Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Gefecht der von mir mit Eisenbahn vorgeschickten, 
etwa 70 Mann starken Abteilung, die rückwärts 
Verbindung suchen sollte. Unsererseits 4 Tote, 8 leicht 
Verwundete (Namen nicht gemeldet); feindlicher Ver- 
lust wird auf 20 bis 25 Tote geschätzt. Da 20 m 
lange Brücke zerstört, versuche ich durch sichere Ein- 
geborene Nachrichten nach Karibib zu senden. 
Oberleutaant v. Zülow hat weiter gemeldet, daß 
sich bei Okahandja Kaffern mit Hereros vereinigt 
haben. (Mit Kaffern werden hier die westlich 
Omaruru angesiedelten Bergdamaras gemeint sein.) 
  
flber eine Relse nach dem im kuhersten Nordosten des 
südwestafrikanischen Schutzgebiets liegenden platze Andara 
am Okawango 
berichtet der Distriktschef von Grootfontein, Ober- 
leutnant Volkmann: 
Die Expedition hatte am 3. Juli 1908 Groot- 
fontein verlassen, war am 13. Juli in Okambombo 
am Okawango eingetroffen und dann diesen Fluß 
118 km abwärts zum Fontein Omuramba gezogen, 
der am 24. Juli erreicht wurde. Uber die Reise 
bis hierher ist vom Oberarzt Jodtka (Kol. Bl. 
Nr. 20 bis 23, 1902) und von mir (Kol. 
Bl. Nr. 28 vom 1. Dezember 1901 und Karte 
im Kol. Bl. Nr. 21 vom 1. November 1902) 
eingehend berichtet. 
An der Mündung des Fontein Omuramba in 
den Okawango war zur Erholung der Reit= und 
Zugtiere, sowie um hierher bestellte Post und 
Munition von Grootfontein zu erwarten ein sieben- 
tägiger Aufenthalt geboten. Am 2. August wurde 
der Weitermarsch flußabwärts angetreten. Schon 
nach wenigen Stunden trat der Fluß an die steilen 
Dünen, an denen der felsige Untergrund bei Steil- 
abfällen offen zutage trat, so nahe heran, daß in 
weitem Bogen die Düne erstiegen werden mußte. 
Von ihrer Höhe bot sich eine herrliche Aussicht 
flußauf= und abwärts und jenseits des Flusses auf 
die langhin gestreckten bewaldeten Dünenketten. Der 
Weg führte dann steil abwärts in das Flußtal, wo“ 
an einem kleinen Gehölz gelagert wurde, das sich 
etwas aus der teilweise noch feuchten Niederung 
erhob. Der Weg führte jetzt abwechselnd durch 
Buschstreifen und über Grasflächen, die mit einzelnen 
Busch= und Baumgruppen bestanden waren, in den 
Niederungen stand noch viel Wasser von der Regen- 
zeit her, in der der Fluß, 3 bis 4 m steigend, all- 
jährlich einen großen Teil des Tales überschwemmt. 
Bei den Dörfern des Häuptlings Bomagandu (auch 
Bambakantu genannt) wurde ein eintögiger Aufent- 
halt genommen, um Korn einzukaufen. Am 
7. August wurde 70 km unterhalb Bomagandu die 
Mündung des Omuramba und Omatako passiert, 
jenes Flusses, der unweit der Omatakoberge im 
Herzen Damaralands, noch nicht 300 km vom 
Atlantischen Ozean, entspringend, sein Wasser nach 
Osten führt und nach einem Lauf von etwa 800 km 
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in den Okawango mündet. Der Fluß ist stellen- 
weise so versandet, daß er nicht mehr in seinem 
ganzen Laufe, sondern nur stellenweise abkommen kann. 
Jetzt wurde der Weg, der bis hierher meist in 
dem offenen Flußtale mit ziemlich hartem Unter- 
grund geführt hatte, sehr schwer und schlecht. — 
Teils um große Windungen des Flusses abzu- 
schneiden, teils um die sumpfigen Niederungen zu 
vermeiden, läuft er über die tiefsandigen bewaldeten 
Dünen, wodurch die Zugtiere so angestrengt wurden, 
daß ich mich am 9. August entschloß, den Wagen 
unter starker Bedeckung in einem festen Lager zurück- 
zulassen und zur Weiterreise nur die Ochsenkarre 
mitzunehmen. 
Von hier bis Andara waren nur wenig über 
70 km, die in drei Tagen zurückgelegt wurden. 
Unweit Andara verändert der Okawango seinen 
Charakter vollständig. Bis hierher bildet er einen 
Strom, der zwar in starkem aber gleichmäßigem 
Gefälle an beiden Ufern von breiten Schilfstreifen 
begleitet, dahinfließt, nur selten eine kleinere Insel 
bildend. — Bei Andara teilt er sich in eine Menge 
schmälerer oder breiterer Arme, die sich mit reißen- 
dem Gefälle durch eine Felsenlandschaft ihren Weg 
bahnen und eine Menge Inseln bilden, in denen 
teils der nackte mit Quarz durchsetzte harte Sand- 
stein emporragt, die teils mit üppigster Vegetation 
bedeckt sind. — Hier sieht man mächtige Baobabs 
zwischen hochgewachsenen Phönixpalmen (Phoenix 
reclinata), Marulabäume (Sclerocarya Schwein- 
furthiana), Combretum primigsunm, den leben- 
spendenden Omumborombonga der Hereros, und 
eine Menge anderer stattlicher Laubbäume, mit vor- 
trefflichem Nutzholz. Inmitten dieses Inselgewirrs 
liegt wie eine Raubritterburg die Werft Diöbes, des 
Sohnes Andaras, der seit seines Vaters Tode 
regiert. Wir passierten am Vormittag des 12. August 
zuerst eine etwa 1500 m lange bewaldete Insel, 
von weitem auffallend durch einen mächtigen Baobab. 
Hier lag in früheren Jahren die Hauptwerft Anda- 
ras, nach seinem Tode verlegte Disbe das Dorf 
etwa 5 km flußabwärts in das unzugöngliche Insel- 
gebiet; angeblich, weil er von Njangana, einem etwa 
90 km flußaufwärts wohnenden Häuptling, be- 
schossen und beraubt wurde; in Wirklichkeit wohl, 
um dem Auge des Gesetzes entzogen zu sein, mit 
dem er, wie alle Häuptlinge des Okawangotales, 
wohl nicht selten in Konflikt gerät. 
Andara (Debabe) und seine Werft schildert ein- 
gehend Aurel Schulz in seinem Werk: „The new 
Africa. Etwa 2 km unterhalb der alten Werft 
Andaras lagen auf einer weiteren Insel mehrere 
dichtbewohnte, unverschanzte Dörfer. Ich ließ diesen 
Dörfern gegenüber auf der Höhe eines abgeernteten 
Kornfeldes absatteln und ausspannen und schickte 
Botschaft zu Disbe, um meine Ankunft zu melden. 
Die Owambokuschen, dies ist der Name des 
  
Stammes, waren erst scheu, wurden dann zutraulich 
und brachten Nahrungsmittel zum Verkauf. Mittags 
l komen die Boten zurück mit der Bitte Diöbes, näher
	        
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