Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Aus dem Bereiche der Wilssivnen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Den „Berliner Missionsberichten“ (Januarheft) 
entnehmen wir über die Missionsstationen, welche 
in dem überaus fruchtbaren und stark bevölkerten 
Kondeland nördlich des Nyassasees liegen, folgendes: 
Zu der Synode Kondeland gehören die Sta- 
tionen Wangemannshöh, Ikombe, Manow, Muakaleli, 
Bulongoa, Tandala und Magoje. Der Hauptort 
des Distriktes, wo der deutsche Bezirksamtmann 
wohnt, ist Langenburg. Es geht mit der Arbeit 
auf allen Stationen munter vorwärts. Schwierig 
bleibt es, daß das Land in der Nähe des Sees 
für Europäer ungesund ist. Hier gerade wohnt der 
wohlhabendste, man kann sagen kulturell am höchsten 
stehende Teil des Volkes, unter dem das Christentum 
elnen guten Boden gefunden hat. 
Wangemannshöh ist die älteste unserer Stationen 
im Kondeland. Angelegt wurde sie am 2. Oktober 
1891 am Fuß des Kingagebirges. Später wurde 
die Statton von dort etwas weiter nach Westen 
verlegt, wo Missionar Nauhaus seit vier Jahren 
eine weitreichende und tiefgehende Wirksamkeit ent- 
faltet hat. 
Im Jahre 1893 legte Missionar Nauhaus die 
Station Jkombe am Ngyassasee auf der Halbinsel 
Ikombe an und hat hier unter sichtlichem Segen 
einige Jahre gearbeitet. Leider erwies die Nähe 
des Sees sich als gefahrbringend. Die Brüder 
hatten viel vom Fieber zu leiden. Der junge 
Missionar Losse starb hier nach kurzer Wirksamkeit. 
Seit 1898 hat dann Missionar Weltzsch hier treulich 
ausgeharrt. Er hatte seine Freude an der Ge- 
meinde, wie aus dem nachstehenden Bericht hervor- 
geht. Es fehlten freilich schmerzliche Erfahrungen 
nicht ganz, und auch bei den Heiden zeigte sich 
vermehrter Widerstand. Die Station hat aber im 
Laufe des letzten Jahres doch verlassen werden müssen, 
so daß die Gemeinde dort jetzt unter der Obhut 
eingeborener Helser steht und von den Missionaren 
der höher gelegenen Plätze nur zeitweilig besucht 
werden kann. 
Viel gesünder als die Stationen Wangemanns- 
höh und Ikombe liegt die Station Manow, welche 
am Abhang des Kiejoberges am 10. Juni 1892 an- 
gelegt wurde. Hier arbeitet Missionar Jauer fröh- 
lich und guten Mutes; denn die Lage des Platzes 
ist hoch genug, um gesund zu seln. 
Die Station Muakaleli, welche am 29. Mai 
1898 durch Missionar Bunk gegründet wurde, liegt 
auch gesund. Hier steht Missionar Schüler. 
Auf Bulongoa, welches hoch oben auf dem 
Kingagebirge liegt, arbeitet Missionar Hübner, 
welcher im Jahre 1895 die Station selbst ge- 
gründet hat. Er hatte beim Ausgang des vor- 
letzten Jahres noch immer viel mit äußeren Arbeiten 
zu tun, die er mit dem Bau einer großen Kirche 
beschloß. 
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Die Station Tandala wurde gegründet am 
24. Mai 1897 durch Bruder Wolff. Leider er- 
krankte derselbe am 26. August 1902 in einer höchst 
gefährlichen Weise, so daß die beiden zu Hilfe ge- 
rufenen Arzte, Missionsarzt Dr. Schröter und 
Stabsarzt Dr. Schelle, ihm keine Hilfe bringen 
konnten. Am 12. Februar begab Bruder Wolff sich 
mit seiner Familie, Frau und fünf Kindern, auf die 
Heimreise, und es ist den Freunden bekannt, daß er 
mit Gottes Hilfe die Beschwerden der langen Reise, 
fast muß man sagen, über Erwarten bestanden hat. 
Er kam Mitte April in Berlin an und wurde hier 
durch die Kunft der Arzte mittels einer schwierigen 
Operation von seinen Leiden befreit, so daß er zum 
Herbst Reisen zu Missionsfesten unternehmen konnte. 
Die Station Magoje, gegründet am 27. Juni 
1900 durch Missionar Källner, liegt hoch im Ge- 
birge. Deshalb bietet hier das Land und die 
Station selbst einen ganz anderen Anblick als die 
Stationen, welche unten im Kondeland liegen. Die 
Arbelt unter dem scheuen Bergvolk ist durchaus nicht 
leicht. Im Anfang des vergangenen Jahres belief 
sich die Zahl der Gottesdienstbesucher sonntäglich 
durchschnittlich auf 100. Der Altar der Kirche 
wurde damals mit dem Kruzifix und den Leuchtern, 
welche der Frauen-Missionsverein in Bismark der 
Station geschenkt hatte, zum ersten Male geschmückt. 
Die Zahl der Katechumenen war damals auf 24 
gestiegen. 
  
Nach einer Mitteilung des Missionars Rösler 
in Wuga, Deutsch-Ostafrika, im Lande der Schambala, 
die in Nr. 1 von 1904 der „Nachrichten aus der 
ostafrikanischen Mission“ veröffentlicht ist, war in 
der ersten Abteilung der dortigen Missionsschule den 
schwarzen Knaben als Aufsatzthema „Der Bau eines 
Schambalahauses“ gegeben worden. Wir geben 
zwei dieser kindlich-naiven und doch für die Denk- 
weise der Schwarzen bezeichnenden Aufsätze wieder: 
Will einer ein Haus bauen, dann säubert er 
erst die Stelle und schlägt das Gebüsch ab. Er 
steckt nun ab, indem er mit dem Fuß einen Kreis 
zieht. Dann aber geht er, um seine Freunde einzu- 
laden. Den andern Tag kommen sie. Dann sagt 
er zu seiner Frau: „Koche Speisel“ Sie kocht. 
Auch schlachtet er eine Ziege. Wenn sie dann fertig 
find mit Bebinden, dann lädt er sie von neuem ein 
und den nächsten Tag decken sie das Dach. Seine 
Frau kocht viel Speise, auch von jenem Fleisch. Auch 
trinken sie Pombe dazu und rauchen Tabak. Wenn 
sie mit Bauen fertig sind, dann macht er ein Feuer 
an und räuchert sein Haus ein, und nun bringt er 
seine Ziegen aus dem alten Haus ins neue. — 
Fertig! Sehr gut, I. — 
Wenn einer ein Haus bauen will, dann sucht er 
sich erst einen Platz dazu, den er vom Gebüsch 
säubert. Am anderen Tage kommt er und gräbt 
seinen Hausplatz; er macht ihn schön eben. Er 
schlägt Stangen und legt sie auf einen Haufen.
	        
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