Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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töpfen gesäten Kerne ägyptischer Datteln liegen, wenn 
bereits vorgekeimt, nur acht bis vierzehn Tage in der 
de. Die jungen Pflanzen erreichen in weiteren 
vierzehn Tagen schon eine Höhe von 10 bls 15 cm, 
bei welcher die Wurzeln schon elne ungleich größere 
Länge von 0,5 m haben. Die Versuche haben weiter 
gezelgt, daß, wenn die Palme hervorgebrochen ist, 
dieselbe selbst in der heißen Jahreszeit mit 1 Liter 
Wasser täglich auskommt und ihr eine reichlichere 
Bewässerung eher schädlich ist. Besonders nachteilig 
scheint es zu sein, wenn zarte junge Palmen zeitweise 
im Wasser stehen. 
Das wichtigste Ereignis im ersten Wirtschaftsjahr 
der Station Ukulb bildete das Eintreffen der ersten 
bereits fünfjährigen Dattelwurzelsprosse aus Algier. 
Die Wurzelsprosse sind fünfjährig, ein jeder hat 
etwa 20 kg Gewicht; sie stammen aus den der Kom- 
pagnie de Biskra gehörenden Oasen Inner-Algiers, 
wurden auf Kameellasten nach Biskra und von dort 
mit der Bahn nach Algier gebracht, in Algier auf 
dem den Herren A. C. de Freitas gehörenden Dampfer 
nach Hamburg verschifft, von dort endlich mit dem 
Woermanndampfer nach Swakopmund verfrachtet, von 
Swakopmund mit der Bahn nach Kubas gebracht, 
wo die Ochsenkarre der Forststation Uluib dieselben 
in Empfang nahm, um sie an den Ort der Aus- 
pflanzung zu bringen. 
So haben Nord= und Südafrika ihre Transport- 
mittel vereinigt, dort ist es beim Beginn der Reise 
das Kameel, hier am Transportende die Ochsenkarre, 
um eine alte nordafrikanische Kultur in ihren edelsten 
Formen dem Süden als gemeinsames Gut zu über- 
mitteln. Die Dattelkulturstation erhielt 67 Palmen, 
und zwar: 
26 Stück (Drageons) Diglet-Nur, 
23 - Mlenticki-degla, 
18 „— - Rars, 
ferner einen Sack mit 82 Dattelkernen Diglet-Nur 
für Aussaatmaterial. 
Die Palmen brauchten von ihrem Standorte 
(Oase) bis zur Auspflanzstätte (Ukulb) über zwei 
Monate, sohen aber trotz der langen Reise und pri- 
mitiven Verpackung verhältnismößig noch sehr frisch 
aus. Nach dem Auspflanzen wurden sie mit Zweigen 
und Büschen vollkommen verhüllt, besonders die 
unteren Stammpartien, täglich so oft begossen, daß 
die Wurzeln ununterbrochen in Rässe standen, wofür 
in der Nähe der Palmen extra ein Abessinierbrunnen 
eingetrieben wurde. 
Ein Eingeborener besorgt als alleinige tägliche 
Aufgabe die Bewässerung, Ergänzung und Erneuerung 
des Umhüllungsmaterials der 67 Palmen. Der Preis 
der Palmen stellte sich an Ort und Stelle auf der 
Oase auf 310 Fr., Transport von der Oase bis 
Algier einschl. einem Sack Kerne von 82 Kilo auf 
238 Fr., von Algier Fracht bis Hamburg 250 Fr., 
von Hamburg bis Swakopmund etwa 300 Fr., in 
Summa etwa 1100 Fr. = 880 Mk. Die Palme 
kommt also mit Ankauf und Fracht auf etwa 13 Mk. 
  
Der Nachtell liegt in den ungleich hohen Frachten 
von etwa 800 Fr., gegenüber dem Ankauf der Pal- 
men mit 310 Fr. 
Da das Wasser in der trockenen Zeit in Ukuib 
4 bis 5 m tief aus dem Boden zu heben ist, wird 
dle Bewässerung teils durch Abessinierbrunnen mit 
Handbetrieb, teils durch Windmotoren bewerkstelligt. 
Das ganze Jahr hindurch weht der Westwind den 
größten Tell des Tages das Swakoptal herauf, des- 
halb ist der Windmotorbetrieb in dieser Gegend der 
billigste, wirtschaftlichste und entspricht vollkommen 
den Bewässerungsbedingungen und Anforderungen 
der Dattelkulturen. Das Wasser wird beim Wind- 
motorbetrieb in großen Reservoirs aufgespeichert. Von 
hier laufen nach allen Seiten gemauerte Wasserrinnen 
in die Fläche, und von 50 zu 50 m find kleine 
Wasserbehälter gemauert, in die die Rinnen münden. 
Aus diesen Behältern wird das Wasser geschöpft. 
Der Eingeborene hat somit täglich aus je einem Be- 
hälter 100 Palmen zu begießen, und die entfernteste 
Palme ist vom Wasserbehälter stets nur 25 m welt. 
Das Hauptaugenmerk bei Bewässerungsanlagen für 
Dattelkulturen muß darauf gerichtet sein, im Interesse 
der eingeborenen Wasserträger eine möglichst geringe 
Entfernung von den einzelnen Wasserbehältern zu den 
jeweilig dazu gehörenden vom Behälter entferntesten 
Palmen herzustellen. Im Betriebe sind zur Zeit 
zwei Windmotoranlagen und drei Abessinterhand- 
pumpen. In Arbett sind die Aufstellung von zwei 
Windmotoranlagen, so daß die Station Ukuib das 
erste Jahr ihre Bewässerungsanlagen mit vier Wind- 
motoranlagen und drei Abessinierbrunnen beschließen 
wird. 
Bezüglich der Abessinierbrunnen wurde die Er- 
fahrung gemacht, daß dieselben bis zu einer Tiefe 
von 6 m auch ohne Saugventil gut zu verwenden 
sind, wenn man mit einiger Bestimmtheit annehmen 
darf, daß bis zum Grundwasser keine Steine ange- 
troffen werden. 
Dahingegen eignen sie sich nicht für Motorbetrieb, 
da das Wasser bei schneller Gangart des Motors 
nicht so schnell durch den Filter nachströmen kann, 
wie gepumpt wird. Die Windstärke in Südwestafrika. 
ist eben im Durchschnitt größer und anhaltender als 
in Deutschland, wo die Abessinierbrunnen sich für 
Windmotorbetrieb ganz gut eignen mögen. Bei noch 
höherem Wasserstande, besonders wenn es sich darum 
handelt, bei fast offenem schlechten Wasser aus größerer 
Tiefe gesundes Trinkwasser zu fördern, würden sie 
besonders leicht aufzustellen und zu empfehlen sein. 
Einige Kulturfeinde haben sich im Verlaufe des 
Jahres in den jungen Dattelpflanzungen eingefunden. 
Kaum, daß dlie jungen Triebe aus dem Boden her- 
auskamen, wurden sie von einer kleinen Heuschrecken- 
art, den sogenannten Grashüpfern, abgefressen. Durch 
Wegfangen der nicht sehr zahlreich auftretenden Heu- 
schreckenart ließ sich die Gefahr sehr bald beseitigen. 
Durch Ansäen mit Grassamen mit den Palmenkernen 
zusammen sucht man künftighin die Schädlinge von
	        
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