wir brauchen Kulturen, die rascher Erträge bringen.“
Dieselbe Antwort gab Dr. Rhode vor Jahren einem
seiner Angestellten, der ihm den Vorschlag machte,
die Rlvierflächen bei Salem mit Dattelpalmen anzu-
pflanzen. Eme beträchtliche Einnahme erzielen die
Geschäfte in Windhuk durch Verkauf von Datteln an
Eingeborene. Die Arbeiter auf der Forststation
Okahandya haben immer wieder nach Datteln gefragt,
und die Angewohnheiten der Eingeborenen richten
sich eben nach den Wünschen und Verhältnissen der
Weißen. ·
Reis ist zur Zeit die Volksnahrung der Einge-
borenen und doch ist er vor einigen Jahrzehnten
erst elngeführt worden, der Eingeborene kannte den
Reis gar nicht, und heute glaubt er an seine unbe-
dingte Notwendigkeit für das tägliche Leben.
Der Händler im Ovamboland wird bei Einfüb-
rung einer neuen Glasperle auf die heftigste Ab-
neigung und Zurückweisung der Eingeborenen stoßen,
und doch habe ich öfters im Ovamboland Gelegenheit
gehabt, zu beobachten, wie der richtige Händler es
eben verstand, die Abneigung der Eingeborenen gegen
einen neuen Artikel zu brechen und sie mit semer
Ware zu überschwemmen. Das Land hat weiter zu
denken als von heute auf morgen, mit raschen Kul-
turen ist vielleicht für den Augenblick gesorgt, nicht
aber für die Zukunft. Herr Gessert schreibt in dem
oben erwähnten, im allgemeinen sehr interessanten
Artikel, der ganz entschiedene Beachtung verdient:
„Der Staat und Erwerbsgesellschaften der Franzosen
haben gewetteifert, in Algerien und Tunis Millionen
fruchtbringend anzulegen in Ausdehnung alter und
Schaffung neuer Oasen durch Wassererschließung und
Anbau von Dattelpalmen. Fischer berichtet.. aus
Arabien: Mächtige Dämme sind hier durch das Bett
des Wadi gezogen und schützen die in demselben
liegenden (Dattel-) Pflanzungen vor zu heftigem
Wasserandrang, zugleich Wasservorräte zur Bewässe-
rung aufspeichernd.“
Schon öfters haben die Dattelpalmen im sechsten
bis siebenten Jahre hier im Lande, wie z. B. im
Garten des Herrn Klersteln in Groß-Barmen, Früchte
getragen. Freilich als Hauptaufgabe kann ein Farmer
und Ansiedler Dattelkultur nie betreiben, er legt ein
großes Kopital an und hat sieben bis neun Jahre
keine Rente davon, wohl aber als Nebenbeschäftigemg,
ich möchte sagen, schon aus Interesse. Die meisten
Farmen haben kleine Rwierläufe mit Grundwasser,
diese Riviersandflächen sind kein Weldefeld und liegen
zwecklos da, außer daß an einer oder der anderen Stelle
Brunnen gemacht werden; hier sollte der Farmer
die Mühe nicht scheuen, durch Anpflanzen und Ein-
kraalen auch der kleinsten Fläche und nur weniger
Exemplare zu einer Kulturaufgabe beizutragen.
Berufen zu Dattelkulturen in größerem Umfange in
Deutsch-Südwestafrika sind die Gesellschaften und
Regierung.
Diesen allgemeinen Landesaufgaben hat die Re-
Lierung in weitgehendster Weise durch Anlage einer
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großen Dattelkulturstation am Swakop in Ukuib
Rechnung getragen. Ich verweise auf den nachfol-
genden Wirtschaftsbericht derselben. Sobald die
Dattelkulturen Aussicht auf die ersten Erträge liefern,
wird die Regierung solche unter Anrechnung der
bisherigen Betriebskosten an Ansiedler unter den
günstigsten Bedingungen abgeben, da es nicht in ihrer
Aufgabe liegt, in eine Privatkonkurrenz, hier also in
Dattelproduktion und hhandel, einzugreifen. Der
Privatmann hat dann bei Anlage seines Kapitals
auf eine sofortige sichere Rente zu rechnen. Durch
Einführung fünfjähriger Wurzelsprößlinge aus Algier
sind wir bereits in drel bis vier Jahren in der
Lage, die ersten Dattelkulturstätten als vollendetes
Werk der Privatunternehmung zugänglich zu machen.
Die Forstwirtschaft in Deutsch = Südwestafrika wird
die Kultur der Dattelpalme als eine ihrer Haupt-
aufgaben betrachten. Es ist nur zu bedauern, daß
gerade die günstigsten Gebiete für Dattelkulturen in
den Händen der Gesellschaften sind, wie z. B. am
Swakop, wo nur der klemste Gebietsteil Emgeborenen-
bezw. Regierungsland ist, während der weitaus größte
und schönste Teil in den Händen der Kolomalgesell-
schaft ist, die durch Anbau von Dattelpalmen zum
allgemeinen Aufschwung und Entwicklung des Landes
ein unschätzbares Verdienst sich erwerben könnte.
Wirtschaftsbericht der Forststation Ukulb.
Der Platz Ukulb liegt am Swakop, ist 23 km
von der nächsten Bahnstation Kubas entfernt und
liegt zwischen den beiden bekannten Plätzen Potmine
und Büllsbout gleichweit entfernt. Die Fläche liegt
eben, bezw. unmerklich gegen Süd und Südwest ge-
neigt, ist auf drei Seiten von welligem bis hügeligem
Gelände auf der West-, Nord= und Nordostseite
eingerahmt, während auf der vlerten Seite gegen
Südwest sich der Swakop hinzieht. Die Fläche ge-
hört zum Ufer= und Überschwemmungsgrbiet des
Swakop und ist längs des Riviers mit einem ge-
schlossenen Bestande von Anabäumen (Acacia albida),
untermücht mit zahlreichen Ebenholzsträuchern (Euklen
Psendebenus) und vereinzeltem Kameeldorn (Acacia
giraffae) und Karraadorn (Acacia Horrida) bestockt.
Deeser Uferwald mit seinen gewaltigen Riesen von
Anabäumen ist im Mittel 100 m breit und bildet
den natürlichsten, sichersten Damm und Schutz gegen
Ülberschwemmen und Wegreißen der Kutlturflächen
durch das abkommende Rwier. Die eigentliche der-
zeitige Kuliurfläche mit emzelnen Bäumen, besonders
aber mit Quäckgras und Salzbüschen, schließt sich an
diesen Waldgürtel eng an. Der Boden besieht längs
des Swakop aus angeschwemmtem Riviersand mit
tonigem Schlammgrund vermischt, innervalb des
Waldgürtels lagert darüber noch eine tiese Humus-
schicht, während, je weiter es in die freien Fläche
hinelngeht, lehmiger Sand, sandiger Lehm und
schließlich eine 2 m tiefe Lehmschicht sich aneinander-
reihen; in 4 bis 5 m Erdtiefe gewinnt wiederum der
schlammige Sand die Oberhand. Der Wasserstand