Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

nicht auftreiben, wenn er auch einige seiner Leute 
bis zu letzterem Orte mitgegeben hat. 
Auch über die Schiffbarkeit des Dume hatte ich 
in dieser Zeit Gelegenheit, eingehende Erkundungen 
einzuziehen, die durchweg eine Benutzbarkeit in den 
Kadsi hinein und ziemlich weit auf diesem strom- 
aufwärts ergaben, eine Thatsache, die durch das 
Vorhandensein vieler großer Kanus und den faktisch 
bestehenden Flußverkehr Bmba— Mokbe eine weitere 
Bestätigung erfuhr. 
Am 22. wurde dann der Weitermarsch angetreten, 
der bis zum 25. die Expedition durch verhältniß- 
mäßig stark bevölkerte Mesimalandstriche zu den 
Häuptlingen Moda und Nyangelong führte. Eine, 
wie stets an den Ruhetagen, vorgenommene vorläufige 
Konstruktion der Itinerare ergab hier die Thatsache, 
daß ich viel zu weit nach Westen geführt wurde. 
Selbstverständlich trat ich mfolge dieser Wahr- 
nehmung energisch auf, erhielt aber von Seiten 
der genannten Mesimahäuptlinge, die im Uebrigen 
mir sehr engegengekommen waren, schnell die Auf- 
klärung, der etwas weiter rückwärts sitzende Halb- 
bruder Yukadumas, der sich als solcher übrigens 
bereits bei meinem Durchmarsch durch die Anwesen- 
heit mehrerer Yukadumaleute legitimirt hatte, habe 
ihnen Auftrag gegeben, mich über Adjobam, also 
über meinen alten Weg, mit einem sehr großen 
Umwege zurückzuführen. Es stellte sich dabei heraus, 
daß Yukaduma durch diese veremnzelte starke Bomome- 
niederlossung seines Halbbruders Püel schon seit 
Jahren eine Art Herrschaft im Mesimalande ausübt, 
die er zur völligen Isolirung dieses starken Stammes 
mit seinen großen Verbindungewegen nach Westen 
und Norden zu seinen Handelszwecken ausnutzt. Ja, 
die Mesimaleute gingen so weit, das Vorgehen Püels 
auf eine neuerliche Nachricht von Dnkaduma direkt 
zurückzuführen, der die Mesima mit dem Weißen 
nicht in Berührung kommen lassen wolle. Die Me- 
simahäuptlinge, die sämmtlich behaupteten, viel Elfen- 
bein zu besitzen und sehr gern mit dem Weißen 
in Verbindung treten zu wollen, stellten mir 
sofort mehrere Führer, um mich auf den richtigen 
Weg zurückzubringen und diesen gegen den Wunsch 
Püels für sich selbst gangbar zu machen. Trotzdem 
gelang es dem Genannten, der mir, angeblich, um sich 
zu verabschieden, nachmarschirt kam, im Anfang des 
unbewohnten Waldes, der vier Tage breit Mesima 
von dem nächsten Dorfkomplex westlich Balaga trennen 
sollte, die Führer wieder derartig in Angst zu ver- 
setzen, daß sie versuchten, mich von dem begangenen 
Wege ab= und auf einen kaum gangbaren Bagielli- 
pfad nach D)ukaduma zu bringen. Ich hatie bis 
dahin von Maßregeln gegen Püel abgesehen, da ich 
bei der großen Verlogenheit sämmtlicher nyemähnlichen 
Stämme betreffs ihrer Wege zunächst nicht beurtheilen 
konnte, ob ihn eine Schuld wirklich träfe, merkte 
aber die abermalige unrichtige Richtung sehr bald 
und gelangte quer durch den Wald durch eigene 
Orienurung am Tage darauf auf den Hauptweg 
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zurück. Als sehr bald Püel nun abermals erschien 
und versuchte, mich nun direkt nach Osten, also nach 
Mokbe zu dirigiren, nahm ich ihn und einen ihn be- 
gleitenden Bukadumahändler in dem Bomomedorfe 
Bea fest, ohne daß es dabei zu weiteren Feindselig- 
keiten gekommen wäre. Die Mesimoführer waren 
allerdings aus Angst nun alle fortgelaufen. Trotzdem 
gelang es dem Gefangenen, mich nach etwa einein- 
halbtägigem Marsche in sehr beschwerlichem Urwald- 
terrain, jedenfalls auf dem Wege Wubio—Mokbe, 
wieder von der richtigen Richtung abzubringen, ohne 
daß ich wegen der zu befürchtenden Verpflegungs- 
schwierigkeiten in den enormen menschenleeren Wald- 
strecken noch mit der abermaligen Aufsuchung des 
richtigen Weges hätte Zeit verlieren können. Er hat 
also faktisch durchsetzen können, der Expedition die 
eigentliche Verbindung Mesima — Yukaduma noch ge- 
heim zu halten, und brachte mich bei Mokbe nach 
sehr anstrengendem Marsche durch äußerst sumpfiges 
Terrain wieder auf die Plehnsche Route. Ich habe 
Püel trotz Allem noch nicht bestraft, hoffe sein Ver- 
gehen aber dahin ausnutzen zu können, ihn und 
BYukaduma nun zu zwingen, bis zu seiner Freilassung 
eme breite gerade Straße nach Mesima anzulegen. 
Gegen Mokbe, der, mit Püel und MYukaduma ver- 
wandt, zweifellos in der Sache nicht ganz unbetheiligt 
war und in sehr großer Angst auch wegen verschie- 
dener Vergehen schwebte, die er gegen die rückkehrende 
Plehnsche Expedition sich batte zu Schulden kommen 
lassen, war ich aus Nüstzlichkeitsgründen, einmal im 
Interesse der neuen Faktorei, dann aber auch der 
zu erwartenden Strafarbeiter, die von ihm mit 
Führern und Lebensmitteln bis Yukaduma versehen 
werden sollen, sehr entgegenkommend, und habe 
dadurch vor Allem die Ueberzeugung gewonnen, daß 
der dort etwas exponirten Faklorei — schon 1 1/2 Tage 
östlicher wohnen anscheinend recht zweifelhafte Maka- 
stämme — kein Unfall zustoßen wird. Ich hatte 
bei dem Aufenthalt in Mokbe, der zum Anlauf von 
Lebensmitteln für die vorliegende Waldzone zwei 
Tage erforderte, Gelegenheit, die dort sehr vielver- 
sprechend begonnene Kautschukproduktion zu beobachten, 
wie denn speziell die Wälder in der Nähe des Dume 
außerordentlich reich an Kickxia sind. 
Sehr scharfe Märsche brachten die Expedition bis 
zum 8. Oktober durch bergiges Terrain nach Balaga, 
dessen Lage sich durch Nerubau des Dorfes gegen 
Plehn etwas verschoben hat. Dort wurde der Plehn- 
sche Weg verlassen, und eine jetzt gebräuchlichere Route 
langs des ziemlich bedeutenden Ndyüi, eines Neben- 
flusses des Bumba, führte mich am 11. Oktober zum 
Bukadumaposten zurück, der völlig in Ordnung vor- 
gefunden wurde. 
Am 12. fand die feierliche Beisetzung der Ueber- 
reste des Dr. Plehn an diesem Platze statt, die sich 
völlig unangetastet nahe bei Dassi gefunden hatten, 
und hat der Aygent Friedrich der Südkomerun- 
Gesellschaft ein einfaches Holzkreuz und einen Kranz
	        
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