Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

folge, Arbeitskräfte, Markt und andere Absatzmöglich- 
keiten einer genauen Prüfung zu unterziehen. 
Im weiteren Verlauf der Rede unterscheidet der 
Vortragende acht nach Klima und Lage verschiedene 
Zonen: 
1. Das feuchte Dschungel-Gebiet an den Küsten 
(wildwachsend Schlingpflanzen, Oelpalmen; an- 
gebaut Maniok, Sesam, Kakao, Vanille, Pfeffer 
und Gewürze). . 
Das Klima kennzeichnet sich dort durch große 
Hitze, fortwährende Feuchtigkeit und das Fehlen 
einer scharf begrenzten Trockenzeit. 
. Das Insel-Gebiet (Kokospalme, Brotfrucht, 
Tabak und Zuckerrohr). 
Das Monsun-Gebiet (alle tropischen Gewächse, 
Ricinus, Kaffee, Baumwolle und Inte). 
werthvollen Nutzhölzern, Thee und Chinarinde). 
Das winterlose subtropische Gebiet — zwischen 
der tropischen und der gemäßigten Zone — und 
die Hochebenen der eigentlichen Tropen (Wälder 
mit immergrünen Gewächsen, Gummi- 
Lorbeerbäumen; Kulturpflanzen wie Bananen, 
Orangen und Zitronen). 
Das trockene gemäßigte Gebiet (Korkeiche, Es- 
parto-Gras, Oelbaum und Feige). 
Das feuchte gemäßigte Gebiet (Eichen= und 
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Buchenwälder, Grassteppen, alle Getreidearten. Möglichkeit, eine günstigere Stellung auf dem Mork 
und die Zuckerrübe). 
und Dattelpalme). 
Ein ganz besonderes Augenmerk sei vor In- 
angriffnahme kolonialwirthschaftlicher Betriebe auf 
die Bodenverhältnisse und die örtliche Lage der 
Farm zu richten. Der Werth des Bodens sei nicht 
immer leicht zu bestimmen. 
Ein Boden, der die üppigste natürliche Vege- 
tation hervorbringt, giebt oftmals in der Kultur 
recht geringe Ergebnisse. Verlassene Farmen geben 
hierfür manchen traurigen Beleg. Weiterhin sei 
manche Anpflanzung mißlungen, weil man mit der 
Bodenbearbeitung begann, ehe man sich davon über- 
zeugt hatte, daß der nutzbare Boden für die an- 
zubauende Pflanze tief genug war. 
Auch müßten Abdachung des Geländes, Schutz 
gegen Unwetter, Ueberschwemmungsgefahr oder Ver- 
sumpfung rechtzeitig in Rechnung gezogen werden. 
Daneben kämen noch andere, den Menschen be- 
trefsende Faktoren in Betracht. 
Diese letzteren bringt Redner unter drei Gesichts- 
punkte: Sicherheit des Lebens und Eigenthums; 
Größe und Ausdehnungsfähigkeit des Marktes; Be- 
schaffung der nöthigen Arbeitskräfte. 
In Südamerika, wo Leben und Eigenthum steter 
Gefahr ausgesetzt seien, fände sich nur schwer Kapital 
zur Erschließung des Landes. 
Unter Hinweis darauf, daß die Handelsstatistik 
interessante Aufschlüsse darüber giebt, für welche 
Kolonialerzeugnisse der heimische Markt Raum bietet, 
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Die Urwald-Zone (dichter Wald, gewöhnlich mit 
und 
zerlegte H. Wallace die Britische Einfuhr in vie 
Gruppen: 
Die erste Gruppe umfaßt diejenigen Erzeugniss 
die ganz überwiegend aus Britischen Kolonien nar 
dem Mutterlande eingeführt werden, wie z. B. Sag 
Zimmt, Pfeffer, Chinarinde, Jute, Kakao, Tbhe 
(ungefähr ⅛/8) und Indigo (ungefähr 15/16 der gi 
sammten Einfuhr). 
Bei dieser Zufuhr aus Indien sei es fraglich 
ob hier ein Raum für Ausdehnung der Produkti. 
sei. Fremde Märkte würden sich nur schwer öffnen 
da sie alle fremden Erzeugnisse mit Schutzzöllen 
belegen. 
Zur zweiten Gruppe gehören diejenigen Pro- 
dukte, deren Einfuhr aus den Britischen Kolonien 
etwa drei Viertheile oder mehr der fremden Emfubhr 
ausmacht. In dieser Gruppe werden Tabak und 
Rohzucker genannt. 
Die dritte Gruppe enthält solche Artikel, bei 
denen die Einfuhr aus den Kolonien zwar von 
einer gewissen Bedeutung, aber doch viel geringer ist 
als die Einfuhr aus fremden Produktionsgebieten. 
So gelangen aus Britischen Kolonien in da- 
Mutterland 42 pCt. der Leinsamen-, 36 péCt. der 
Kaffee= und 20 pCt. der Hanfeinfuhr; das Uebrige 
kommt aus fremden Gebieten. Hier sei für die 
Kolonialerzeugnisse Raum zur Ausdehnung und die 
Wüsten, Gebiete ohne Regenzeit, (Koloquinte zu gewinnen 
Zuletzt kommt die Gruppe, in der die Einfuhr 
aus den Ländern der Britischen Krone unbedeutend 
ist. Hierher muß man rechnen: Baumwolle, Rüben- 
zucker, Flachs, Cichorie, Orangen und Esparto-Gras. 
Diese Artikel böten einen weiten Naum für die 
Ausdehnung der kolonialen Produktion und des 
Handels mit dem Mutterlande. 
Redner bedauert, daß Thee und Kakao in Eng- 
land mit hohen Einfuhrzöllen belastet seien, obschen 
sie zu den Waaren, die überwiegend aus Brttischen 
Kolonien eingeführt werden, gehören. Der Zoll trift 
also nicht fremde Länder. Bevor auf irgend einen 
Einfuhrartikel ein Zoll gelegt werde, müsse steis 
darauf Bedacht genommen werden, daß der Artikel 
zum größeren Theile aus dem Auslande und nicht 
aus einer Britischen Kolonie stammt. 
Hinsichtlich der Arbeitskräfte müsse man im 
tropischen Klima zwei Arten unterscheiden, die be- 
aufsichtigende und die körperliche Arbeit. 
Die erstere sei Sache des Europäers. Bei ihm 
spiele der Einfluß des Klimas eine große Rolle. Er 
müsse, je nach der Art des Klimas, seinen Aufenthelt 
in längeren oder kürzeren Zeiträumen unterbrechen. 
Es sei ferner unmöglich, in den Tropen dieselben 
Anforderungen in Bezug auf Energie und Thätiglei 
zu stellen, wie in der Heimath. 6 
Eingeborene Arbeitskräfte zu erlangen, böte o 
die größten Schwierigkeiten. Hat man die Moͤglich- 
keit, fremde Arbeiter einführen zu können, so kämen
	        
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