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Bericht über die provinz Assam (Brittsch-Vorderindien)
für das Jahr 1902/05.
Einem Bericht des Chief Commissioner der
Provinz Assam (Britisch-Vorderindien) über die
Kommunen der Provinz für das Eeschäftsjahr
1902/03 entnehmen wir folgendes:
In der Provinz gibt es 14 Stadtbezirke, die
unter elner bestimmten Stadtverfassung stehen, 9 or-
ganisierte Gemeinden, 2 Regierungsstationen und
3 unorganisierte Gemeinden. Die 9 organisierten
Kommunen stehen je nach dem Stande ihrer Ent-
wicklung unter verschiedenartiger Verfassung.
Die Vertretungen der organisierten Gemeinden
(Gemeinderäte) gehen aus Wahlen hervor. «
8 Städte erheben eine Grundsteuer bis zu
7½ péCt. des jährlichen Ertrags und eine Einkom-
mens= und Vermögenssteuer bis zu 6 pCt., wobei
Gouvernementsgebäude mitbesteuert werden.
In einzelnen Städten werden besondere Gebühren
für die Benutzung der Wasser= und Abfuhranlagen
erhoben.
Die Einnahmen aller Kommunen beliefen sich
auf 286 812 Rupien 2 Annas 8 Pies gegen 246 407
Rupien 15 Annas 6 Pies im Geschäftsjahre 190 1/02.
Die Ausgaben betrugen 296 088 Rupien 13 Annas
9 Pies gegen 295 255 Rupien, 3 Anas, und 8 Pies
im Jahre vorher. ·
Bedeutende Ausgaben werden an einzelnen Orten
für sanitäre Zwecke gemacht. »
Die Steuerveranlagungen werden von Zeit zu
Zeit revidiert.
Von den veranschlagten Steuern gingen in den
einzelnen Gemeinden 81,41 bis 90.30 péEt. ein,
während 1,65 bis 7 pCt., durchschnittlich 4,85 péCt.
gegen 5,89 pCt. im vorigen Berichtsjahre erlassen
wurden.
Alle Gemeinden mit Ausnahme von Sylhbet er-
halten bisher aus dem Lokal-, künftig aus dem
Provinzialfonds wesentliche Beihllfen vom Gouverne=
ment, hauptsächlich zu Zwecken des Wege= und Brücken-
baues, der Anlage von Wasserwerken u. dal.
erschiedene MWitteilungen.
Vericht über die Schlastrantheit am Vittoria · Ahanza.
Von Stabsarzt Dr. Lott. -
Verbreitung der Krankheit.
Der erste Fall von Schlafkrankhelt wurde im
April 1901 in Mengo (Kampala) festgestellt. Er
betraf einen Mann, der aus Busoga kam, und
weltere Nachforschungen ergaben, daß hier die Krank-
heit zuerst, etwa 1896, aufgetreten ist und sich in
wenigen Jahren durch ganz Uganda verbreitet hat.
Näheres über die Anfänge der Krankheit ließ sich
nicht ermitteln, doch erscheint es zwelfellos, daß sie
von der Westküste her auf dem Wege über den
Kongo eingeschleppt ist. Das Verbreitungsgebiet
der Krankheit beschränkt sich auf die Inseln und
die Küste des Sees, etwa 20 bis 40 englische
Meilen landeinwärts; Krankheitsfälle, die in größerer
Entfernung vom See im Inland gefunden wurden,
erwiesen sich stets als von der Seeküste herstammend.
Von Busoga aus nach Osten bzw. Süden am See-
ufer entlang fortschreitend, hat die Seuche sich in
Kavirondo und Ugaia festgesetzt, um am Grenzfluß
Gort haltzumachen. Auf ihrem Zuge nach Westen ist
sie nicht über den Katongafluß hinausgegangen, so
daß die dem Bezirk Bukoba benachbarten Land-
schaften Buddu und Ankole von ihr verschont ge-
blieben sind.
Ursache und Übertragung.
Ein Mitglied der englischen Kommission, welche
im vorigen Jahre zur Erforschung der Schlastrank-
heit nach Uganda gesandt wurde, Dr. Castellant, sah
als Krankheitserreger einen Streptokokkus an, den
er in der Zerebrospinalflüssigkeit der Kranken ge-
funden hatte; den Trypanosomen, welche er in den
meisten Fällen sah, schrieb er anfangs eine ätiologische
Bedeutung nicht zu. Colonel Bruce, der im März
d. Is. in Entebbe eintraf, kam bald zu der Über-
zeugung, daß jenes von Dr. Castellant zuerst ge-
fundene Trypanosoma in Wirklichkeit der Erreger
der Schlafkrankhett ist. Es gelang ihm, bei allen
Kranken, die er untersuchte, die Trypanosomen in
Blut und Zerebrospinalflüssigkeit nachzuweisen.
Dieses Trypanosoma Ugandense unterscheidet
sich morphologisch nur wenig von den bereits bekannten,
z. B. den bei Nagana und Surra beschriebenen,
jedoch sind Rinder und Hunde nicht dafür empfäng-
lich, wöhrend die Ubertragung auf Affen gelungen ist.
Die Entdeckung des Trypanosomas als Krank-
heltserregers wies zugleich auf den Weg hin, auf
welchem vermutlich die Ubertragung der Krankheit
erfolgen mußte. In den dichten Büschen am See-
u#fer fond Bruce eine Tsetsefllege, Glossina pal-
palis, und mit Hilfe der Behörden und Missionen
stellte er fest, daß Glossina palpalis überall da
vorkam, wo Schlafkrankheit herrschte, und daß um-
gekehrt alle Gegenden, in denen die Fleee fehlte,
auch von der Seuche verschont blieben. Über die
zahlreichen und interessanten Untersuchungen und
Experimente zu berichten, welche Bruce und seine
Mitarbeiter angestellt haben, erscheint hier nicht
angebracht, und ich verwelse in dieser Hinsicht auf
seine demnächst erscheinende Veröffentlichung. Harrt
auch eine Anzahl wichtiger Fragen noch der Lösung,
ob z. B. das Trypanosoma auch durch andere
Glossinenarten übertragen werden kann, ob es ferner
im Körper der Glossina einen besonderen Ent-
wicklungsgang durchmacht u. a. m., als sicher muß heute
jedenfalls angenommen werden, daß Trypanosoma
Ugandense ber Erreger der Schlafkrankheit ist,
und daß es durch den Stich der Glossina palpalis,
und wahrscheinlich nur dieser, auf den Menschen
übertragen wird.