Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

unbequemen Nähe seiner Verbindungen zum mittleren 
Kadsi und nach Mokbe heraus zu zwingen, was ihm 
mit seiner Macht allein stets mißlungen war. Er 
schien übrigens, wie sein schnelles Eingehen auf meine 
Forderungen und die gesammte ängstliche Art beweist, 
mit der er die diesbezüglichen Verhandlungen führte, 
von seinem Verschulden sehr überzeugt zu sein. 
Die Erfüllung meiner Forderung selbst, 20 Elfenbein- 
zähne und 100 Strafarbeiter auf ein Jahr, stieß 
übrigens auf mir sehr unerwartete Schwierigkeiten. 
Bertug hat schließlich die geforderte Elfenbeinsumme 
nicht ganz voll bezahlt, konnte aber völlig glaub- 
würdig nachweisen, daß augenblicklich eine größere 
Elfenbeinkarawane von ihm auf dem Wege nach 
Ngaundere sei, die Rindvieh und Pferde einkaufen 
sollte. Uebrigens erhielt ich vor einigen Tagen Nach- 
richt, daß die drei fehlenden Zähne bereits auf 
dem Wege hierher seien. 
Ebenso unerwartet schwer wurde ihm die Ge- 
stellung der Strafarbeiter, da außer seinen Haus- 
stlaven sämmtliche Leute flüchtig wurden und auch 
die zahlreichen, theils ziemlich entsernt liegenden 
Farmdörfer verlassen wurden. Als ich aber auch 
hierin nicht nachgab, brachte er schließlich auch die 
verlangte Anzahl theilweise allerdings ziemlich minder- 
werthiger Leute zusammen, die ich dann unter Aufsicht 
eines seiner Söhne und meines Bertuasoldaten auf 
dem Bimbawege vorausmarschiren ließ. Nachdem 
so alles Verlangte erreicht war, konnte ich am 
11. September selbst den Abmarsch antreten, hatte 
vorher indeß noch Gelegenheit, in zweifelloser Weise 
zu erkennen, daß Bertua mit der gütlichen Lösung 
der Angelegenheit und der nun gefestigten Freund- 
schaft mit der Kaiserlichen Verwaltung ebenso wie 
seine zurückgebliebene nähere Umgebung sehr zu- 
friedengestellt waren. 
Während der Verhandlungen mit Bertua über 
die Strafzahlung wurden verschiedene andere Ange- 
legenheiten erledigt. Betreffs Dassi lauteten zunächst 
alle Nachrichten übereinstimmend dahin, daß die 
Dassi-(Rosu-) Leute in großer Angst schwebten und 
gern mit der Verwaltung einen Frieden schließen 
möchten. Bertua schien diese Art der Erledigung 
wenig nach Wunsch zu sein, und ich benutzte deshalb 
den Bojug-(Maka-) Häuptling Berri, in dessen Dorfe 
sich einige der damals zersprengten Dassileute ange- 
siedelt haben, zur Vermittelung meiner Forderungen. 
Da der Haupttheil der Dassileute fast südlich von 
Bertua, einige Stunden südlich des Dume, sich im 
Waldlande bei den mit Bertua verseindeten Bepol 
niedergelassen hat, ließ ich unterdessen durch wohl 
200 Bertnaleute einen breiten Weg dahin aus- 
schlagen, den ich des hoch angeschwollenen Dume halber 
freilich später nicht benutzen konnte. Eine Strafzahlung 
von Dassi in Höhe von 20 Elfenbeinen hielt ich für 
genügend, da nachgewiesenermaßen die Plehn be- 
gleitenden Bertualeute mit den Feindseligkeiten be- 
gonnen hatten. Trotz der anstandslosen Erledigung, 
die diese Angelegenheit anfänglich in Aussicht stellte, 
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mußte ich in Bimba schließlich vorläufig auf eine 
Regelung verzichten, da einerseits der zwei Tage lange 
Urwaldweg Bimba—Bepol fast völlig unter Wasser 
stand, dann aber irgend ein alter Feind Dassis aus 
dem Süden, jedenfalls aus der Mesimagegend, das 
neue Dassidorf ebenfalls zerstört und die in der 
schwach bevölkerten Gegend für die Expedition durch- 
aus nöthigen Pflanzungen vernichtet hatte. Da Dassi 
mit dem Rest seiner Leute sich nun abermals auf 
der Flucht befand, erschien sein Auffinden bei der 
großen Angst, die er der Expedition gegenüber an 
den Tag gelegt hatte, in der kurzen Zeit, die dafür 
zur Verfügung stand, kaum möglich. Verwandte von 
ihm, die theilweise in Ndyimbia (nahe Bimba) leben, 
haben jedoch Instruktion erhalten, er möge sich für 
Januar auf endgültige Erledigung der Angelegenheit 
vorbereiten. 
Die unbeabsichtigte Verlängerung des Aufenthalts 
in Bertua (das übrigens der Name des Häuptlings 
ist, der Ort und Bayaunterstamm heißen Yamane) 
brachte des Weiteren den Vortheil, mich mit dem 
äußerst ausgedehnten Bayastamme bekannter werden 
zu lassen, dessen Name sogar in Yaünde und Lolo- 
dorf bekannt und gefürchtet ist. Es sitzt derselbe 
theilweise auf französischem Gebiete etwa in dem 
Dreieck Bertua — Mambere (Carnot) — Kunde und 
hat verschiedene Chefs, deren Macht wohl Bertua 
noch überlegen ist. 
Die Zeit des Aufenthalts in Bertua wurde ferner 
zu täglichen Exerzirübungen und zum Schießdienst 
benutzt, der theilweise noch recht wenig in Ngoko 
hatte betrieben werden können, zumal auf dem sehr 
geeigneten Terrain auch die den Leuten ganz unge- 
wohnten weiteren Entfernungen eingeübt werden 
konnten und ein Patronenmangel nach der durchaus 
friedlich verlaufenen Expedition nicht mehr zu be- 
fürchten stand. Auch eine große Flagge wurde zu 
dieser Zeit geheißt und Bertua übergeben. 
Die rationelle Gummibereitung wurde, wie überall, 
so auch in Bertua gezeigt und speziell von den 
Haussahändlern mit großem Interesse ausgenommen. 
Der Vormarsch von Bertua aus fand theilweise 
auf dem älteren Plehnschen Wege statt, führte aber 
dann dicht an dem jetzt verlassenen Plehnschen Dassi 
vorbei und traf genannten Weg erst im Waldlande 
schon nahe Bimba wieder. In Bimba, einem Maka- 
dorfe (Bori), das völligen Bayaanstrich gewonnen 
hat, war das Entgegenkommen ein vorzügliches. Ich 
rastete dort bis zum 21. September. Abgesehen von 
der Regelung der bereits ausgeführten Dassiangelegen- 
heit und der Bertuagesandtschaft, benutzte ich den 
Aufenthalt zu eingehenden Erkundungen des Mesima- 
weges, wobei Bimba, der natürliches Interesse daran 
hat, den Bertuaverkehr von dem augenblicklichen 
Hauptwege über Mokbe — Beri abzuziehen, in sehr 
anerkennenswerther Weise behülflich war. Leider 
konnte er aber Führer, die über Mesima in der 
Richtung Yukaduma hinausgekommen waren, ebenfalls 
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