nicht auftreiben, wenn er auch einige seiner Leute
bis zu letzterem Orte mitgegeben hat.
Auch über die Schiffbarkeit des Dume hatte ich
in dieser Zeit Gelegenheit, eingehende Erkundungen
einzuziehen, die durchweg eine Benutzbarkeit in den
Kadsi hinein und ziemlich weit auf diesem strom-
aufwärts ergaben, eine Thatsache, die durch das
Vorhandensein vieler großer Kanus und den faktisch
bestehenden Flußverkehr Bmba— Mokbe eine weitere
Bestätigung erfuhr.
Am 22. wurde dann der Weitermarsch angetreten,
der bis zum 25. die Expedition durch verhältniß-
mäßig stark bevölkerte Mesimalandstriche zu den
Häuptlingen Moda und Nyangelong führte. Eine,
wie stets an den Ruhetagen, vorgenommene vorläufige
Konstruktion der Itinerare ergab hier die Thatsache,
daß ich viel zu weit nach Westen geführt wurde.
Selbstverständlich trat ich mfolge dieser Wahr-
nehmung energisch auf, erhielt aber von Seiten
der genannten Mesimahäuptlinge, die im Uebrigen
mir sehr engegengekommen waren, schnell die Auf-
klärung, der etwas weiter rückwärts sitzende Halb-
bruder Yukadumas, der sich als solcher übrigens
bereits bei meinem Durchmarsch durch die Anwesen-
heit mehrerer Yukadumaleute legitimirt hatte, habe
ihnen Auftrag gegeben, mich über Adjobam, also
über meinen alten Weg, mit einem sehr großen
Umwege zurückzuführen. Es stellte sich dabei heraus,
daß Yukaduma durch diese veremnzelte starke Bomome-
niederlossung seines Halbbruders Püel schon seit
Jahren eine Art Herrschaft im Mesimalande ausübt,
die er zur völligen Isolirung dieses starken Stammes
mit seinen großen Verbindungewegen nach Westen
und Norden zu seinen Handelszwecken ausnutzt. Ja,
die Mesimaleute gingen so weit, das Vorgehen Püels
auf eine neuerliche Nachricht von Dnkaduma direkt
zurückzuführen, der die Mesima mit dem Weißen
nicht in Berührung kommen lassen wolle. Die Me-
simahäuptlinge, die sämmtlich behaupteten, viel Elfen-
bein zu besitzen und sehr gern mit dem Weißen
in Verbindung treten zu wollen, stellten mir
sofort mehrere Führer, um mich auf den richtigen
Weg zurückzubringen und diesen gegen den Wunsch
Püels für sich selbst gangbar zu machen. Trotzdem
gelang es dem Genannten, der mir, angeblich, um sich
zu verabschieden, nachmarschirt kam, im Anfang des
unbewohnten Waldes, der vier Tage breit Mesima
von dem nächsten Dorfkomplex westlich Balaga trennen
sollte, die Führer wieder derartig in Angst zu ver-
setzen, daß sie versuchten, mich von dem begangenen
Wege ab= und auf einen kaum gangbaren Bagielli-
pfad nach D)ukaduma zu bringen. Ich hatie bis
dahin von Maßregeln gegen Püel abgesehen, da ich
bei der großen Verlogenheit sämmtlicher nyemähnlichen
Stämme betreffs ihrer Wege zunächst nicht beurtheilen
konnte, ob ihn eine Schuld wirklich träfe, merkte
aber die abermalige unrichtige Richtung sehr bald
und gelangte quer durch den Wald durch eigene
Orienurung am Tage darauf auf den Hauptweg
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zurück. Als sehr bald Püel nun abermals erschien
und versuchte, mich nun direkt nach Osten, also nach
Mokbe zu dirigiren, nahm ich ihn und einen ihn be-
gleitenden Bukadumahändler in dem Bomomedorfe
Bea fest, ohne daß es dabei zu weiteren Feindselig-
keiten gekommen wäre. Die Mesimoführer waren
allerdings aus Angst nun alle fortgelaufen. Trotzdem
gelang es dem Gefangenen, mich nach etwa einein-
halbtägigem Marsche in sehr beschwerlichem Urwald-
terrain, jedenfalls auf dem Wege Wubio—Mokbe,
wieder von der richtigen Richtung abzubringen, ohne
daß ich wegen der zu befürchtenden Verpflegungs-
schwierigkeiten in den enormen menschenleeren Wald-
strecken noch mit der abermaligen Aufsuchung des
richtigen Weges hätte Zeit verlieren können. Er hat
also faktisch durchsetzen können, der Expedition die
eigentliche Verbindung Mesima — Yukaduma noch ge-
heim zu halten, und brachte mich bei Mokbe nach
sehr anstrengendem Marsche durch äußerst sumpfiges
Terrain wieder auf die Plehnsche Route. Ich habe
Püel trotz Allem noch nicht bestraft, hoffe sein Ver-
gehen aber dahin ausnutzen zu können, ihn und
BYukaduma nun zu zwingen, bis zu seiner Freilassung
eme breite gerade Straße nach Mesima anzulegen.
Gegen Mokbe, der, mit Püel und MYukaduma ver-
wandt, zweifellos in der Sache nicht ganz unbetheiligt
war und in sehr großer Angst auch wegen verschie-
dener Vergehen schwebte, die er gegen die rückkehrende
Plehnsche Expedition sich batte zu Schulden kommen
lassen, war ich aus Nüstzlichkeitsgründen, einmal im
Interesse der neuen Faktorei, dann aber auch der
zu erwartenden Strafarbeiter, die von ihm mit
Führern und Lebensmitteln bis Yukaduma versehen
werden sollen, sehr entgegenkommend, und habe
dadurch vor Allem die Ueberzeugung gewonnen, daß
der dort etwas exponirten Faklorei — schon 1 1/2 Tage
östlicher wohnen anscheinend recht zweifelhafte Maka-
stämme — kein Unfall zustoßen wird. Ich hatte
bei dem Aufenthalt in Mokbe, der zum Anlauf von
Lebensmitteln für die vorliegende Waldzone zwei
Tage erforderte, Gelegenheit, die dort sehr vielver-
sprechend begonnene Kautschukproduktion zu beobachten,
wie denn speziell die Wälder in der Nähe des Dume
außerordentlich reich an Kickxia sind.
Sehr scharfe Märsche brachten die Expedition bis
zum 8. Oktober durch bergiges Terrain nach Balaga,
dessen Lage sich durch Nerubau des Dorfes gegen
Plehn etwas verschoben hat. Dort wurde der Plehn-
sche Weg verlassen, und eine jetzt gebräuchlichere Route
langs des ziemlich bedeutenden Ndyüi, eines Neben-
flusses des Bumba, führte mich am 11. Oktober zum
Bukadumaposten zurück, der völlig in Ordnung vor-
gefunden wurde.
Am 12. fand die feierliche Beisetzung der Ueber-
reste des Dr. Plehn an diesem Platze statt, die sich
völlig unangetastet nahe bei Dassi gefunden hatten,
und hat der Aygent Friedrich der Südkomerun-
Gesellschaft ein einfaches Holzkreuz und einen Kranz