Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

den jungen Palmen abzulenken, welchen, wie es 
scheint, sie sich nur beim gänzlichen Fehlen von an- 
derem Grün, also in der trockenen Jahreszeit, zu- 
wenden. Auch Springhasen suchten die jungen Palmen- 
blätter abzufressen, wurden aber sofort durch dicht 
angelegte Umzäunungen ferngehalten. Einige Male 
wurden die Anpflanzungen durch unbeaussichtigtes 
Vieh Rehobother Bastards heimgesucht. Die Tiere 
scharrten in ihrem Durst die naßgehaltenen Stellen 
um die Pflanzen auf und haben einige Mal durch 
Zertreten und Wegscharren der jungen Pflanzen nicht 
unerheblichen Schaden angerichtet. Trotz aller dieser 
Schäden haben sich die jungen Pflanzen wieder recht 
bald erholt. 
Ich möchte den Bericht nicht schließen, ohne auf 
eine weitere junge Dattelkulturstätte hinzuwelsen. 
Auf der Westseite der Stadt Windhuk zieht das 
sogenannte Windhuker Rivier hin. Der Boden mit 
seiner reichhaltigen Ton= und Kalkmischung wird 
zur Ziegelsteinfabrikation verwandt. Das Rivier 
fließt das ganze Jahr in leichtem Gesälle in 0,5 
bis 1 m breiter Rinne und hat eine mittlere Gesamt- 
breite von 130 m. Der Wasserstand ist somit ein 
vorzüglicher und die Bodenoberfläche ist meist feucht. 
Leider wirkt der Boden wie das Wasser durch seine 
mineralischen Zusätze auf jede andere Kultur ver- 
nichtend, und kann nur die der Dattelpalme in Be- 
tracht kommen. Eine Fläche von 5½ ha wurde mit 
Maschendraht eingezäunt und mit 5538 jungen 
Dattelpalmen in Tins bepflanzt. Das Auspflanz= 
material war bereits im Forst= und Gouvernements- 
garten Windhuk, zum größten Teile aber im Forst- 
garten Okahandya als einjährige Pflanzen vorgezogen, 
und bestand das Saatmaterial größtenteils aus den 
bevorzugtesten ägyptischen Dattelsorten. Zum Schutze 
der Dattelpalmen gegen Einwirkungen kalter und 
feuchter Luftströmungen, die besonders in den Mo- 
naten Juni bis August das Rivier entlang ziehen, 
wurde die ganze Einzäunung entlang eine Hecke von 
Robinien angelegt. 
Die Zahl der derzeitig im Schutzgebiete vorhan- 
denen Dattelpalmen mit Ausnahme des Aussaat- 
materials in Pflanzschulen beträgt in Ukuib 6067, 
im Windhuker Rivier 5538 und im übrigen Schutz- 
gebiete etwa 300 Palmen, somit haben wir eine 
Gesamtanzahl von etwa 11 900 Dattelpalmen in 
Deutsch-Südwestafrika. 
Prof. Dr. Schweinfurth (Gartenflora, 50. Jahrg.) 
schreibt über den Wert der Dattelpalmen: ç 
„Eine Dattelpalme geringer Qualität bringt in 
Algier 5 bis 15 Fr. Reinertrag ein. Da etwa 200 
Bäume auf einem Hektar stehen, so macht das pro 
Hektar einen Ertrag von 100 bis 300 Fr. Die 
besten Diglet-Nur-Pflanzen liefern bis zu 200 Fr. 
Jahresertrag. Algerien hatte 1898 1 191 000 be- 
steuerte Dattelpalmen, Agypten, wozu administrativ 
auch die Dattelländer der Oasen der lybischen Wüste 
sowie die des nördlichen nubischen Niltales von Wadi 
Halfa bis Assuan gehören, 1898 31/8 Millianen 
61 
  
  
besteuerte. Im Jahre 1884 aber rechnete man im 
ganzen on Palmen in Algier 3 Milllonen mit einem 
Ertrage von 60 Mill. Fr. In der südalgerischen 
Oase von Msab ist ein Exemplar, welches jährlich 
800 Fr. Ertrag liefern soll Figari Bey 
berechnete s. Zl. den jährlichen Ertrag einer Palme 
in Agypten auf 40 Fr. Diese Summe dürfte den 
betreffenden Durchschnittswerten der meisten Länder 
entsprechen. 100 Kilo Diglet-Nur kosten an Ort 
und Stelle (in den südalgerischen Oasen) zwischen 
40 und 60 Fr.“ 
Die Art, aus der die Dattelpalme hervorgegan- 
gen, ist jedenfalls eine Abart der Phoenix reclinata, 
die von Südafrika über Abessinien bis nach Süd- 
arabien verbreitet ist. Auf meinen Reisen im Ovam- 
bolande und Okavangogebiet traf ich plötzlich auf 
prächtige, 6 bis 10 m hohe Palmen der Phoenix 
reclinata, die direkt an den steilen Ufern des Oka- 
vango in Gruppen bis Einzelstande der Flußland= 
schaft einen malerischen Anblick und tropischen Cha- 
rakter verliehen. Eine umso größere Aufmunterung 
zur Kultur der Dattelpalme, wo wir doch in unserem 
deutschen Schutzgebiete ihre Stammutter heimisch 
vorfinden. 
Wissnschaftliche Sammlung. 
Der Stabsarzt Dr. Dempwolff in Outjo, 
Deutsch-Südwestafrika, hat dem zoologischen Museum 
in Berlin eine von ihm in Deutsch-Südwestafrika 
angelegte zoologische Sammlung übersandt, die fol- 
gende Obiekte enthielt: 
6 kleine Säugetiere, 14 Reptilien und Amphibien, 
135 Käfer, 9 Hymenopteren, 3 Fliegen, 33 Orthopteren, 
4 Tausendfüßer, 18 Spinnentiere und 10 Krebse. 
Die Konservierung der meisten Tiere war gut. 
Nur einige Käfer waren zerbrochen. Die drei Mäuse 
und drei Fledermäuse waren als die ersten derartigen 
Säugetiere aus dem Ovambolande sehr willkommen. 
Unter den Reptilien und Amphibien bilden ein 
Chamaeleon vulgaris var. roperi, einige Typhlops 
und drei Amphisbaenen eine wertvolle Bereicherung 
unserer Sammlung. 
Auch die Insekten sind wertvoll und brauchbar. 
Die Krebse gehören zu einer aus Deutsch-Südwest- 
afrika noch nicht bekannten und deshalb sehr will- 
kommenen Estheria-Art. 
  
Deutsch-Meu-Guinea. 
Bevricht des RAaiserlichen Gouverneurs Dahl über 
eine Neise nach den Salomons-Inseln. 
Zur Erledigung von Landangelegenheiten, zur 
Absetzung von Polizeisoldaten und Arbeitern, zur 
Anwerbung, zur Anknüpfung erneuter Beziehungen 
mit den Eingeborenen und zum Besuche der Missions-
	        
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