Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

trocken war. Der Boden, jedes Pflanzenwuchses bar, 
ist gleich wie bei ausgetrockneten Vleys in einzelne 
Stücke gesprungen. Er besteht aus salpetersaurem 
Kalk, Sand und anderen erdigen Beimengungen. 
An verschiedenen Stellen sind auch Ausblühungen 
von reinem salpetersaurem Kalk vorhanden, der von 
Eingeborenen gesammelt und als Salz verwendet 
wird. Insbesondere sind es Ovambos, die das Salz 
von hier holen, teils zum eigenen Gebrauch, teils um 
damit einen ausgedehnten Handel zu treiben. 
Das Salz lockt das Wild aus weiten Entfer- 
nungen herbei, und so trifft man während der 
Trockenzeit große Herden von Guus, Wildebester 
und Springböcken an. Der Salzgehalt des Bodens 
in der Nähe der Etoschapfanne übt seinen Einfluß 
auf die Vegetation in sichtbarer Weise aus. Der 
Wald hört in etwa 200 bis 1500 m Entfernung 
von derselben auf, dann folgt ein mit Dornbüschen 
und Sträuchern bestandener Streifen, und an der 
Pfanne selbst steht nur Gras. 
Ostlich der Etoschapfanne und mit ihr durch ein 
Rivier verbunden, liegt die kleinere Onandowapfanne. 
Im Gegensatz zur ersteren ist sie mit Gras be- 
wachsen, ein Zeichen, daß hier der Entsalzungsprozeß 
schon weiter fortgeschritten ist. Dasselbe gilt von 
der großen busch= und baumlosen Ebene, die, bei 
Ozohama beginnend, sich in nordöstlicher Richtung 
43 km weit erstreckt. Einzelne grasfreie Stellen von 
gleicher Bodenbeschaffenheit wie bei der Etoscha- 
pfanne, der jegliche Mangel an Büschen und Bäumen 
sowie das steis salzige Wasser der vorhandenen 
Pfützen weisen darauf hin, daß dieses Gebiet in 
früherer Zeit auch eine Salzpfanne gewesen ist. Im 
Laufe der Jahre haben Wasser= und Witterungs- 
einflüsse den Salzgehalt des Bodens soweit ver- 
mindert, daß Gräser die Möglichkeit des Fort- 
kommens gefunden haben. Jetzt bildet die gewaltige 
Ebene, welche nach Osten durch Wald begrenzt wird, 
nach Westen dagegen unabsehbar ist, eine einzige 
Grasflur, die von Springbockherden und anderen 
Antilopenarten sowie Straußen belebt wird, sonst 
aber von großer Eintönigkeit ist. Wohnstätten Ein- 
geborener sind nirgends vorhanden, nur zu gewissen 
Zeiten finden sich einzelne Vornehme der Lvambos 
zur Jagd ein. Der Boden ist ein feiner, hellgrauer 
Sand, unter dem sich Kalktuff oft von bedeutender 
Mächtigkeit findet. Im letzteren ist brackiges Wasser 
wenige Meter unter der Oberfläche anzutreffen. An 
die Ebene schließt sich nach Ondonga zu ein höher 
gelegenes, stellenweise kupiertes Gelände an, das mit 
Laub= und Dornbüschen sowie auch mit Bäumen 
ziemlich spärlich bestanden ist. Die Bodenbeschaffen- 
heit ist dieselbe, nur tritt der Kalktuff seltener zu- 
tage, das Wasser ist wenig oder gar nicht salzhaltig. 
In verschiedenen der zwischen der Etoschapfanne 
und Ondonga gelegenen Wasserlöchern wurden kleine 
Fische von etwa 10 cm Länge, dem Aussehen nach 
zu den Welsen gehörig, angetroffsen. Ihr Vorkommen 
in diesen isolierten Tümpeln ist in der Weise zu er- 
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klären, daß zur Regenzeit Wasser aus dem Kunene- 
fluß, aus Teichen, Vleys, kleinen Seen und dergl. 
gen Süden zur Etoschapfanne hin abfließt und 
Fische mit sich fortführt. So gelangen letztere auch 
in die erwähnten Wasserlöcher, wo dann die zähesten 
Arten leben bleiben und wohl auch die Trockenzeit 
überdauern mögen. Daß die Menge der mitge- 
führten Fische ziemlich bedeutend sein muß, geht aus 
den Berichten der Missionare des Ovambolandes 
hervor und aus den zahlreichen Fangzäunen aus 
Reisig, welche die Ovambos quer durch die Riviere 
gezogen haben. 
Die Anzeichen der Annäherung an die Wohn- 
sitze der Ovambos mehrten sich von Tag zu Tag. 
Stark ausgetretene Fußpfade führten in großer Zahl 
den Fahrweg entlang; fast stündlich begegnete man 
Ovambotrupps von zwei bis sechs Mann, die Salz 
von der Etoschapfanne in Bastkörben holen gingen 
oder solches brachten, und endlich tauchten in der 
Ferne Palmengruppen auf, die für das Ovamboland 
charakteristisch sind. 
Unsere Ankunft ließen wir dem Heäuptling 
Kambonde, dem Landesgebrauch entsprechend, durch 
einen vorausgeschickten Boten mitteilen. Mit unserem 
Führer als Dolmetscher begaben wir uns sodann zur 
Werft, die zwar bedeutend größer als die übrigen 
ist, aber einen verfallenen und unsauberen Eindruck 
machte. In einem vorhofartigen Raum mußten wir 
zunächst wohl eine halbe Stunde lang warten, da 
der für gewöhnlich in der üblichen Ovambotracht 
gehende Häuptling augenscheinlich unseretwegen be- 
sondere Toilette machen wollte. Von einem Vor- 
mann geführt, betraten wir alsdann durch einen 
kurzen Gang den Empfangsraum, der nur zum 
kleinen Teil durch ein Dach gegen die Sonne ge- 
schützt war. Kambonde erhob sich bei unserem Ein- 
tritt von seinem Holzsitz und reichte uns die Hand. 
Mit semer Brille, dem schwarzen Hut und einem 
guten Anzug machte er den Eindruck eines einge- 
borenen Schulmeisters. Wir nahmen auf ziemlich 
defekten Stühlen Platz, während Kambonde sich 
wieder auf seinen Holzsitz niederließ, der Vormann 
aber, unser Dolmetscher und zwei Söhne des Häupt- 
lings auf der Erde niederkauerten. Das Gespräch, 
das geführt wurde, war belanglos, auch fühlte sich 
Kambonde scheinbar nicht behaglich in unserer Ge- 
sellschaft. Er drehte ein lilaseidenes Taschentuch in 
seinen Händen mit nervöser Unruhe und war froh, 
uns verlassen zu können unter dem Vorwande, für 
Bier sorgen zu wollen. Da er nicht wiederkam, 
entfernten wir uns, brachten die für ihn bestimmten 
Geschenke, darunter zwei Flaschen Rum, und kehrten 
zum Wagen wieder zurück. Nach Verlauf einer 
halben Stunde wurde wieder eingespannt und nach 
dem 4 km entfernten Olukonda, dem Wohnsitze des 
Missionars Rautanen, weitergefahren. 
Zum westlichen Ondonga unter Kambonde ge- 
hören drei finnische Missionsstationen: Olukonda mit 
Missionar Rautanen, Onipa mit Missionar Savola
	        
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