Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Fang von Kunabembe wennen, nur von Guma-Guma 
aus ein einigermoßen zuverlässiges Urtell erwarten. 
Uber den bereits von der Nordwestegpedition 1901 
zurückgelegten Weg bis Guma-Guma wäre ergänzend 
nur zu bemerken, daß kleine Wegeverschiebungen an 
mehreren Stellen die frühere Itineraraufnahme als 
nicht mehr völlig zutreffend erscheinen ließen. Be- 
sonders hatte auf dem letzten Tagemarsch durch aus- 
gedehnte Dorfverlegungen in Guma-Guma sich das 
Kartenbild wesentlich geändert. 
Bei der Ankunft in Guma-Guma waren die 
kleinen Dörfer am Wege sämtlich und das sehr große 
Hauptdorf Bishuoa aus Furcht vor der Expedition 
fast verlassen. Rechte Schwierigkeiten bereitete bei 
den noch ganz jungen Dorfanlagen mit ihren noch 
kaum tragenden Pflanzungen die Verpflegungsfrage, 
besonders im Hinblick auf den hier äußerst breit 
vorliegenden, noch völlig unbekannten Teil der toten 
Zone über den Dia hinweg nach Fang hin, der 
ganz unberechenbare Marschverzögerungen bringen 
konnte. Ich kürzte deshalb sowohl, wie der äußerft 
dringlichen Mitteilungen der Gesellschaft Südkamerun 
aus der Matuliregion halber, den Aufenthalt in 
Bishuoa nach Möglichkeit ab, wenn auch verschiedene, 
die Trägerfrage und Kautschukproduktion betreffende 
Wünsche der Gesellschaft deshalb unerledigt bleiben 
mußten. Zwar stellte sich sehr schnell heraus, daß 
an irgend eine Verwicklung in dieser Gegend nach 
Niederwerfung des Aufstandes des östlichen Kuna- 
bembe nicht zu denken war, doch erschien es kaum 
möglich, die fast sämtlich in den Busch geflüchteten 
Unterchefs so ohne weiteres zu einer Besprechung 
heranzuholen. Dem alten, recht verständigen Ober- 
häuptling Bishuoa setzte ich zwar alles Erforderliche 
auseinander, bin jedoch der Auffassung, daß höchstens 
unter dem Drucke des Kunabembekrieges dem Bishuoa 
die Durchführung der angeratenen Maßnahmen 
möglich sein wird, die unter normalen Umständen 
jedem der Unterchess besonders vorzuschrelben wären. 
Die Führerfrage zum Dja bereitete keine Schwierig- 
keiten, jedoch stellte sich bald heraus, daß nach dem 
nächsten Ziele der Expedition, den Dongoschnellen, 
Führer in Guma-Guma wohl überhaupt nicht 
existierten. Die allein mit diesen ausgedehnten, ge- 
birgigen und völlig menschenleeren Urwäldern ver- 
trauten Bagielli des Bishuoa konnte ich bei der 
bekannten Schen derselben vor dem Europäer trotz 
der angebotenen sehr hohen Bezahlung und der Be- 
mühungen des Häuptlings selbst nicht einmal zu 
Gesicht bekommen. 
Auf einem kaum begangenen Jagdpfad mit von 
jetzt ab auf etwa 1 km stets vorgenommener Ab- 
teilung zum Wegefinden und Wegeschlagen trat ich 
am 21. April den Marsch nach Südwest an, um 
zunächst die ziemlich begangene Route des Agenten 
Kalmar der Gesellschaft Südkamerun von Sembabiung 
nach Allamson oder Namedum in Nord-Fang zu er- 
reichen. Zwar war aus den angeführten Gründen 
die Verpflegung etwas knapp, doch war für alle 
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älle noch die fünftägige elserne Reisportion an 
Fäns mas versügbar, und hatte ich mebrfach in 
dringendster Weise die Sorge für relchliche Ver- 
pflegung am Dongo meinem Stellvertreter zur Rllicht 
gemacht. Auch auf Jagderfolge war mit ziemlicher 
Gewißheit zu rechnen. Ich hatte vor dem Abmarsch 
längere Zeit geschwankt, ob nicht die zwar etwas 
weitere, dafür aber etwa zwei Tagemärsche länger 
durch Dörfer führende alte Route der Nordwest- 
cxpedition 1901 bis Moba als Weg zu den Dongo- 
schnellen vorzuziehen sei. Einestells hatte aber die 
Gesellschaft Südkamerun für den Karawanenverkehr 
aus Guma-Guma sowohl, wie hauptsächlich für den 
immer mehr aufblühenden Durchgangsverkehr aus 
Njem ein hohes Interesse an der Erschließung einer 
direkten Verbindung zum Ende der Schiffbarkeit des 
Dja, dem Dongo, dann war mir aber auch die 
gerade bei den Esiell (Ndsimu) herrschende Pocken= 
epidemie maßgebend, der ich, da die Mehrzahl 
der Leute ungeimpfte Kunabembe und Bertua waren, 
die Exvedition nicht aussetzen wollte. 
Infolge des durchaus nötigen Wegeschlagens 
konnten die Tagemärsche nur klein ausfallen. Am 
23. wurde die erwähnte Kalmarsche Route über- 
schritten, deren Schnittpunkt sehr gut mit memen 
Aufnahmen übereinstimmte. Von da ab wurde ohne 
jeglichen Weg durch äußerst wild= und kautschukreiche 
Waldungen die Südrichtung eingeschlagen. Die an- 
fänglichen großen Raphia-Sümofe machten am 24. 
zunächst Höhen von + 150 bis 200 m Plotz, die 
bald zu einer aus 300 bis 500 m hohen Kuppen 
(meist Granit) mit sehr steilen Abhängen bestehenden 
Berglandschaft anwuchsen. Die sehr kräftigen Regen- 
güsse, die ununterbrochen sich folgenden starken 
Steigungen, der pfadlose Urwald und die allmählcch 
knapp werdende pflanzliche Nahrung machte den 
Marsch für die Leute zu einem sehr anstrengenden, 
obwohl die Lasten nur geringe waren. Am 27. 
wurde der Dja jedoch ziemlich weit oberhalb des 
Dongo erreicht, da ich, dem Laufe eines Flüßchens 
folgend, etwas westlich von dem vorher fixierten 
Durchschnittsazimute abgewichen war. Auch ent- 
lang des Flusses wurde nur siellenweise der Weg 
etwas besser, da hohe steile Berge teilweise sehr 
nahe an denselben herantraten, wenn auch die hier 
überall vorhandenen Elefantenpfade den Marsch 
etwas erleichterten. Außer einer Reihe von Schnellen 
an der Stelle, an der ich den Fluß erreichte, wurde 
bis an den Dongo hinab völlig ruhiges Fahrwasser 
bei allerdings teilweise starker Strömung beobachtet. 
Ich hatte nach der Ankunft am Dja sofort eine 
Patrouille mit einer Benachrichtigung an die mich 
voraussichtlich am Dongo erwartenden Europäer ent- 
sandt, da ich die Zeit vom 25. bis 28. April als 
die Zeit meiner Ankunft am Dongo bestimmt hatte, 
selbst aber nun nicht vor dem 29. imstande war, 
den Dongo zu erreichen, zumal die Exvedition kurz 
nach Erreichen des Flusses vier Elefanten erlegt 
hatte, auf deren Fleisch nicht verzichtet werden konnte. 
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