dem Marsch durch das Grasland möglich, den weiteren
Kadeilauf annähernd festzulegen. Schon auf dem
Graslande wurde mir ein Geschenk durch einen der
Söhne Bertuas entgegengebracht; ebenso beim Ein-
treffen im ersten zu Bertua gehörigen Farmdorf.
Trotz der geringen Entfernung dieses Farmdorfes
von Bertuag mußte ich sehr heftiger Leberschmerzen
halber dort einen Tag liegen bleiben. Erst am
30. Juli erreichte ich Bertua selbst und wurde, nach-
dem ich in den passierten Farmdörfern alles in
friedlicher Tätigkeit vorgefunden hatte, gerade so wie
bei dem früheren Besuche, von dem ältesten Sohn
Bertuas und einer großen Menschenmenge ohne
Waffen eingeholt. Bertua selbst war mit wenigen
Leuten geflüchtet, und es ist bisher noch nicht ge-
lungen, semen Aufenthaltsort zu ermitteln. Aufnahme
und Verpflegung 2c. waren genau so glänzend wie
bei dem früheren Besuch. Sehr bald erschien
die erwähnte Merimagesandtschaft; auch aus Bimba
sind bereits Gesandte mit einem Geschenk hier-
gewesen. Ebenso hat Dashi, trotz seiner noch immer
bestehenden Todfeindschaft mit Bertua, Gesandte mit
einem Geschenk hierher gelangen lassen, von denen
einer allerdings unter Mitnahme mehrerer in Bertua
gefangen gehaltener Dashileute dann flüchtig wurde.
Er hat darauf mit einem weiteren Geschenk seinen
Bruder geschickt und diese Flüchtlinge mir zur Ver-
fügung gestellt. Außerdem versicherte er, er würde
sich in Bimba stellen und die #ihm auferlegten
Friedensbedingungen erfüllen. Eine Gesandtschaft,
die er mit demselben Auftrage nach Yokaduma ge-
schickt habe, sei von Mokbeleuten aufgehalten worden.
Falls diese Gestellung wirklich erfolgen sollte, halte
ich es im Interesse der Verwaltung und vor Allem
der Gesellschaft „Süd-Kamerun“" für wünschens-
werter, eine Ansiedelung der Dalhileute zwischen
Mokbe und Balaga herbeizuführen und auf der vollen
Bezahlung der auferlegten Strafelfenbeine zu be-
stehen. Von den Bertua seinerzeit zur Aufbewahrung
gegebenen M. Boubi-Häuptlingen liegen Nachrichten
zur Zeit nicht vor, auch konnte bisher mit Sicher-
heit nicht festgestellt werden, ob diese Gefangenen,
wie die Bertualeute behaupten, wirklich flüchtig ge-
worden sind, oder ob Bertua mit ihnen paktiert hat.
Eine Verfolgung der Angelegenheit im Laufe dieser
Expedition erscheint jetzt im Beginn der Regenzeit
kaum mehr möglich, zumal der Umfang eines solchen
Unternehmens sich vorher kaum übersehen läßt. Für
die dadurch ausgefallenen Strafelfenbeine werde ich
Bertua zunächst allerdings haftbar machen.
Mehrfach wurde bereits erwähnt, daß Europäer
der Gesellschaft „Süd-Kamerun" der Expedition in
einiger Entfernung folgten. Ich hatte, wie bisher
siets bei den größeren Expeditionen, die Direktion
aufgefordert, im Interesse der kaufmännischen Er-
schließung eines Landes einen Europäer der Expe-
dition anzuschließen. Es konnte diesem Anerbieten
damals nicht Folge geleistet werden, da nicht ge-
nügend Europäer zur Verfügung standen; doch er-
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hielt ich bereits in Yokaduma Nachricht, daß der
Direktor Graf v. Schlippenbach der Expedition folge.
Wie bereits erwähnt, erhielt ich in Berri weitere
Nachricht, daß Graf v. Schlippenbach die Expedition
in Bertua treffen wolle. Er ist dann auch am
3. August dort angekommen und hat die Verhältnisse
nördlich des Dume nun von der kaufmännischen Seite
kennen gelernt und die Ausnutzung dieser Gegenden
durch die Gesellschaft in die Wege geleitet.
lber die Verhältnisse in Bertua selbst ist ein
entscheidender Bericht zur Zeit noch nicht am Platze.
Es steht zunächst nur sicher fest, daß kurz nach Ab-
marsch der Nord-West-Expedition eine tiefgehende
Spaltung in Bertua eintrat, die fast zum Kriege
geführt hätte. Die eine Partei unter dem zweiten
Sohne Bertuas wollte sich der noch zu entrichtenden
Strafe an Elfenbein und Arbeiten durch den defini-
tiven Ubertritt ins französische Gebiet entziehen,
während der Seruma (Titel des Nachfolgers Bertuas)
mit dem größeren Teil der Bevölkerung sich die
Freundschaft der deutschen Verwaltung erhalten wollte.
Bertua selbst scheint lange geschwankt und erst infolge
der Bestrafung, die er für die Biebiangelegenheit be-
fürchtete, sich der Auffassung der erstgenannten Partei
angeschlossen zu haben. Die Haussaansiedelung hat
sich völlig dem Seruma zugewandt. Die Angelegen-
heit liegt zur Zeit so, daß nur Seruma und sein
Anhang sich in Bertua aufshalten und sich vollständig
der Verwaltung zur Verfügung gestellt haben, daß
die große Menge der noch schwankenden Bevölkerung
in den zahlreichen Farmdörfern eine definitive Ent-
scheidung abwartet, und daß Bertua selbst mit dem
erstgenannten Sohn und kleinem Anhang in nicht
allzugroße Entfernung geflüchtet ist. Sehr ge-
schickt hat man durch das Bekanntgeben verschiedener
Fluchtrichtungen das eigentliche Versteck auch vor der
Bevölkerung bisher zu verbergen gewußt. Ich
habe eine übereilte Beschlußfassung nicht für am
Platze gehalten. Vielmehr will ich die Rückkehr der
Herrn v. Lüdinghausen bis Mokbe mitgegebenen
Eskorte abwarten, bevor ich einen entscheidenden
Schritt einleiten werde, zumal noch immer einige
Wahrscheinlichkeit vorliegt, das Versteck Bertuas in
Erfahrung zu bringen und durch seine Gefangen-
nahme die Sachlage mit einem Schlage zu klären.
Nach definitiver Klärung der Verhältnisse werde ich
baldmöglichst Bericht erstatten.
Westafrikanische Pflan zungsgesellschaft Bibundi.
Am 29. November v. Is. fand die General-
versammlung statt, in der Bericht, Bilanz und
Gewinn= und Verlustrechnung gebilligt, dem Vor-
stande und Aufsichtsrate Entlastung erteilt und eine
beantragte Statutenänderung angenommen wurde.
Von den austretenden Mitgliedern des Aussichts-
rates lehnte Herr Schramm eine Wiederwahl ab,
während Herr Jantzen den Wunsch aussprach, aus