Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Mission, zum Teil durch den Einfluß heimgekehrter 
Arbeiter. daß in Bougainville der Fuß an Land 
gesetzt, ja in das Innere vorgedrungen werden darf. 
Noch günstiger steht es auf Buka. 1897 zog ich 
von Carolahafen nach Hanahan, die Insel durch- 
querend, von da nach Jeltupan (am Nordkap). Der 
Marsch und das Lager waren eine stete Gefechts- 
bereitschaft, in Jeltupan bin ich auch üÜberfallen 
worden. Nunmehr war es möglich, ohne Waffen 
friedlich an Land zu gehen und selbst bis zu den 
sonst als besonders wild gefürchteten Tsolos vorzu- 
dringen. Die früher in steter Blutfehde sich be- 
kämpfenden Stämme haben weithin Frieden unter- 
einander geschlossen. Es soll nur ein einziges Ge- 
birgsvolk noch in steter Fehde nach altem Brauche 
liegen. Der Kampf mag freilich wieder einmal 
aufleben; aber die Möglichkelt dauernden Ein- 
flusses ist vorhanden. Die Errichtung zweler Regie- 
rungsniederlassungen wäre ein dringendes Bedürfnis, 
um den friedliebenden Elementen unter der Bevölke- 
rung einen Rückhalt zu gewähren und mit steter 
Ausbreitung des Friedens den Verkehr vom Inland 
zur See in die Wege zu leiten. Von den Stationen 
aus anzulegende Straßen würden den Schritt für 
Schritt zu gewinnenden Erfolg als bleibend ver- 
bürgen. Wachstum der Bevölkerung, Erleichterung 
der Anwerbung, Schaffen eines Handelsverkehrs 
wären die Folgen des Vorgehens. Der Besuch des 
englischen Kommissars Woodford in Tulagi erschien 
geboten, da ich sein Gebiet berühren mußte, um mit 
Pater Forestier in Unterhandlung treten zu können. 
Der Verkehr war ein ungezwungener. Der Kommissar 
gestand mir bereitwilligst zu, daß der „Seestern“ 
künftig Faisi besuchen könne ohne in Tulagt vor- 
laufen zu müssen; wir verabredeten eine jährlich 
wiederkehrende Zusammenkunft im Hafen von Faisi 
zur Erledigung von Fragen, welche wesentlich beide 
Gebiete berührten. 
Besonders bemerkenswert ist, daß der Kommissar 
mir mitteilte, er werde mit Aufbietung all seines 
Einflusses gegen die Anwerbung für Queensland 
vorgehen, da trotz aller Verbote eine lebhafte Ein- 
fuhr von Feuerwaffen damit verbunden sei. Dies 
bedeute den Untergang der kampflustigen kriegerlschen 
Bevölkerung und damit den Ruin des Gebletes. 
  
RAus dem Pereiche der Misstonen und 
der AUntisklaverei- Bewegung. 
Die Toctengebräuche bei den Wapangwa in 
Deutsch-Ostafrika schildert ein Missionar aus 
Kigonsera in den „Missionsblättern“, dem Organ 
der St. Benediktus-Genossenschaft zu St. Ottilien, 
folgendermaßen: 
Die Wapangwa wohnen, mit den Wangoni und 
Matengo vielfach gemischt, östlich von Nyassa. Vieles 
haben sie auch in ihren Gebräuchen gemein, so die 
Bestattung der Toten. Das Begräbnis eines Mannes, 
64 
  
bei dem ich fast alles mit eigenen Augen gesehen 
habe, will ich in folgendem zu beschreiben versuchen. 
aum war der Mann gestorben, so wurde er 
mit einer Matte zugedeckt und seine Weiber fingen 
ein Totengeheul an, das bis zum Begräbnis fort- 
gesetzt wurde. Einige machten sich auf, um die weiter 
entfernt wohnenden Verwandten zusammenzurufen. 
Auch wurde das Grab bereitet, was Sache der 
Schwiegersöhne ist. Zuerst wird ein Loch gegraben, 
das oben ungefähr einen Durchmesser von 80 cm 
hat und sich nach unten erweitert; die Tiefe wird 
etwa 1,80 m. Dann wird in dieser Vertiefung auf 
einer Seite eine Nische gegraben, was ohne besondere 
Mühe geschehen kann, da der Boden aus rotem Lehm 
besteht. Der das Grab macht, versucht dann, ob 
die Rische groß genug sei, legt sich selber hinein, 
wobei er die Beine einzieht, genau wie der Tote 
hineingelegt werden soll. Zur trockenen Zeit dauert 
die ganze Arbeit etwa 6 bis 10 Stunden. Unter- 
dessen wird der Tote in der Hütte öfter gewaschen, 
da er zu riechen beginnt. Ist das Grab fertig, so 
gehen die Schwiegersöhne in die Hütte, binden den 
Toten in eine Matte und befestigen die Last an 
einer Stange. An beiden Enden faßt einer an und 
im Sturmschritt geht es dem Grabe zu. Nun folgt 
noch die Totenschau von den Umstehenden. „Wirklich, 
die Haut hat sich von den Beinen abgelöst und der 
Kopf sitzt ganz kurz auf dem Nacken.“ „Pamba: 
(Blitz) sagen mehrere, ein Zeichen, daß der Tote im 
gßen von seinen Feinden beschimpft worden ist, 
„das müßte gerächt werden. Nun aber ist nichts 
zu machen, also weiter.“ Ein Schwiegersohn steigt 
in das Grab und empfängt die Ziegenfelle, die der 
Tote im Leben getragen hat, ebenso das Stirnteil 
einer Ziege, die kurz vorher bei der Hütte ge- 
schlachtet worden ist. Dieses ist geschehen, weil der 
Verstorbene keinen leiblichen Bruder hat und nun 
sein Eigentum an Fremde übergeht. Der im Grabe 
stehende Schwiegersohn empfängt nun die Leiche 
selbst und legt sie in die Nische hinein. Er legt 
auch dürres Gras auf sie, damit keine Erde mit ihr 
in Berührung komme. Hierauf schließt er die Nische 
mit kurzen Stäben, die Obenstehenden werfen Erde 
hinein, die der Untenstehende einstampft. Ist die 
ganze Offnung gefüllt, so werden die Etßgeschirre 
des Verstorbenen mit etwas Pombe (Negerbier) ein- 
gLesetzt und wieder Erde darauf geschüttet. 
Unterdessen kommen die Weiber unter Toten- 
gesang heran; ein Weib tritt herzu, läßt sich von 
einem anderen einen Zaubertrank in die Hand gießen, 
der aus dem Safte gewisser Bäume besteht. Nun 
wird ein Kind nach dem andern auf das Grab ge- 
stellt und ihm ein wenig von dem Trank in die 
Hand geschüttet, den es trinken muß. Der Trank 
soll verhindern, daß die Kinder nachher von dem 
Verstorbenen träumen oder erschreckt werden. Dann 
treten sämtliche Weiber des Verstorbenen herzu, 
legen sich auf den Boden und kehren unter Heulen 
und Schreien die Erde zusammen und bringen sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.