Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

wir brauchen Kulturen, die rascher Erträge bringen.“ 
Dieselbe Antwort gab Dr. Rhode vor Jahren einem 
seiner Angestellten, der ihm den Vorschlag machte, 
die Rlvierflächen bei Salem mit Dattelpalmen anzu- 
pflanzen. Eme beträchtliche Einnahme erzielen die 
Geschäfte in Windhuk durch Verkauf von Datteln an 
Eingeborene. Die Arbeiter auf der Forststation 
Okahandya haben immer wieder nach Datteln gefragt, 
und die Angewohnheiten der Eingeborenen richten 
sich eben nach den Wünschen und Verhältnissen der 
Weißen. · 
Reis ist zur Zeit die Volksnahrung der Einge- 
borenen und doch ist er vor einigen Jahrzehnten 
erst elngeführt worden, der Eingeborene kannte den 
Reis gar nicht, und heute glaubt er an seine unbe- 
dingte Notwendigkeit für das tägliche Leben. 
Der Händler im Ovamboland wird bei Einfüb- 
rung einer neuen Glasperle auf die heftigste Ab- 
neigung und Zurückweisung der Eingeborenen stoßen, 
und doch habe ich öfters im Ovamboland Gelegenheit 
gehabt, zu beobachten, wie der richtige Händler es 
eben verstand, die Abneigung der Eingeborenen gegen 
einen neuen Artikel zu brechen und sie mit semer 
Ware zu überschwemmen. Das Land hat weiter zu 
denken als von heute auf morgen, mit raschen Kul- 
turen ist vielleicht für den Augenblick gesorgt, nicht 
aber für die Zukunft. Herr Gessert schreibt in dem 
oben erwähnten, im allgemeinen sehr interessanten 
Artikel, der ganz entschiedene Beachtung verdient: 
„Der Staat und Erwerbsgesellschaften der Franzosen 
haben gewetteifert, in Algerien und Tunis Millionen 
fruchtbringend anzulegen in Ausdehnung alter und 
Schaffung neuer Oasen durch Wassererschließung und 
Anbau von Dattelpalmen. Fischer berichtet.. aus 
Arabien: Mächtige Dämme sind hier durch das Bett 
des Wadi gezogen und schützen die in demselben 
liegenden (Dattel-) Pflanzungen vor zu heftigem 
Wasserandrang, zugleich Wasservorräte zur Bewässe- 
rung aufspeichernd.“ 
Schon öfters haben die Dattelpalmen im sechsten 
bis siebenten Jahre hier im Lande, wie z. B. im 
Garten des Herrn Klersteln in Groß-Barmen, Früchte 
getragen. Freilich als Hauptaufgabe kann ein Farmer 
und Ansiedler Dattelkultur nie betreiben, er legt ein 
großes Kopital an und hat sieben bis neun Jahre 
keine Rente davon, wohl aber als Nebenbeschäftigemg, 
ich möchte sagen, schon aus Interesse. Die meisten 
Farmen haben kleine Rwierläufe mit Grundwasser, 
diese Riviersandflächen sind kein Weldefeld und liegen 
zwecklos da, außer daß an einer oder der anderen Stelle 
Brunnen gemacht werden; hier sollte der Farmer 
die Mühe nicht scheuen, durch Anpflanzen und Ein- 
kraalen auch der kleinsten Fläche und nur weniger 
Exemplare zu einer Kulturaufgabe beizutragen. 
Berufen zu Dattelkulturen in größerem Umfange in 
Deutsch-Südwestafrika sind die Gesellschaften und 
Regierung. 
Diesen allgemeinen Landesaufgaben hat die Re- 
Lierung in weitgehendster Weise durch Anlage einer 
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großen Dattelkulturstation am Swakop in Ukuib 
Rechnung getragen. Ich verweise auf den nachfol- 
genden Wirtschaftsbericht derselben. Sobald die 
Dattelkulturen Aussicht auf die ersten Erträge liefern, 
wird die Regierung solche unter Anrechnung der 
bisherigen Betriebskosten an Ansiedler unter den 
günstigsten Bedingungen abgeben, da es nicht in ihrer 
Aufgabe liegt, in eine Privatkonkurrenz, hier also in 
Dattelproduktion und hhandel, einzugreifen. Der 
Privatmann hat dann bei Anlage seines Kapitals 
auf eine sofortige sichere Rente zu rechnen. Durch 
Einführung fünfjähriger Wurzelsprößlinge aus Algier 
sind wir bereits in drel bis vier Jahren in der 
Lage, die ersten Dattelkulturstätten als vollendetes 
Werk der Privatunternehmung zugänglich zu machen. 
Die Forstwirtschaft in Deutsch = Südwestafrika wird 
die Kultur der Dattelpalme als eine ihrer Haupt- 
aufgaben betrachten. Es ist nur zu bedauern, daß 
gerade die günstigsten Gebiete für Dattelkulturen in 
den Händen der Gesellschaften sind, wie z. B. am 
Swakop, wo nur der klemste Gebietsteil Emgeborenen- 
bezw. Regierungsland ist, während der weitaus größte 
und schönste Teil in den Händen der Kolomalgesell- 
schaft ist, die durch Anbau von Dattelpalmen zum 
allgemeinen Aufschwung und Entwicklung des Landes 
ein unschätzbares Verdienst sich erwerben könnte. 
Wirtschaftsbericht der Forststation Ukulb. 
Der Platz Ukulb liegt am Swakop, ist 23 km 
von der nächsten Bahnstation Kubas entfernt und 
liegt zwischen den beiden bekannten Plätzen Potmine 
und Büllsbout gleichweit entfernt. Die Fläche liegt 
eben, bezw. unmerklich gegen Süd und Südwest ge- 
neigt, ist auf drei Seiten von welligem bis hügeligem 
Gelände auf der West-, Nord= und Nordostseite 
eingerahmt, während auf der vlerten Seite gegen 
Südwest sich der Swakop hinzieht. Die Fläche ge- 
hört zum Ufer= und Überschwemmungsgrbiet des 
Swakop und ist längs des Riviers mit einem ge- 
schlossenen Bestande von Anabäumen (Acacia albida), 
untermücht mit zahlreichen Ebenholzsträuchern (Euklen 
Psendebenus) und vereinzeltem Kameeldorn (Acacia 
giraffae) und Karraadorn (Acacia Horrida) bestockt. 
Deeser Uferwald mit seinen gewaltigen Riesen von 
Anabäumen ist im Mittel 100 m breit und bildet 
den natürlichsten, sichersten Damm und Schutz gegen 
Ülberschwemmen und Wegreißen der Kutlturflächen 
durch das abkommende Rwier. Die eigentliche der- 
zeitige Kuliurfläche mit emzelnen Bäumen, besonders 
aber mit Quäckgras und Salzbüschen, schließt sich an 
diesen Waldgürtel eng an. Der Boden besieht längs 
des Swakop aus angeschwemmtem Riviersand mit 
tonigem Schlammgrund vermischt, innervalb des 
Waldgürtels lagert darüber noch eine tiese Humus- 
schicht, während, je weiter es in die freien Fläche 
hinelngeht, lehmiger Sand, sandiger Lehm und 
schließlich eine 2 m tiefe Lehmschicht sich aneinander- 
reihen; in 4 bis 5 m Erdtiefe gewinnt wiederum der 
schlammige Sand die Oberhand. Der Wasserstand
	        
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