glaube der Eingeborenen eine Rolle spielte. Die
großen Männer der einzelnen Stämme, die in dem
Rufe standen, Regen machen zu können, sahen ihre
Bemühungen von keinem Erfolg gekrönt und griffen
zu dem letzten Mittel, das Gras und den Busch in
Brand zu stecken, bei allem Aberglauben elne fast
logische Denkweise. Aus Achtung vor der Regie-
rungspflanzung hatten die Eingeborenen an der
Grenze derselben grüne Büsche hingelegt, in der
festen Uberzeugung, daß das Feuer dieselben nicht
ohne Erlaubnis des Regenmachers überschreiten
würde. Zu ihrer großen Uberraschung und Be-
trübnis war dies doch der Fall.
Aus diesen Gründen hat diese Pflanzmethode
trotz ihrer Vorzüge ihre großen Nachteile. Die er-
wähnten Umstände veranlaßten die Keiserliche
Station, von umfangreichen Neupflanzungen abzusehen
und mit allen verfügbaren Kräften die gründliche
Reinigung der bestehenden Pflanzung von dem ge-
fährlichen Kunai (Alang-Alang, hohes Gras) zu be-
treiben.
Am Schluß des Berichtsjahres war die Pflan-
zung gegen die Gefahr des Prairiebrandes gesichert.
Der Grasboden Neu-Mecklenburgs zeigt eine völlig
andere Beschaffenheit, als derjenige des Nordrandes
der Gazellehalbinsel. In Neu-Meckleuburg tief-
gründiger roter Lehmboden, der, wenn gut von dem
Alang-Alang gereinigt, sast jede Kultur neben der
Kokosnuß als Unterkultur zuläßt. Dort Binsstein,
der als Kultur nur die Kokosnuß begünstigt und
rationelle Unterkulturen ausschließt.
Der erste größere Versuch mit Mais ist über
Erwarten geglückt, und wird von elnem verhältnis-
mäßig kleinen Areal der etwa 1000 Zentner be-
trageude Bedarf des ganzen Gouvernements an
Mais nicht nur mit Leichtigkeit gedeckt, sondern noch
ein Uberschuß erzielt werden. Bei einem Durch-
schnittspreise von 5 Mark pro Zentner erglbt dies
für die Kaiserliche Station eine Einnahme von
5000 Mark pro Jahr, welcher Umstand die Weiter-
führung der Hauptpflanzung wesentlich erleichtert.
Außer Mais, welcher jährlich nur einen kleinen Teil.
der Unterpflanzung ausmachen kann, sind 10 000
Bananen, 10000 Ananas und 4 ha Maniok ge-
pflanzt worden. Diese Anlagen sollen allmählich
derartig vergrößert werden, daß Pflanzungsarbeiter
und Truppe relchlich davon ernährt werden können.
Nach vor Jahren besonders in Kaiser-Wilhelms-
land gemachten Erfahrungen ist die ungewohnte und
daher ungesunde Reisnahrung die Ursache der un-
geheuren Arbeiterverluste gewesen; Verluste, die noch
heute bei der Arbeileranwerbung durch häufige Miß-
erfolge nachwirken.
Noch viel weniger als in Europa kann ein Mann
mit beschränktem Kapital in den Tropen eine Pflan-
zung nach bisherigem Muster anlegen. Unter
10 Jahren kann unter keinen Umständen eine Voll-
ernte von dem Kokosnußbaum erwartet werden. In
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diesen 10 Jahren muß nicht nur laufend Geld hin-
eingesteckt werden, sondern auch noch die Zinsen der
aufgewandten Summe mit 10 péCt. in Anschlag ge-
bracht werden. Diese Aussicht dürfte den kleinen
Pflanzer, der erst noch Schwierigkeiten bel der An-
werbung von Arbeitern, Beschaffung seiner Waren-
bezüge usw. haben kann, kaum reizen. Das Bestreben
eines jeden großen und kleinen Pflanzers muß daher
dahin gehen, durch gleichzeitiges Pflanzen von
Taros, Maniok, Mais, Bananen, Ananas, süßen
Kartoffeln und Kokosnüssen soviel wie möglich aus dem
Boden herauszuschlagen. Nach bisher hier gemachten
Erfahrungen verträgt die Kokosnuß nicht nur die
Unterpflanzung in den ersten Jahren sehr gut, sondern
sie gedeiht darin bedeutend besser als freistehend und
bleibt gesünder und frischer, weil die Schädlinge, die
in Ermangelung einer anderen Nahrung sich der
Kokosnuß zuwenden, nun in der Unterpflanzung ihre
Rechnung finden. Wenn dieselben auch einigen
Schaden darin anrichten, so blelbt doch die Haupt-
pflanzung ziemlich verschont.
Seit zwei Jahren ist auf der Regierungspflan-
zung dem Auftreten der Schädlinge große Aufmerk-
samkeit geschenkt worden. Unter denselben ist eine
Raupe, die in solchen Mengen auftritt, daß sie in
1 bis 2 Tagen 6 m breite, mit Kautschgras be-
pflanzte Wege 8 bis 10 Kllometer weit bis auf die
Graswurzeln kahl frißt, die gefährlichste.
Interessant ist die Beobachtung, daß dieser
Schädling erst nach Anlegen und Bepflanzen der
Wege mit Kautschgras aufgetreten ist. In Neu-
Pommern soll diese Raupe nie, wenigstens nicht in
so ungeheuren Mengen, beobachtet worden sein. In
Stephansort trat dieselbe in der Mitte der 90er
Jahre ganz plötzlich auf, richtete viel Schaden an
und verschwand dann sehr schnell. Da das Vor-
kommen dieser gefräßigen Tiere bisher nur in den
Monaten Januar, Februar und September, Oktober
beobachtet wurde, werden immerhin einige Vor-
kehrungen zur Abwehr getroffen werden können. Am
vorteilhaftesten scheint das Einsäen von Mais zu
sein, nicht zur Körner= sondern Grünfuttergewinnung,
da die süßen kaum angesetzten Malekolben eine große
Anziehungskraft auf die Raupen ausüben. Die
Maisernte der Monate Jannar, Februar blieb in-
folge dessen zwar um hinter der ursprünglichen
Taxe zurück, die Kokosnußpflanzung aber blieb un-
versehrt.
Der Versuch, den Prairieboden mit Büffeln um-
zubrechen, hat gute Resultate gezeitigt, wenngleich an-
gestrengteste und sortlaufende Arbelt von den Tieren
nur in der Regenzeit gefordert werden darf. Da
ein von einer Kärabaukuh hler geborenes Kalb recht
gut fortkommt, wird die Einführung von Kühen,
die zur Arbeit noch besser zu brauchen sind als
Ochsen, ins Auge gefaßt werden, besonders, da das
Halten der Büffel außerordentlich wenig kostet und
die Sagosümpfe denselben ihre Existenzbedingung
gewährleisten.