Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

8 Boot lag, so gründlich zu überraschen, daß er an 
egenwehr nicht mehr denken konnte. Er er- 
bielt. eine Gefängnisstrafe. 
Weit mehr lag mir aber an den wohltätigen 
Folgen dieses vom Glück begünstigten Zuges. Alcht 
aur, daß ich sechs gute Gewehre und eine Anzahl 
Natronen von den Eingeborenen ausgeliefert erhielt, 
dieselben waren nunmehr von meiner Macht völlig 
Werzeugt und schrieben dies wohl auf übernatürliche 
#ast, was die Folge von Kombination und eines. 
gewissen Spähersystems war. 
Die Wegearbelten gingen nun flott vorwärts. 
Durch häufige Inspektionen derselben gewann ich 
mmeer mehr Fühlung, und mit dieser das Vertrauen 
er Leute. Der Hauptweg wird nunmehr ungefähr 
170 bis 190 km gefördert sein, und diese Strecke, 
le zur See früher mühsam oder in Nordwest über- 
aupt nicht zurückzulegen war, reite ich jetzt mit einem 
ghuten Pferde in zwei Vormittagen. 
Mit dem Bau von Rasthäusern ist bereits be- 
gonnen. Dieselben wurden auf je 20 bis 25 km 
briichten und dienen nicht nur den Regierungsbeamten 
ei Inspektionsreisen als Unterkunft, sondern werden 
von anderen reisenden Europäern benutzt. Der 
To. sagen die Eingeborenen, hat die Kriege zer- 
rochen, und die Erfahrung hat gelehrt, daß hierin 
viel Wahrheit liegt. Während in früheren Jahren 
tige Fehden an der Tagesordnung waren, ist 
während der letzten dret Jahre kein derartiger Fall 
vorgekommen, und diejenigen Anlässe, aus denen 
hden entstanden, werden zum größten Teil vor 
das Forum des Stationsgerichts gebracht. Die Pazi- 
L#ierung der Eingeborenen und die Gewöhnung der- 
aber an die Macht der Regierung ist durch die 
Egearbeiten erreicht worden. Der Beweis, daß die 
anaken durch sachgemäße Behandlung ohne nennens- 
werte Gewaltmaßregeln zur Arbeitslelstung im eigenen 
ande bewogen werden können, ist somit erbracht. 
n och, wie bereits erwähnt, verbinde ich noch einen 
nderen Zweck mit dieser Anlage. Der Weg soll 
miächst bis Bau heruntergeführt werden, von dort 
bach der anderen Küste, von welcher Herberts- 
he zu Schiff in einigen Stunden zu erreichen ist. 
Sobald der Weg vollendet ist, wird es wenig 
soshierokeien kosten, denselben für Kraftfahrzeuge 
na rbar zu machen und in Schleppwagen Güter usw. 
ach sämtlichen, durch diesen Weg bereits verbundenen 
Uropöerstationen und Pflanzungen zu bringen. 
kemehin beabsichtigt der Gouverneur, in Bau eine 
ae Polizeistation zu errichten, von welcher der 
* ieb unien geleitet und überwacht werden könnte. 
den diese Einrichtung bedeutende Ersparnisse gegen 
Schifsverkehr für sich hat, wird jedem einleuchten. 
Be Wie bereits erwähnt, war bei Ubernahme des 
I#bris der Handel überwiegend, während die 
Komnderinteressen lediglich durch die Neu-Guineg= 
flei ibognie und einen kleineren, aber außerordentlich 
ei gen Pflanzer, namens Rüge, vertreten wurden. 
der Ausbeute von 1000 Tons Kopra, die 
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eventuell auf 1300 Tons bei ganz intensiver Arbeit 
gebracht werden konnte, stehen zu bleiben, entsprach 
aber durchaus nicht meinen Ansichten über rationelle 
Kolonisatlonsarbett. Zunächst legte ich daher eine 
kleine Versuchspflanzung an, um festzustellen, ob und 
zu welchen Kulturen sich der Boden eignete. Als 
dlese Versuche gute Resultate gezeitigt hatten, ließ ich 
mich durch folgende Erwägungen weiterleiten. Eine 
verhältnismäßig neue Kolonie, wie unser Südseebesitz, 
kann sich unmöglich im ersten oder zweiten Jahrzehnt 
bezahlt machen. So manche, die Kolonie fördernde 
Einrichtung kann nicht geleistet werden, da die Mittel 
zu knapp sind. Weshalb soll die Verwaltung sich 
nicht selbst Anlagen schaffen, die eine spätere Ein- 
nahme gewährleisten? Die Regierungsdomäne in 
Käwieng, deren Betrieb von der Verwaltung getrennt 
ist, besteht jetzt aus 47 000 Kokosnußpalmen, 24 000 
Bananen, großen Flächen an Mais, Maniok, süßen 
Kartoffeln und Taros. Die Maispflanzung ermög- 
lichte im Jahre 1908 bereits die Ernährung sämt- 
licher Gouvernementspferde. Durch die Ernten von 
süßen Kartoffeln, Taros usw. wurde in Käwieng eine 
bedeutende Ersparnis in der Ernährung der Truppe 
und Arbelter erzielt. 
Natürlich wird die Verwaltung sich später nicht 
damit befassen können, die Pflanzungen in Selbst- 
betrieb zu bewirtschaften, sondern werden dieselben 
verpachtet werden müssen. Für die Reinhaltung der 
Pflanzungen ist Vieh sehr zu empfehlen. Für hier 
kommen lediglich Queensländer Rindvieh und Pferde 
in Betracht. Nach meinen bisherigen Erfahrungen 
kommt dasselbe nicht nur vorzüglich fort, sondern 
eignet sich auch ausgezeichnet zur Zucht und verspricht 
gute Resultate, da Neu-Mecklenburg der einzige 
zeckenfreie Bezirk ist. 
Um den angestammten bezw. ernannten Häupt- 
lingen, denen gewisse Polizeigewalt eingeräumt ist, 
auch ein äußeres Zeichen ihrer Macht zu geben, ist 
denselben eine schwarze Mütze mit rotem Rand und 
ein langer, schwarzer Stab mit weißem Metallknopf 
verliehen worden. Daß die Häuptlinge im allge- 
meinen ihr Verhältnis zur Verwaltungsstation richtig 
auffassen, bewelst unter anderem der Umstand, daß 
häufig Arbeiter, die von Neu-Pommern nach dem 
südlichen Teil von Neu-Mecklenburg entlaufen waren, 
von ihren eigenen Häuptlingen nach Käwieng aus- 
geliefert werden. In einzelnen Fällen bedeutete dies 
die Verhütung eines bedeutenden Geldverlustes für 
den Herrn der Wegläufer. Von der Ansicht, daß 
die Wegarbelten usw., die doch vor allen Dingen 
für die Ansiedler von Wert sind, zu viel Menschen- 
material absorbierten und infolgedessen die Anwerbung 
nach anderen Plätzen verhindert wurde, sind die 
maßgebenden Pflauzer, die sich in der Zwischenzeit 
mit der Arbeiterfrage mehr beschäftigt haben, abge- 
kommen. Um nun auch aufklärend dort zu wirken, 
wo man sich eventuell noch von falschen Vorstellungen 
leiten läßt, will ich selbst dieser Frage näher treten. 
Die meisten Kenner der Verhältnisse werden mir
	        
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