Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Zur Erreichung dieser Ziele ist es aber notwendig, 
daß deutsches Interesse und deutsches Kapital sich 
in höherem Maße, als bisher geschehen, den Schutz- 
gebieten zuwenden; vor allem muß immer wieder 
betont werden, daß der baldige Ausbau von Eisen- 
bahnen ein dringendes Erfordernis ist. Erst dadurch 
wird es ermöglicht, die mannigfaltigen Produkte der 
ausgedehnten Hinterländer unserer Schutzgeblete zu 
verwerten, während sich jetzt deren Ausbeutung fast 
ausschließlich auf die verhältnismäßig schmale Küsten- 
strecke beschränkt. Es ist daher zu hoffen, daß die 
auf die Erbauung von Eisenbahnlinien in Kamerun 
und Togo hinzielenden Bestrebungen von Erfolg 
sein mögen, ebenso, doß die eine Zinsgarantie des 
Reiches für eine in Deutsch-Ostafrika zu erbauende 
Bahn fordernde Vorlage der Reichsregierung dieses 
Mal die Zusummung des Reichstages finden möge, 
damit dieses dringend notwendige Werk endlich in 
Angriff genommen werden kann. In Südwestafrika 
ist außer der bestehenden Bahn von Swakopmund 
nach Windhuk jetzt noch die Erbauung der Otavi- 
Eisenbahn in Angriff genommen worden, welche die 
Aufschließung der im Norden des Landes befindlichen 
Kupferminen bezweckt. 
Südsee-Inseln. 
Die deutschen Handelsbeziehungen mit den Südsee- 
Inseln haben sich im ganzen befriedigend gestaltet. 
uf Samoa, wo dank der einsichtsvollen und zlel- 
bewußten deutschen Verwaltung Ruhe und Ordnung 
eingekehrt ist, hat man den Kakaobau in größerem 
Maßstabe begonnen. Die übertriebenen Hoffnungen 
unerfahrener Unternehmer mußten zwar mancherlei 
Enttäuschungen bringen, und mit großer Vorsicht sind 
auch die Schilderungen aufzunehmen, welche die 
Karolmen-Inseln als Eldorado bezeichnen und eine 
Auswanderung dahin empfehlen; aber hier wie dort 
eröffnen sich sachkundigen, bemittelten Pflanzern gute 
Aussichten auf Erfolg. Allerdings spielt auch hler 
die Arbeiterfrage eine wichtige Rolle, und es muß 
abgewartet werden, ob die auf Samoa mit Chinesen 
angestellten Versuche zu einer befriedigenden Lösung 
führen. Auf zwei Inseln der Marschall- und Gilbert- 
Gruppe sind zahlreiche Guano-Phosphat-Lager ent- 
deckt worden. Die deutschen und englischen In- 
teressenten haben sich zur gemeinsamen Ausbeute der 
Bestände vereinigt. 
Ehininverbdrauch im Jahre 1903. 
Chinin war im Jahre 1908 ohne bemerkenswerte 
Prelsschwankungen, trotzdem die Rindenausfuhr von 
Java, welches jetzt als Haupwersorgungsland in 
Betracht kommt, wesentlich zunahm. Sie stieg 1908 
bis Ende November auf 6 262 500 kg gegen 
6014 oo kg im gleichen Zeitraum 1902, mithin 
um 248 500 kg. Der Verbrauch von Chinin ift 
67 
  
also trotz der zahlreich zur Anwendung kommenden 
anderen Fiebermittel in Zmahme begrsfen. 
d icht: „Der deutsche Handel mi ogen 
ausde ericn der Firma Brückner, Lampe 4 
Co., Berlin.) 
Einfuhr von Napwollen in Deutschland im Jabre 1905. 
Nach dem Jahresbericht der Firma Ebell & Co., 
Südafrika und London, betrug die Einfuhr von 
Kapwollen in Deutschland im Jahre 1908 150 000 
Ballen, gegen 136 000 Ballen im Jahre 1902. 
Obwohl die Gesamtverschiffung vom Kap 1908 kaum 
größer war als 1902, hat Deutschlands Einfuhr von 
Kapwollen dennoch wieder wesentlich zugenommen, 
trotzdem infolge des Burenkrieges noch mit einem 
jährlichen Schuraussoll von 80 000 bis 40 000 Ballen 
zu rechnen ist. Die Preise waren am Jahresschluß 
in Berlin pro Kilogramm: 
Kap extra super snowwhitt 360 Pf. 
. 40 /ige Durchschnitts-Grease, 
Waschwolll 135 
40 c%ige Durchschnitts-Grease, 
Kammwolll. 
Fabrikgewaschene Kap, Durchschnitts- 
Qualitttttttt .. 
# 
Eine alte samoanische Rönigsflagge. 
Der in Apia wohnende Ansiedler Roberts hatte 
dem Katserlichen Gouverneur eine alte samoanische 
Königsflagge mit der Bitte Überreicht, sie in einem 
Museum in Deutschland aufzubewahren. Da diese 
Flagge die letzte gewesen ist, welche auf Mulimuu, 
dem Sitz des somoanischen Königs, vor der Hissung 
der deutschen Flagge geweht und also ein gewisses 
koloniales Interesse hat, ist sie jetzt dem Deutschen 
Kolonlal-Museum, als der geeignetsten Aufbewahrungs- 
stätte, übergeben worden. 
      
  
Titeratur. 
In veränderter Form präsentiert sich der soeben 
erschienene fünfte Jahrg. des Deutsch-Nautischen 
Almanach 1904 (Berlin, Boll & Pickardt. M. 2,50). 
Graf Reventlow, Chefredakteur des „Ueberall“, hat 
die Kriegsmarine, und C. Schrödter, Redakteur der 
„Hansa“, die Handelsmarine übernommen. Der 
Deutsch-Nautische Almanach soll ein Nachschlagebuch 
sein für Begebenheiten, neue Erfindungen und Pro- 
bleme, auch aktuellen Interesses, des jeweilig letzten 
Jahres auf nautischem Gebiet. Diese Absicht ist im 
neuen Jahrgang praktisch und zweckentsprechend durch- 
geführt. Er enthält die übersichten pro 1902/03 
über die „Seeschiffahrt und Reederel“, „Schiffs- 
werften“, „Welthandelsflotte“, „Verelnswesen“ sowie 
„Natlonale und internationale Gesehgebung“ auf der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.