Zur Erreichung dieser Ziele ist es aber notwendig,
daß deutsches Interesse und deutsches Kapital sich
in höherem Maße, als bisher geschehen, den Schutz-
gebieten zuwenden; vor allem muß immer wieder
betont werden, daß der baldige Ausbau von Eisen-
bahnen ein dringendes Erfordernis ist. Erst dadurch
wird es ermöglicht, die mannigfaltigen Produkte der
ausgedehnten Hinterländer unserer Schutzgeblete zu
verwerten, während sich jetzt deren Ausbeutung fast
ausschließlich auf die verhältnismäßig schmale Küsten-
strecke beschränkt. Es ist daher zu hoffen, daß die
auf die Erbauung von Eisenbahnlinien in Kamerun
und Togo hinzielenden Bestrebungen von Erfolg
sein mögen, ebenso, doß die eine Zinsgarantie des
Reiches für eine in Deutsch-Ostafrika zu erbauende
Bahn fordernde Vorlage der Reichsregierung dieses
Mal die Zusummung des Reichstages finden möge,
damit dieses dringend notwendige Werk endlich in
Angriff genommen werden kann. In Südwestafrika
ist außer der bestehenden Bahn von Swakopmund
nach Windhuk jetzt noch die Erbauung der Otavi-
Eisenbahn in Angriff genommen worden, welche die
Aufschließung der im Norden des Landes befindlichen
Kupferminen bezweckt.
Südsee-Inseln.
Die deutschen Handelsbeziehungen mit den Südsee-
Inseln haben sich im ganzen befriedigend gestaltet.
uf Samoa, wo dank der einsichtsvollen und zlel-
bewußten deutschen Verwaltung Ruhe und Ordnung
eingekehrt ist, hat man den Kakaobau in größerem
Maßstabe begonnen. Die übertriebenen Hoffnungen
unerfahrener Unternehmer mußten zwar mancherlei
Enttäuschungen bringen, und mit großer Vorsicht sind
auch die Schilderungen aufzunehmen, welche die
Karolmen-Inseln als Eldorado bezeichnen und eine
Auswanderung dahin empfehlen; aber hier wie dort
eröffnen sich sachkundigen, bemittelten Pflanzern gute
Aussichten auf Erfolg. Allerdings spielt auch hler
die Arbeiterfrage eine wichtige Rolle, und es muß
abgewartet werden, ob die auf Samoa mit Chinesen
angestellten Versuche zu einer befriedigenden Lösung
führen. Auf zwei Inseln der Marschall- und Gilbert-
Gruppe sind zahlreiche Guano-Phosphat-Lager ent-
deckt worden. Die deutschen und englischen In-
teressenten haben sich zur gemeinsamen Ausbeute der
Bestände vereinigt.
Ehininverbdrauch im Jahre 1903.
Chinin war im Jahre 1908 ohne bemerkenswerte
Prelsschwankungen, trotzdem die Rindenausfuhr von
Java, welches jetzt als Haupwersorgungsland in
Betracht kommt, wesentlich zunahm. Sie stieg 1908
bis Ende November auf 6 262 500 kg gegen
6014 oo kg im gleichen Zeitraum 1902, mithin
um 248 500 kg. Der Verbrauch von Chinin ift
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also trotz der zahlreich zur Anwendung kommenden
anderen Fiebermittel in Zmahme begrsfen.
d icht: „Der deutsche Handel mi ogen
ausde ericn der Firma Brückner, Lampe 4
Co., Berlin.)
Einfuhr von Napwollen in Deutschland im Jabre 1905.
Nach dem Jahresbericht der Firma Ebell & Co.,
Südafrika und London, betrug die Einfuhr von
Kapwollen in Deutschland im Jahre 1908 150 000
Ballen, gegen 136 000 Ballen im Jahre 1902.
Obwohl die Gesamtverschiffung vom Kap 1908 kaum
größer war als 1902, hat Deutschlands Einfuhr von
Kapwollen dennoch wieder wesentlich zugenommen,
trotzdem infolge des Burenkrieges noch mit einem
jährlichen Schuraussoll von 80 000 bis 40 000 Ballen
zu rechnen ist. Die Preise waren am Jahresschluß
in Berlin pro Kilogramm:
Kap extra super snowwhitt 360 Pf.
. 40 /ige Durchschnitts-Grease,
Waschwolll 135
40 c%ige Durchschnitts-Grease,
Kammwolll.
Fabrikgewaschene Kap, Durchschnitts-
Qualitttttttt ..
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Eine alte samoanische Rönigsflagge.
Der in Apia wohnende Ansiedler Roberts hatte
dem Katserlichen Gouverneur eine alte samoanische
Königsflagge mit der Bitte Überreicht, sie in einem
Museum in Deutschland aufzubewahren. Da diese
Flagge die letzte gewesen ist, welche auf Mulimuu,
dem Sitz des somoanischen Königs, vor der Hissung
der deutschen Flagge geweht und also ein gewisses
koloniales Interesse hat, ist sie jetzt dem Deutschen
Kolonlal-Museum, als der geeignetsten Aufbewahrungs-
stätte, übergeben worden.
Titeratur.
In veränderter Form präsentiert sich der soeben
erschienene fünfte Jahrg. des Deutsch-Nautischen
Almanach 1904 (Berlin, Boll & Pickardt. M. 2,50).
Graf Reventlow, Chefredakteur des „Ueberall“, hat
die Kriegsmarine, und C. Schrödter, Redakteur der
„Hansa“, die Handelsmarine übernommen. Der
Deutsch-Nautische Almanach soll ein Nachschlagebuch
sein für Begebenheiten, neue Erfindungen und Pro-
bleme, auch aktuellen Interesses, des jeweilig letzten
Jahres auf nautischem Gebiet. Diese Absicht ist im
neuen Jahrgang praktisch und zweckentsprechend durch-
geführt. Er enthält die übersichten pro 1902/03
über die „Seeschiffahrt und Reederel“, „Schiffs-
werften“, „Welthandelsflotte“, „Verelnswesen“ sowie
„Natlonale und internationale Gesehgebung“ auf der