Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

glaube der Eingeborenen eine Rolle spielte. Die 
großen Männer der einzelnen Stämme, die in dem 
Rufe standen, Regen machen zu können, sahen ihre 
Bemühungen von keinem Erfolg gekrönt und griffen 
zu dem letzten Mittel, das Gras und den Busch in 
Brand zu stecken, bei allem Aberglauben elne fast 
logische Denkweise. Aus Achtung vor der Regie- 
rungspflanzung hatten die Eingeborenen an der 
Grenze derselben grüne Büsche hingelegt, in der 
festen Uberzeugung, daß das Feuer dieselben nicht 
ohne Erlaubnis des Regenmachers überschreiten 
würde. Zu ihrer großen Uberraschung und Be- 
trübnis war dies doch der Fall. 
Aus diesen Gründen hat diese Pflanzmethode 
trotz ihrer Vorzüge ihre großen Nachteile. Die er- 
wähnten Umstände veranlaßten die Keiserliche 
Station, von umfangreichen Neupflanzungen abzusehen 
und mit allen verfügbaren Kräften die gründliche 
Reinigung der bestehenden Pflanzung von dem ge- 
fährlichen Kunai (Alang-Alang, hohes Gras) zu be- 
treiben. 
Am Schluß des Berichtsjahres war die Pflan- 
zung gegen die Gefahr des Prairiebrandes gesichert. 
Der Grasboden Neu-Mecklenburgs zeigt eine völlig 
andere Beschaffenheit, als derjenige des Nordrandes 
der Gazellehalbinsel. In Neu-Meckleuburg tief- 
gründiger roter Lehmboden, der, wenn gut von dem 
Alang-Alang gereinigt, sast jede Kultur neben der 
Kokosnuß als Unterkultur zuläßt. Dort Binsstein, 
der als Kultur nur die Kokosnuß begünstigt und 
rationelle Unterkulturen ausschließt. 
Der erste größere Versuch mit Mais ist über 
Erwarten geglückt, und wird von elnem verhältnis- 
mäßig kleinen Areal der etwa 1000 Zentner be- 
trageude Bedarf des ganzen Gouvernements an 
Mais nicht nur mit Leichtigkeit gedeckt, sondern noch 
ein Uberschuß erzielt werden. Bei einem Durch- 
schnittspreise von 5 Mark pro Zentner erglbt dies 
für die Kaiserliche Station eine Einnahme von 
5000 Mark pro Jahr, welcher Umstand die Weiter- 
führung der Hauptpflanzung wesentlich erleichtert. 
Außer Mais, welcher jährlich nur einen kleinen Teil. 
der Unterpflanzung ausmachen kann, sind 10 000 
Bananen, 10000 Ananas und 4 ha Maniok ge- 
pflanzt worden. Diese Anlagen sollen allmählich 
derartig vergrößert werden, daß Pflanzungsarbeiter 
und Truppe relchlich davon ernährt werden können. 
Nach vor Jahren besonders in Kaiser-Wilhelms- 
land gemachten Erfahrungen ist die ungewohnte und 
daher ungesunde Reisnahrung die Ursache der un- 
geheuren Arbeiterverluste gewesen; Verluste, die noch 
heute bei der Arbeileranwerbung durch häufige Miß- 
erfolge nachwirken. 
Noch viel weniger als in Europa kann ein Mann 
mit beschränktem Kapital in den Tropen eine Pflan- 
zung nach bisherigem Muster anlegen. Unter 
10 Jahren kann unter keinen Umständen eine Voll- 
ernte von dem Kokosnußbaum erwartet werden. In 
  
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diesen 10 Jahren muß nicht nur laufend Geld hin- 
eingesteckt werden, sondern auch noch die Zinsen der 
aufgewandten Summe mit 10 péCt. in Anschlag ge- 
bracht werden. Diese Aussicht dürfte den kleinen 
Pflanzer, der erst noch Schwierigkeiten bel der An- 
werbung von Arbeitern, Beschaffung seiner Waren- 
bezüge usw. haben kann, kaum reizen. Das Bestreben 
eines jeden großen und kleinen Pflanzers muß daher 
dahin gehen, durch gleichzeitiges Pflanzen von 
Taros, Maniok, Mais, Bananen, Ananas, süßen 
Kartoffeln und Kokosnüssen soviel wie möglich aus dem 
Boden herauszuschlagen. Nach bisher hier gemachten 
Erfahrungen verträgt die Kokosnuß nicht nur die 
Unterpflanzung in den ersten Jahren sehr gut, sondern 
sie gedeiht darin bedeutend besser als freistehend und 
bleibt gesünder und frischer, weil die Schädlinge, die 
in Ermangelung einer anderen Nahrung sich der 
Kokosnuß zuwenden, nun in der Unterpflanzung ihre 
Rechnung finden. Wenn dieselben auch einigen 
Schaden darin anrichten, so blelbt doch die Haupt- 
pflanzung ziemlich verschont. 
Seit zwei Jahren ist auf der Regierungspflan- 
zung dem Auftreten der Schädlinge große Aufmerk- 
samkeit geschenkt worden. Unter denselben ist eine 
Raupe, die in solchen Mengen auftritt, daß sie in 
1 bis 2 Tagen 6 m breite, mit Kautschgras be- 
pflanzte Wege 8 bis 10 Kllometer weit bis auf die 
Graswurzeln kahl frißt, die gefährlichste. 
Interessant ist die Beobachtung, daß dieser 
Schädling erst nach Anlegen und Bepflanzen der 
Wege mit Kautschgras aufgetreten ist. In Neu- 
Pommern soll diese Raupe nie, wenigstens nicht in 
so ungeheuren Mengen, beobachtet worden sein. In 
Stephansort trat dieselbe in der Mitte der 90er 
Jahre ganz plötzlich auf, richtete viel Schaden an 
und verschwand dann sehr schnell. Da das Vor- 
kommen dieser gefräßigen Tiere bisher nur in den 
Monaten Januar, Februar und September, Oktober 
beobachtet wurde, werden immerhin einige Vor- 
kehrungen zur Abwehr getroffen werden können. Am 
vorteilhaftesten scheint das Einsäen von Mais zu 
sein, nicht zur Körner= sondern Grünfuttergewinnung, 
da die süßen kaum angesetzten Malekolben eine große 
Anziehungskraft auf die Raupen ausüben. Die 
Maisernte der Monate Jannar, Februar blieb in- 
folge dessen zwar um hinter der ursprünglichen 
Taxe zurück, die Kokosnußpflanzung aber blieb un- 
versehrt. 
Der Versuch, den Prairieboden mit Büffeln um- 
zubrechen, hat gute Resultate gezeitigt, wenngleich an- 
gestrengteste und sortlaufende Arbelt von den Tieren 
nur in der Regenzeit gefordert werden darf. Da 
ein von einer Kärabaukuh hler geborenes Kalb recht 
gut fortkommt, wird die Einführung von Kühen, 
die zur Arbeit noch besser zu brauchen sind als 
Ochsen, ins Auge gefaßt werden, besonders, da das 
Halten der Büffel außerordentlich wenig kostet und 
die Sagosümpfe denselben ihre Existenzbedingung 
gewährleisten.
	        
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