allen Tropenländern bestehenden Bedürfnis nach
einem wirksamen Mittel, um Saatgut gegen die ver-
heerenden Wirkungen des Insektenfraßes zu schützen.
Meine in die Preanger-Regentschaften und nach
Ostjava unternommenen Reisen dienten dem Studium
der Kulturen von Kaffee, Chinarindenbäumen, Tee,
Koka, Zuckerrohr und Guttapercha. Zu diesem Zwecke
besuchte ich sowohl größere als mustergültig bekannte
Privatplantagen, als auch die „Regierungs-China-
Unternehmungen“ in Lembang, Nagrak und Tijinji-
roan sowie die Versuchsstation für Zuckerrohr in
Passoeroean und die Regierungs-Guttaperchapflanzung
Tiipetir. Um diesen Bericht nicht übermäßig mit
Einzelheiten zu belasten, darf ich mich darauf be-
schränken, einige für die deutschen Schutzgebiete wichtige
Gesichtspunkte hervorzuheben. Bemerkenswert erscheint
mir zunächst die Tatsache, daß die großen Kaffee-
pflanzer Javas, veranlaßt durch die in den letzten
Jahrzehnten übermäßig gestiegene Weltproduktion an
Kaffee, in einzelnen Fällen auch durch Überhandnahme
von Schädlingen, jetzt vielfach zum Anbau von China=
rinden und Tee übergehen. Es hat sich dabei gezeigt,
daß die Chinarindenbäume auf ehemaligem Kaffeeland
vorzüglich gedeihen und daß man auch Tee auf
ehemals mit Kaffee bestandenem Boden mit bestem
Erfolg anbauen kann. Diese Erfahrungen mögen
für die Zukunft der Plantagenwirtschaft in Deutsch-
Ostafrka von einiger Bedeutung sein. Dort hat
sich für verschiedene größere Unternehmungen die
Notwendigkeit ergeben, einen Ersatz für den in
einigen Lagen stark bedrohten Kaffee zu gewinnen
und durch Einführung einer anderen rentablen
Kultur drohenden Ausfällen für die Zukunft vorzu-
beugen. In anderen, der Plantagenkultur noch nicht
erschlossenen, jedoch aussichtsvollen Gebieten — wie
zum Beispiel das Kondeland und gewisse Zonen am
Kilimandjaro — wird man überhaupt gut tun, von
vornherein auf Neuanlagen von Kaffeeplantagen zu
verzichten, weil der Kaffee bei den jetzigen Preisen
den Transport zur Küste aus jenen entlegeneren
Gebieten nicht würde tragen können.
Beim Studium der javanischen Kulturen bin
ich zu der Uberzeugung gelangt, daß an die Ein-
führung des Teebaues in Ostafrika vorläufig nur in
bescheidenstem Umfange gedacht werden kann, weil
dieser Betrieb ein zu umfangreiches und gut geschultes
Arbeiterpersonal verlangt.
Anders liegen die Verhältnisse für die China=
kultur. Sie ist billig, läßt sich mit verhältnismäßig
geringem und unausgebildetem Personal betreiben
und wird auch für lange Zeit rentabel bleiben, da
eine Uberproduktion schon allein des steigenden
Chininbedarfs wegen nicht zu erwarten steht. Die
Rinden würden auch weitere Transporte zur Küste,
wie z. B. vom Kilimandjaro über die Ugandabahn,
sehr wohl tragen können. Die Inangriffnahme der
Chinarindenkultur in Ostafrika sollte meines Er-
achtens mit besonderem Nachdruck betrieben werden,
und zwar — wie ich demnächst in einer besonderen
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Schrift darzulegen versuchen werde — durch Ein-
richtung einer Versuchsplantage seitens des Gouverne-
ments. Diese Pflanzung müßte unter ständiger
Kontrolle des Biologisch-Landwirtschaftlichen Instituts
Amani stehen und mindestens solange von dem
Gouvernement erhalten werden, bis eine bestimmte
Basis für die weitere Ausdehnung dieser Kultur in
Usambara und anderen geeigneten Bergländern Ost-
afrikas gewonnen sein wird.
Das gleiche Verfahren scheint mir für die Ein-
führung der Guttaperchakultur in Kamerun empfehlens-
wert zu sein. Dort könnte durch den Botanischen
Garten von Viktoria eine eigene kleinere Gutta-
pflanzung angelegt und geleitet werden. Denn auch
für diesen Betrieb müßten in neuen Gebieten neue
Erfahrungen gesammelt werden, wie beim Anban
der Chinarinden.
Ob es sich in den deutschen Kolonieen empfehlen
würde, nach dem Vorbilde der holländischen Regierungs-
Plantagen aus kleineren Versuchsfarmen allmählich
umfangreiche, für die Regierung gewinnbringende
und von ihr geschäftlich auszunutzende Unternehmungen
zu schaffen, erscheint mir zweiselhaft. Doch könnte
ja zur gegebenen Zeit je nach Lage der Verhälmisse
durch Verkauf oder Verpachtung der Anlogen,
eventuell auch durch Ausfuhrzölle auf hochwertige
Produkte ein beträchtlicher Teil der Unkosten wieder
eingebracht werden.
Über die Kultur der Kokopflanze und ihre
Ergebnisse hat man auf Java sehr widersprechende
Erfahrungen gemacht. Ein auf der Regierungs-
China-Plantage Tjinjiroan (bei etwa 1600 m Meeres-
höhe und einem durchschnittlichen jährlichen Regen-
fall von 2600 mm) gemachter Versuch ist gescheitert;
dagegen betreibt die Pflanzung Soembersarie am
Smeru in Ostjava (bei 800 m Meereshöhe und
4000 mm Regenfall) die Kokakultur mit gutem
Erfolg. Man will dort bis 2 pCt. Kokain aus
den jungen Blättern erhalten haben. Dem Ver-
nehmen nach besteht auch bei Soekaboemi in West-
java eine größere Kokapflanzung.
Während meines Aufentholtes in Buitenzorg
konnte ich — dank der dauernden Unterstützung der
Gartenverwaltung — dem Gouvernement von Samoa
und der Katholischen Mission vom Heiligen Geist
in Potsdamhafen wertvolle Sortimente lebender
Nutzpflanzen übersenden. Ferner erhielten die Bota-
nische Zentralstelle für die Kolonien in Berlin und
das Bieologisch-Landwirtschaftliche Insttut in Amani
Sämereien von je etwa 200 Arten in Buitenzorg
kultivierter Pflanzen, und endlich konnte ich 12 Wardsche
Kästen mit wertvollen lebenden Nuptpflanzen Javas
persönlich an das genannte Institut im Amani über-
führen. Das Königliche Botansche Museum in
Berlin erhielt eine umfangreiche Sammlung blatt-
bewohnender Flechten und Algen, sowie in Alkohol
eingelegter tropischer Früchte nebst dem zugehörigen
Herbarmaterial; für das Kaiserliche Gesundheitsamt
beschaffte ich eine Sammlung von Produkten tropischer