionen waren nicht nothwendig; einige ab
und zu vorkommende Fälle, in denen Erscheinen zum
Schauri geweigert wurde, konnten durch entsandie
Polizisten erledigt werden. Energisch eingeschritten
wurde gegen Küstenleute, die besonders bei Shabruma
saßen, dort sich als Beamte ausgaben und Er-
pressungen verübten.
Hissenschaftliche Lammlungen.
Für die zoologische Sammlung des Berliner
Königlichen Museums für Naturkunde ist eine von
Dr. Stierling in Deutsch-Ostafrika zusammen-
gebrachte Naturaliensammlung eingegangen. Eine
vorläufige Durchsicht hat ergeben, daß sie folgende
Thiere enthielt:
4 Säugethierfelle, 5 Säugethiere in Alkobol.
185 Vogelbälge, 23 Vogeleier, 8 Vogelnester, 4 Rev-
tilien, 1 Fisch, 110 Schmetterlinge, 197 Käfer,
6 Fliegen und Fliegenlarven, 106 Orthopteren und
Rhynchoten, 28 Hymenopteren, 2 Myriapoden,
7 Spinnenthiere und 8 Würmer.
Die Thiere sind gut konservirt. Von den Säuge-
thieren sind vier große Antilopenfelle zum Ausstopfen
tauglich und deshalb sehr willkommen. Felle von
ausgewachsenen Rappenantilopen waren bisher aus
Deutsch-Ostafrika noch nicht hergelangt. Unter den
Alkoholpräparaten befand sich der Embryo einer
Duckerantilope, ein schönes Exemplar des Sieben-
schläfers, eine Wühlratte und zwei Fledermäuse, die
erst vor kurzer Zeit zum ersten Male für Deutsch-
Ostafrika nachgewiesen worden sind. Die Bogel-
sammlung ist sehr werthvoll. Sie enthält außer
zahlreichen zoogeographisch wichtigen Arten eine neue
Tremalie: Calamopastes stierlingi. Die gesandten
Vogeleier waren bisher noch nicht bekannt. Der
Fisch ist ein Brachyalestes rüpelli Gthr., den das
Museum bisher nur in einem Exemplar aus dem
Victoria-Nyanza besaß. Unter den Insekten sind
viele brauchbare Exemplare. Interessant ist der
Mageninhalt eines Ziegenmelkers, in dem sich am
erhaltene Käferarten befanden. Die Dipteren sind
für das Museum neu.
Togr.
Wissenschaftliche gammlungen.
Von dem Oberleutnant Gaston Thierry traf
im Königlichen Museum für Naturkunde zu Berlin