Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

hier entfernten Orte Atjema ein Eingeborener und 
bat, geimpft zu werden. Als ich ihn auf einem Arm 
geimpft hatte, bat er mich, auch den andern zu 
impfen. Ich erfüllte den Wunsch, ohne zunächst zu 
wissen, weshalb er ihn äußere. Einige Wochen 
später erfuhr ich, daß dieser Mann unverzüglich in 
seine Heimat, in der die Pocken ausgebrochen waren, 
zurückgekehrt sei und dort von seinen Impfpusteln 
aus mittels einer Nadel eine große Zahl seiner 
Landsleute erfolgreich geimpft habe.“ Mehrfache 
Versuche haben angestellt werden müssen, um die 
für die Lymphgewinnung geeignetste Methode her- 
auszufinden. Die jetzt geübte Methode ist einfach 
und verspricht den größten Erfolg. Da in Klein- 
Popo mehrere starke Viehherden von Eingeborenen 
gehalten werden, und die Leute ohne Schwierigkeit 
zur leihweisen Uberlassung der gewünschten Tiere 
sich überreden ließen, so wurde dieser Ort, an Stelle 
von Lome, zur Lymphgewinnung in größerem Maß- 
stabe gewählt. Die Kälber der afrikanischen Rassen 
sind durchweg etwas kleiner und schwächer als die 
des entsprechenden Alters in Deutschland; es wurde 
daher das Alter der Impfkälber etwa ¼ Jahr und 
darüber höher genommen, als es in Deutschland 
üblich ist. Die Tiere überstanden den Eingriff im 
allgemeinen sehr gut. Von Wichtigkeit für das Ge- 
lingen der Kälberimpfungen scheint es zu sein, daß 
die aus Europa angekommene und durch den langen 
Transport immerhin etwas abgeschwächte Lymphe 
nicht direkt auf Kälber übertragen wird, sondern 
vorher durch Impfung auf Menschen wiedber ausge- 
frischt wird. Erst die vom Menschen abgenommene 
Lymphe erzielt bei den Kälbern gute Resultate. 
Der Ertrag der Lymphernte schwankte innerhalb 
sehr erheblicher Grenzen: zwischen 400 und 1100 
Portionen. Die vorgenommenen Probeimpfungen 
haben ergeben, daß die in Togo hergestellte Vaccine 
nach einer Zeit, die vollkommen genügt, um dieselbe 
bis zu den entfernten Hinterlandsstationen zu ver- 
senden, fast ungeschwächt wirksam ist, und daß sie 
selbst noch nach einem halben Jahre in etwa 50 péCt. 
mit positivem Erfolg verimpft werden konnte. Bis- 
her sind über 4000 Impfungen mit im Lande selbst 
gewonnener Lymphe vorgenommen worden. Was 
die Entwicklung der Pusteln anlangt, so steht die im 
Lande gewonnene Lymphe der deutschen nicht nach; 
irgendwelche gesundheitliche Störungen, abgesehen von 
leichter Entzündung in der Umgebung der Pusteln 
in vereinzelten Fällen, sind nicht beobachtet worden. 
Auf Grund dieser günstigen Resultate hat nun 
Dr. Külz dem Gouvernement einen Vorschlag zu einer 
sostematischen Ausrottung der Pocken in Togo unter- 
breitet, dem dasselbe, wie verlautet, näher zu treten 
beabsichtigt. Dr. Külz schlägt zunächst eine erstmallge 
allgemeine Durchimpfung des ganzen Landes durch 
einen Arzt vor, derart, daß derselbe von der Küste 
ausgehend langsam von Ort zu Ort vorrückend, zu- 
nächst die Hauptplätze und soweit möglich, klemere 
Ansiedlungen durchimpft. Schwierigkeiten sind kaum 
zu fürchten, da die Eingeborenen, wie das oben er- 
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zählte Vorkommnis zeigt, von dem Wert der Impfung 
vollkommen überzeugt sind. Bei späteren Impfungen 
müßte dann auf die Mitwirkung der Stationen, die 
durchweg mit deutschen Beamten besetzt sind, gerechnet 
werden, denen ein bis zwei intelligente Eingeborene 
zur Verfügung gestellt werden könnten, die an der 
Küste unter Aufsicht eines Arztes in der Impftechnik 
sich die erforderliche Geschicklichkeit erworben haben. 
Deutsch-Südwellafrika. 
Der Perero- Aufstand.") 
32. 
Den 13. Februar. 
Gouverneur Leutwein hat telegraphisch seine An- 
kunft in Swakopmund gemeldet. 
33. 
Den 16. Februar. 
Gouverneur Leutwein telegraphierte gestern 
folgendes: Am 16. und 19. Januar hatte die 
Kompagnie Outjo Gefechte südlich und östlich des 
Platzes; der Feind wurde zurückgeschlagen. Ver- 
wundet sind: Hauptmann Kliefoth und Feldwebel 
Glatzel. Als ermordet werden gemeldet: die An- 
siedler Karl Behre aus Eutin; Peter, Farm von 
Petersdorff; Franz Böttcher aus Hamburg; Schwarz, 
Farm Savannes; Paul Hoy, früherer Eisenbahn- 
unteroffizier. Frau Hoy ist gerettet. Outjo ist nicht 
direkt bedroht. Gobabis ist infolge Rückzuges des 
Feindes frei. 
Nach Outjo ist die geplante Expedition im 
Gange. Die nach Gobabis entsandte Expedition 
setzt ihren Marsch dorthin behufs Säuberung des 
ganzen Distrikts fort. ’ 
34. 
Den 17. Februar. 
Gouverneur Leutwein meldet unter dem 16. Fe- 
bruar: Die unter dem Befehl des Oberleutnants 
v. Winkler stehende Abteilung hat auf dem Marsch 
nach Gobabis am 11. Februar die Werft Aufsis 
überfallen und zahlreiches Vleh erbeutet. Der 
Feind hatte mehrere Tote. Diesseits verwundet: 
Unteroffizier Bredow, Reiter Liebe. Eine Sicherungs- 
Abteilung der Kompagnie Fischel vom Marine- 
Infanteriebataillon wurde auf dem Marsche nach 
Seeis überfallen; der Angriff wurde indes mit 
einem diesseltigen Verlust von drei Toten und zwei 
Verwundeten abgewiesen, deren Namen mir no 
nicht von der zuständigen Kommandostelle gemeldet 
sind, und die später folgen werden. * 
Über die Fahrt des am 6. Februar von Ham- 
burg abgegangenen Dampfers „Lucie Wörmann“ 
wird telegraphisch aus Las Palmas gemeldet, daß 
der Dampfer dort gestern infolge schlechten Wetters 
*) Siehe auch Deutsches Kolonialblatt Nr. 4 vom 
15. Febr. 1904, S. 124 ff.
	        
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