Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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hat sie aber unter keinen Umständen. In Gegenden 
wie diese, also solchen, in denen viele Flußläufe und 
grasreiche Gelände anzutreffen sind, kann der An- 
siedler auf 3000 ha eine Wirthschaft ins Leben rufen, 
die ihm nicht allein eine Existenz, sondern auch 
schnelles Fortkommen sichert. In der Kapkolonie 
sind die Farmen ja nie größer als etwa 3000 ha, 
und ein Vergleich zwischen den dortigen als gut be- 
kannten Distrikten mit den hiesigen fällt keineswegs 
zum Nachtheil der letzteren aus. Hauptsache bleibt 
es stets, daß die Farmen richtig gewählt und dem- 
entsprechend vermessen werden. Unbedingt noth- 
wendig aber ist es, daß der Ansiedler, sobald er die 
Wahl getroffen und die Farm sein eigen nennt, 
cigenhändig die Sache in Angriff nimmt, d. h. unter 
eigener Aufsicht arbeiten läßt, denn nur auf diese 
Weise läßt sich das Richtige treffen. 
Mit der lokalen Regierung haben wir alle Ur- 
sache zufrieden zu sein, denn ihr Bestreben geht 
dahin, den Hindernissen Rechnung zu tragen und 
etwaigen Wünschen der Oeffentlichkeit nach Kräften 
entgegenzukommen.“ 
—□. .— 
Deutsch-Reu-Guinra. 
Reise des Gouverneurs v. Bennigsen nach den 
Rarolinen und palau- Inseln. 
Gouverneur v. Bennigsen hat in der Zeit vom 
4. Februar bis 23. März d. Is. eine Dienstreise nach 
den Karolinen und Palau-Inseln unternommen, über 
die er, wie folgt, berichtet: . 
Am 4. Februar verließ ich Herbertshöhe, um mit 
dem „Stephan“ über Nusa nach Ponape zu fahren. 
In Nusa überzeugte ich mich von dem erfreulichen 
Fortgang der Stations= und Wegebauten und der 
Kokospalmenpflanzung. Bis zum 1. April werden 
10 000 Pflanzen seitens der Station gesetzt sein. 
Die kleinen Palmen gedeihen ausgezeichnet. Die 
Pflanzungskosten sind äußerst gering. 
Ponape ward am 10: morgens erreicht. Bei 
unserer Ankunft lagen im Hafen S. M. S. „Cormo- 
ran“, der Postdampfer der Jaluitgesellschaft „Oceana“, 
die Bark des Händlers Hitschfield und zwei nord- 
amerikanische Walfischfänger. Diese beiden Walfisch- 
sänger, die einzigen, welche im Laufe des Jahres 
die Insel Ponape angelaufen hatten, waren allen 
Anforderungen der deutschen Verwaltung ohne be- 
sonderen Druck in loyaler Weise gerecht geworden. 
Dieser Umstand wird dadurch erklärt, daß durch 
Briese eines Häuptlings von Ponape die warnende 
Nachricht nach St. Francisco gelangt war, daß ein 
deutsches Kriegsschiff mit dem Auftrage, Uebergriffe 
der Besatzungen von Walfischfängerbooten zu verhin- 
dern und erforderlichenfalls die Befolgung der deut- 
schen Vorschriften mit Gewalt zu erzwingen, sich in 
den östlichen Karolinen aufhalten werde. 
S. M. S. „Cormoran“ war vor Kurzem mit 
  
Herrn Vizegouverneur Dr. Hahl im Rukarchipel ge- 
wesen, und Erhebliches war dort für die Herstellung 
der Ruhe in dieser Inselgruppe erreicht worden. Das 
wichtigste Ergebniß dieser Expedition war die Ueber- 
führung und Bestrafung der japanischen Händler 
wegen Waffenschmuggels gewesen (Kol. Bl. S. 318). 
Auf der Insel Ponape herrschte tiefster Frieden. 
An eine Entwaffnung der Eingeborenen, welche große 
Vorräthe an Gewehren und Schießbedarf noch aus 
spanischer Zeit besitzen, ist aber vorerst nicht zu denken. 
Die strenge Durchführung des Verbots, Waffen und 
Munition an die Eingeborenen zu verkaufen, in Ver- 
bindung mit den zu erhoffenden dauernden friedlichen 
Verhältnissen wird aber nach und nach dazu führen, 
daß die Eingeborenen den Besitz von Feuerwaffen 
und Munition weniger hochschätzen, als bisher, und 
schließlich der Abgabe der für sie überflüssig gewor- 
denen Waffen besonderes Widerstreben nicht mehr 
entgegensetzen. 
Der Gesundheitszustand der europäischen Beamten 
in Ponape und deren Frauen war ausgezeichnet, 
hingegen genossen das Regierungslazareth und die 
Sprechstunden des bei den Eingeborenen sehr ge- 
schätzten Dr. Girschner nach wie vor reichlichen Zu- 
spruch seitens der Eingeborenen. Malaria ist auch 
während der Regenmonate nicht zur Behandlung ge- 
kommen, so daß nach den bisherigen Erfahrungen 
Ponape als malariafrei angenommen werden kann. 
Am 22. morgens trafen wir vor Yap ein und 
sahen dort zu unserem Erstaunen und Schrecken den 
Lloyddampfer „München" auf dem linksseitigen Riffe 
der Hafeneinfahrt festsitzen. Die „München“ war, 
auf der Fahrt von Herbertshöhe nach Hongkong in 
den Hafen unter Führung eines als zuverlässig gel- 
tenden farbigen Lootsen hineingehend, innerhalb der 
schmalen Hafeneinfahrt von einer schweren Regenboe 
überrascht worden und, da sie für diese Einfahrt 
überhaupt reichlich groß ist, auf das Riff gedrückt 
worden. Menschenleben waren nicht verloren ge- 
gangen. 
Die Beamten waren wohlauf. Die Verwaltung 
hatte seit der Zeit der Uebernahme bei den Einge- 
borenen stets Vertrauen und das weitgehendste Ent- 
gegenkommen gefunden. Die Bevölkerung ist intelli- 
gent, friedliebend und stets gern bereit, die von dem 
bei ihnen sehr beliebten Bezirksamtmanne zu Hafen- 
und Wegebauten verlangte Arbeit zu leisten. Die 
über die ganze Insel unter Leitung des Bezirksamts 
gelegten Wege sind zum Theil wahre Kunstbauten. 
Leider haben innerhalb der letzten Jahre zwei Tai- 
fune, lang anhaltende Dürre und eine von Manila 
eingeschleppte Blattkrankheit der Kokospalme die 
Kopraproduktion beeinträchtigt. Der Regenfall war 
in den letzten Monaten reichlich, und die früher nur 
in Perioden von etwa fünf Jahren wiederkehrenden 
Taifune werden nun hoffentlich ein paar Jahre aus- 
bleiben, so daß die früher schon einmal 1000 Tons 
Kopra pro Jahr betragende Ausfuhr Yaps wieder 
erreicht wird.
	        
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