Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

auf den Grabhügel. Schließlich werden noch die 
Geschirre, Körbe, die beim Grabmachen gebraucht 
wurden, zerbrochen auf das Grab gelegt und mit 
Erde zugedeckt. 
Die Leute kehren heim und halten ein Mahl, 
wobei die vorher geschlachtete Ziege gegessen wird. 
Einige Tage nachher gibt es noch Pombegelage, 
wobei die Weiber zuvor wieder ihr Geheul an- 
stimmen. Später wird das Grab noch mit einer 
Barasa überdacht, die Regen und Sonnenschein ab- 
halten soll. 
In der Missionszeitschrift „Der evangel. Heiden- 
bote" finden wir folgende Beschrelbung einer afrika- 
nischen Buchhandlung durch den Miss. Olpp in Akra: 
Auf der Goldküste hat die Basler Mission eine 
Buchhandlung errichtet. Dadurch wird den Einge- 
borenen, die in Missions= oder Regierungsschulen 
lesen gelernt haben, und auch den zahlreichen Euro- 
päern an jenen Küsten Gelegenheit geboten, sich guten 
Lesestoff zu verschaffen. Der von Jahr zu Jahr 
wachsende Umsatz zeigt, wie sehr diese Elnrichtungen 
einem Bedürfnis entsprechen. Die Missionsbuch- 
handlung in Akra führt neben ihrem großen Lager 
von englischen, deutschen und afrikanischen Erbauungs-, 
Erzählungs= und Schulbüchern auch Schreibmaterialien 
aller Art für die Regierung und die Regierungs- 
und Missionsschulen auf der Goldküste. Und wie 
vielen sonstigen Ansprüchen sollte unsere Buchhandlung 
genügen! Hat doch ein deutscher Sprachforscher fest- 
gestellt, daß in Akra nicht weniger als 70 afrika- 
nische Sprachen gesprochen werden. Das rührt 
hauptsächlich her von dem bedeutenden Handel in 
dieser Stadt, wohin die Neger aus dem Innern ihre 
Produkte zu Markte tragen. Die Hauptträger dieses 
regen Handels sind die mohammedanischen Haussa 
aus dem Sndan, die sich z. T. in Akra niedergelassen 
haben und nun den vierten Teil der etwa 20000 
Köpfe zählenden Einwohnerschaft der Stadt bilden. 
Die Mannigfaltigkeit der Sprachen in Akra hat 
überdies auch darin ihren Grund, daß die in früherer 
Beit freigelassenen Sklaven, die sich hier nieder- 
gelassen hatten, meist ihre Muttersprache beibehielten, 
wie auch ihre Nachkommen. 
Zu den häufigsten Besuchern unserer Buchhandlung 
gehören die mohammedanischen Haussa. Sie ver- 
langen nach dem heiligen Buch der Mohammedaner, 
dem Koran. Denn so mancherlei Stämmen auch 
diese Haussa ursprünglich mögen angehört haben, so 
sind sie doch durch das Band einer gemeinsamen 
Religion, des Islams, dessen Stifter bekanntlich 
Mohammed war, verbunden. Ihr heiliges Buch, 
der Koran, ist ursprünglich arabisch geschrieben wor- 
den, und in einer andern als der arabischen Sprache 
würde ihn ein Mohammedaner nie lesen. Es ver- 
stehen nun viele Haussa neben ihrer eigenen Sprache 
auch noch mehr oder weniger die heilige Sprache 
ihrer Religion, die arabische. Es werden ihnen nun 
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statt des Korans Bibeln und Bibelteile in der Haussa- 
sprache, mit arabischen Schriftzeichen gedruckt, ange- 
boten, die sie häufig kaufen. Auch geschieht es öfters, 
daß die Haussa von sich aus nach folchen Bibelteilen 
fragen. Auch ein bedeutendes Lager von Bildern ist 
stets vorrällg. Natüxlich sind es keine Kunstwerke, 
sondern gewöhnliche Hl- und Agquarelldrucke in hüb- 
scher Ausführung zu billigen Preisen. Sie stellen 
Scenen aus dem Alten und Neuen Testamente dar, 
Landschaftsbilder und Porträts, auch den deutschen 
Kaiser mit Familie. Selbstverständlich darf König 
Eduard samt der Königin Alexandra nicht fehlen. 
Alle diese Bilder haben sich einer großen Nachfrage 
zu erfreuen, vor allem aber große Wandbilder, auf 
denen Löwen, Tiger, Schlangen, Vögel, Skorpione 
und Affen abgebildet sind. Wenn die Leute aus 
dem „Busch“ ihr Palmöl und ihre Palmkerne, ihren 
Kakao und ihren Gummt in der Stadt gut verkauft 
haben, so bringen sie es selten übers Herz, die Stadt 
zu verlassen, ohne bei uns eim schönes Bild erstanden 
zu haben. Im Busch wird dann die ärmliche Lehm- 
hütte des afrikanischen Bauern wohnlich damit ge- 
schmückt. Sehr erfreulich ist der Absatz an Bibeln, 
Gesangbüchern und sonstigen Erbauungsbüchern. 
Durch das freundliche Entgegenkommen der britischen 
und ausländischen Bibelgesellschaft in London war 
es uns möglich, die Blbeln um billiges Geld in die 
Hände eines jeden Mitglieds unserer Gemeinden zu 
legen. Auch die bekannten Goldgräber gehören zu 
unsern Kunden. Wenn sie in Akra landen und sich 
einige Tage hier aufhalten, um sich noch ihre Aus- 
rüstung zu vervollständigen, bevor sie ins Innere 
reisen, so lenken sie nicht selten ibre Schritte in 
unsere Missionshandlung und in unseren Buchladen. 
Mit meinem schwarzen Gehilfen, der jetzt nahezu 
zwei Jahre da ist, bin ich recht zufrieden. Er ver- 
fügt über nette Sprachkenntnisse und spricht außer 
seiner Muttersprache, dem Ga, auch noch die Tschi-, 
Eve= und Haussasprache; vor allem aber Englisch. 
Er wohnt nicht in Akra, sondern in einem etwa zwei 
Stunden entfernten kleinen Dörflein, so daß er den 
Weg täglich zweimal zurücklegen muß, was bei der 
angeborenen Faulheit der Neger eine anerkennens- 
werte Leistung bedeutet. Auch zeigt sich der junge 
Mann zuverlässig und treu, was um so wichtiger ist, 
als man vor diebtschen Käufern fortwährend auf der 
Hut sein muß. Besonders die Haussa verstehen es 
meisterhaft, alles, was nicht niet= und nagelfest im 
Laden ist, Bücher, Tintenfässer, Papier usw. in 
ihren weiten Gewändern verschwinden zu lassen. So 
wird durch unsere bescheidene Buchhandlung in Akra 
viel Volk mit der Bibel und anderen guten Büchern 
bekannt gemacht. Die Buchhandlung gleicht einem 
Bächlein, das frisches Quellwasser ins dürre Land 
hinein fließen läßt.
	        
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