den jungen Palmen abzulenken, welchen, wie es
scheint, sie sich nur beim gänzlichen Fehlen von an-
derem Grün, also in der trockenen Jahreszeit, zu-
wenden. Auch Springhasen suchten die jungen Palmen-
blätter abzufressen, wurden aber sofort durch dicht
angelegte Umzäunungen ferngehalten. Einige Male
wurden die Anpflanzungen durch unbeaussichtigtes
Vieh Rehobother Bastards heimgesucht. Die Tiere
scharrten in ihrem Durst die naßgehaltenen Stellen
um die Pflanzen auf und haben einige Mal durch
Zertreten und Wegscharren der jungen Pflanzen nicht
unerheblichen Schaden angerichtet. Trotz aller dieser
Schäden haben sich die jungen Pflanzen wieder recht
bald erholt.
Ich möchte den Bericht nicht schließen, ohne auf
eine weitere junge Dattelkulturstätte hinzuwelsen.
Auf der Westseite der Stadt Windhuk zieht das
sogenannte Windhuker Rivier hin. Der Boden mit
seiner reichhaltigen Ton= und Kalkmischung wird
zur Ziegelsteinfabrikation verwandt. Das Rivier
fließt das ganze Jahr in leichtem Gesälle in 0,5
bis 1 m breiter Rinne und hat eine mittlere Gesamt-
breite von 130 m. Der Wasserstand ist somit ein
vorzüglicher und die Bodenoberfläche ist meist feucht.
Leider wirkt der Boden wie das Wasser durch seine
mineralischen Zusätze auf jede andere Kultur ver-
nichtend, und kann nur die der Dattelpalme in Be-
tracht kommen. Eine Fläche von 5½ ha wurde mit
Maschendraht eingezäunt und mit 5538 jungen
Dattelpalmen in Tins bepflanzt. Das Auspflanz=
material war bereits im Forst= und Gouvernements-
garten Windhuk, zum größten Teile aber im Forst-
garten Okahandya als einjährige Pflanzen vorgezogen,
und bestand das Saatmaterial größtenteils aus den
bevorzugtesten ägyptischen Dattelsorten. Zum Schutze
der Dattelpalmen gegen Einwirkungen kalter und
feuchter Luftströmungen, die besonders in den Mo-
naten Juni bis August das Rivier entlang ziehen,
wurde die ganze Einzäunung entlang eine Hecke von
Robinien angelegt.
Die Zahl der derzeitig im Schutzgebiete vorhan-
denen Dattelpalmen mit Ausnahme des Aussaat-
materials in Pflanzschulen beträgt in Ukuib 6067,
im Windhuker Rivier 5538 und im übrigen Schutz-
gebiete etwa 300 Palmen, somit haben wir eine
Gesamtanzahl von etwa 11 900 Dattelpalmen in
Deutsch-Südwestafrika.
Prof. Dr. Schweinfurth (Gartenflora, 50. Jahrg.)
schreibt über den Wert der Dattelpalmen: ç
„Eine Dattelpalme geringer Qualität bringt in
Algier 5 bis 15 Fr. Reinertrag ein. Da etwa 200
Bäume auf einem Hektar stehen, so macht das pro
Hektar einen Ertrag von 100 bis 300 Fr. Die
besten Diglet-Nur-Pflanzen liefern bis zu 200 Fr.
Jahresertrag. Algerien hatte 1898 1 191 000 be-
steuerte Dattelpalmen, Agypten, wozu administrativ
auch die Dattelländer der Oasen der lybischen Wüste
sowie die des nördlichen nubischen Niltales von Wadi
Halfa bis Assuan gehören, 1898 31/8 Millianen
61
besteuerte. Im Jahre 1884 aber rechnete man im
ganzen on Palmen in Algier 3 Milllonen mit einem
Ertrage von 60 Mill. Fr. In der südalgerischen
Oase von Msab ist ein Exemplar, welches jährlich
800 Fr. Ertrag liefern soll Figari Bey
berechnete s. Zl. den jährlichen Ertrag einer Palme
in Agypten auf 40 Fr. Diese Summe dürfte den
betreffenden Durchschnittswerten der meisten Länder
entsprechen. 100 Kilo Diglet-Nur kosten an Ort
und Stelle (in den südalgerischen Oasen) zwischen
40 und 60 Fr.“
Die Art, aus der die Dattelpalme hervorgegan-
gen, ist jedenfalls eine Abart der Phoenix reclinata,
die von Südafrika über Abessinien bis nach Süd-
arabien verbreitet ist. Auf meinen Reisen im Ovam-
bolande und Okavangogebiet traf ich plötzlich auf
prächtige, 6 bis 10 m hohe Palmen der Phoenix
reclinata, die direkt an den steilen Ufern des Oka-
vango in Gruppen bis Einzelstande der Flußland=
schaft einen malerischen Anblick und tropischen Cha-
rakter verliehen. Eine umso größere Aufmunterung
zur Kultur der Dattelpalme, wo wir doch in unserem
deutschen Schutzgebiete ihre Stammutter heimisch
vorfinden.
Wissnschaftliche Sammlung.
Der Stabsarzt Dr. Dempwolff in Outjo,
Deutsch-Südwestafrika, hat dem zoologischen Museum
in Berlin eine von ihm in Deutsch-Südwestafrika
angelegte zoologische Sammlung übersandt, die fol-
gende Obiekte enthielt:
6 kleine Säugetiere, 14 Reptilien und Amphibien,
135 Käfer, 9 Hymenopteren, 3 Fliegen, 33 Orthopteren,
4 Tausendfüßer, 18 Spinnentiere und 10 Krebse.
Die Konservierung der meisten Tiere war gut.
Nur einige Käfer waren zerbrochen. Die drei Mäuse
und drei Fledermäuse waren als die ersten derartigen
Säugetiere aus dem Ovambolande sehr willkommen.
Unter den Reptilien und Amphibien bilden ein
Chamaeleon vulgaris var. roperi, einige Typhlops
und drei Amphisbaenen eine wertvolle Bereicherung
unserer Sammlung.
Auch die Insekten sind wertvoll und brauchbar.
Die Krebse gehören zu einer aus Deutsch-Südwest-
afrika noch nicht bekannten und deshalb sehr will-
kommenen Estheria-Art.
Deutsch-Meu-Guinea.
Bevricht des RAaiserlichen Gouverneurs Dahl über
eine Neise nach den Salomons-Inseln.
Zur Erledigung von Landangelegenheiten, zur
Absetzung von Polizeisoldaten und Arbeitern, zur
Anwerbung, zur Anknüpfung erneuter Beziehungen
mit den Eingeborenen und zum Besuche der Missions-