Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

dienste hat zur Folge gehabt, daß die Schwarzen 
ihre Anschauung über den Lauf der Dinge sowohl, 
als auch hauptsächlich über Arbeit, stark geändert 
haben und sich einen Begriff von der Wichtigkeit 
ihrer Person zu bilden verstanden. Es wird wohl 
eine gewisse Zeit verfließen müssen, ehe die auf solche 
Weise verdorbenen Schwarzen wieder zur Vernunft 
gelangen. Im Uebrigen wird auch ihr erspartes 
Geld nicht lange währen, und da dürften dann die 
Goldgruben wieder eine Anziehungskraft auf sie aus- 
üben. 
Für den herrschenden Mangel an Eingeborenen 
sind natürlich noch andere Gründe vorhanden, mit 
denen sich auch der Bericht der Transvaal-Minen- 
kammer, den wir an anderer Stelle unseres Blattes 
wiedergeben, befaßt. 
Die Zahl der im Monat Juni in Betrieb be- 
findlichen Stempel betrug 2130, gegen 2095 im 
Mai d. Is. und während fünf Gruben ihre Stempel- 
zahl um zusammen 50 Stempel reduziren mußten, 
konnten neun Gruben mit 90 Stempeln mehr als 
im Mai arbeiten. 
Die Native Labour Asscciation sieht trotz der 
aufgetretenen Schwierigkeiten mit Zuversicht vorwärts. 
Die Association ist der Ansicht, daß in vielen Theilen 
des Landes die Eingeborenen noch nicht daran 
glauben, daß der Friede wieder hergestellt, und daß 
sie ohne Gefahr die Reise nach den Gruben an- 
treten können, so daß derzeit noch viele von ihnen 
nicht dazu zu bewegen sind, die Fahrt zu unter- 
nehmen. In Folge des Kriegsrechts war es bis 
jetzt auch verboten, in einigen der besten Bezirke 
Eingeborene anzuwerben, speziell in Pietersburg. 
Auch das an der Ostküste aufgetretene Fieber hat 
die weißen Agenten für einige Wochen an ihrer 
Arbeit verhindert. Die Native Labour Asscciation 
hat übrigens Vorkehrungen getroffen, um Eingeborene 
aus den Utrecht-, Wakkerstroom-, Vryheid-, Lyden- 
burg-, Middelburg= und Piet Retief-Distrikten an- 
zuwerben; diese Bezirke sind bislang von Agenten 
noch nicht aufgesucht worden. Die Association hofft, 
daß die Zahl der monatlich rekrutirten Schwarzen 
im August auf 7000 und bis Dezember auf 10 000 
sich erhöhen wird, so daß alsdann die Goldindustrie 
am Rand wieder auf der Höhe, wie vor dem Kriege 
stehen wird. 
Es sollen alle Mittel angewandt werden, um die 
verschiedenen Quellen für die Beschaffung von Ein- 
geborenen zwischen dem Kap und dem Aequator aus- 
zunützen, bevor an eine Heranziehung von fremden 
Arbeitern (aus China, Indien oder Italien rc.) ge- 
schritten würde. 
Die letzten Nachrichten vom Rand lauten übrigens 
schon günstiger, denn wie eine vom 14. August datirte 
Depesche besagt, nimmt der Ernst der Lage allmäh- 
lich ab. Die Eingeborenen in den nördlichen Be- 
zirken haben die Feldarbeiten beendet, und kehren 
in größerer Zahl nach den Gruben zurück. Auch 
das Leben in Johannesburg gestaltet sich lebhafter 
  
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und die Bauthätigkeit in der Stadt ist wieder im 
Aufblühen begriffen. Es wurden größere Bauten 
— einige derselben sechs Stockwerke hoch — in An- 
griff genommen. 6 
Auch dem Mangel an Eisenbahnwaggons für den 
Lebensmitteltransport ist bis zu einem gewissen Grade 
abgeholfen, indem sich die Militärbehörden bereit 
erklärt haben, ihren Bedarf an rollendem Material 
oweit als nur möglich einzuschränken. 
1 8 celnuhrzer Wochenschrift). 
– 
Neue Industrien und öffentliche Arbeiten in Natal. 
Nach einer Mittheilung aus Durban beabsichtigt 
man, in Natal in nächster Zeit neue Industrien ein- 
zuführen. Es sind bereits Gesellschaften in Bildung 
begriffen, welche die Errichtung von Brennereien, 
Papiermühlen, Brauereien sowie einer Fabrik für 
Herstellung besonderer Dachdeckungsmaterialien be- 
zwecken. Andererseits scheint es in der Absicht der 
Regierung zu liegen, dem Parlament den Entwurf 
eines Gesetzes vorzulegen, durch welchen sie zur Ent- 
eignung oder zum Ankauf von unbenutzt liegenden 
Ländereien ermächtigt wird, um dadurch die Ein- 
wanderung von ländlichen Arbeitern in die Kolonie 
zu befördern. Es giebt in Natal Tausende Morgen 
Landes, von denen die Regierung glaubt, daß sie 
mit Vortheil in Kultur genommen werden können. 
Durch Ueberweisung solcher Landgebiete könnte zahl- 
reichen Kolonisten eine Existenz geschaffen werden; 
auch würden durch deren Bebauung die Bodener- 
zeugnisse und so der Reichthum des Landes vermehrt 
werden. 
Die Bevölkerung Natals ist gering. Ackerbauer 
sind selten und Arbeiter noch seltener. Neben dem 
Mangel an Arbeitskräften haben die Landwirthe mit 
der ungenügenden Bewässerung des Bodens zu 
kämpfen. 
Nach Ansicht eines Sachverständigen, der ver- 
schiedene Bezirke der Kapkolonie, des Oranjegebiets 
und Transvaals bereist hat, hängt die Entwickelung 
Südafrikas einzig und allein von der Durchführung 
einer hinlänglichen Bewässerung ab. Die künstliche 
Bewässerung würde den heute bebauungsfähigen Ge- 
bieten weitere drei Millionen Morgen hinzufügen. 
Die Kosten dieser Arbeiten schätzt man auf E 30 
Millionen und man glaubt, daß der landwirthschaft- 
liche Werth der Gegend um § 100 Millionen steigen 
würde. (Südafrikanische Wochenschrift). 
Rohlenproduktion und Ausfuhr der Rolonie Katal im 
Juni 1902. 
Während des Monats Juni 1902 wurden in 
der Kolonie Natal 49 187 Tonnen Steinkohlen ge- 
fördert gegen 45 193 Tonnen im gleichen Monat 
des vergangenen Jahres. Die Förderung der größeren 
Werke war im Juni 1902 die folgende: Natal
	        
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